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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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nicht allzu glücklich.«
    »Es kostet Sie Ihren Hals, wenn er auch nur den geringsten Schaden erlitten hat!«
    »Mein Hals ist so oder so nicht mehr zu retten.«
    Darauf gab Negus keine Antwort, sondern schickte sogleich zwei Männer zu Wagemakers Leiche hinüber. Während diese seine Taschen durchwühlten, raunte McIlwraith, ohne die Blicke vom Geschehen unten zu wenden: »Haben wir das Ihnen zu verdanken, Mrs. de Vries ?«
    »Ja«, antwortete Estelle leise. »Die Wirtin vom Roebuck Inn hat Sie mir als die letzte Person genannt, die hier gelebt hat und laut Gerücht der Geliebte von Dorothea Wagemaker gewesen sein soll. Ich hatte ohnehin schon geahnt, dass Sie nicht tot sind, und in diesem Moment wurde mir klar, dass William Sie und den Jungen hier vermutete. William war noch in der Schankstube und wusste nicht, was ich gerade tat. Also habe ich einem Stallknecht Geld gegeben, damit er mit einer Nachricht für Walpoles Bruder Horatio zum Windsor Castle reitet. Walpole hat ihn beauftragt, hier die Suche zu organisieren.« Sie hielt einen Moment inne, dann fügte sie hinzu: »Eigentlich hatte ich gedacht, er würde früher kommen.«
    »All dieses... Verhandeln... war also reine Verzögerungstaktik?«
    »Teilweise. Aber ich habe nichts gegen Sie, Captain. Ich wäre nur zu froh gewesen, wenn...«
    Aufgeregtes Getrappel unten verriet ihnen, dass der Schlüssel gefunden worden war. Sogleich befahl Negus seinem Adjutanten, die Tür zu öffnen. Dieser verschwand aus ihrem Blickfeld, doch ein Klappern verriet ihnen, dass der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Mit einem Knarzen ging die Tür auf.
    »Ich dachte, wir würden gemeinsame Sache machen«, ächzte Spandrel, der allmählich begriff, was für eine Täuschung Estelle da in aller Seelenruhe zugab.
    »Aber du hast mir ja auch nicht getraut, oder? Wenn du mir gesagt hättest, wohin wir fahren und warum, hätte es nicht dazu kommen müssen.«
    »Damit können Sie sich nicht rausreden«, hielt ihr McIlwraith vor. »Woher wussten Sie, dass Walpole seinen Bruder nach Windsor geschickt hatte? Er hat es Ihnen gesagt, richtig? Und er hat Sie dazu aufgefordert, ihn zu benachrichtigen, sobald sie von Spandrel etwas über den Aufenthalt des Jungen in Erfahrung bringen. Wenn Spandrel Ihnen folglich von Anfang an gesagt hätte, was er vorhat, dann hätten Sie ihn nur umso früher verraten.«
    »Für wie verkommen halten Sie mich?« »Für so verkommen, wie Sie sind.«
    »Wir hätten eine Lösung finden können, wie ich sie erhofft hatte«, murmelte Spandrel mit leerer Miene. Er sah einen Traum für immer entgleiten. »Wir hätten alle davonkommen können. Es bestand kein Anlass für...«
    »Eine militärische Lösung«, fiel ihm McIlwraith ins Wort. »Ob nötig oder nicht, jetzt bekommen wir eine. Und sie werden kurzen Prozess machen, könnte ich mir vorstellen, jetzt, da sie den Balg haben.«
    In diesem Augenblick kam Edward Walpole nach draußen.
    Er hinkte leicht und wurde vom Adjutanten gestützt. Im Gehen warf er erst einen Blick auf Wagemakers Leiche, dann nach oben aufs Dach. Spandrel starrte Estelle unverwandt an. Er wollte, dass sie seinen Blick erwiderte, doch sie verfolgte beharrlich das Geschehen unten. Negus hatte sich nur kurz um den jungen Walpole gekümmert, darm kehrte er auf seine Position von vorhin zurück und überließ das Kind der Obhut eines anderen, dem Aussehen nach ein Arzt.
    »Captain McIlwraith!«, rief Negus.
    »Ja, Colonel!«
    »Wo ist Ihr anderer Komplize?«
    »Hat sich wohl aus dem Staub gemacht.«
    »Ihre Begleiter dort oben sind Mrs. Davenant und Mr. Spandrel?«
    »Richtig.«
    »Schicken Sie sie runter. Mrs. Davenant zuerst.«
    »Wie Sie wünschen.« McIlwraith gab den Treppenabsatz frei und winkte Estelle nach vorne.
    Wegen der räumlichen Beengtheit kam Estelle nicht an Spandrel vorbei, ohne ihn zu streifen. Dennoch hielt sie die Augen weiter abgewandt. Er sah zu, wie sie sich langsam der Luke näherte, sich umdrehte und den Fuß auf die erste Leitersprosse setzte.
    In diesem Moment huschte McIlwraith geschmeidig auf sie zu, hob die Pistole und drückte ihr die Mündung an die Schläfe. »Das ist weit genug, Madam«, knurrte er und spannte den Hahn. »Sie haben doch wohl nicht im Ernst geglaubt, dass ich Sie gehen lasse.«
    »Tun Sie's nicht, Captain!«, rief Spandrel. »Sie ist es nicht wert!«
    »Da muss ich Ihnen widersprechen, Spandrel. Mir scheint, dass sie es unbedingt wert ist, zumal wenn ich bedenke, dass meine Strafe kaum noch

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