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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Prozess machen würden, wusste Spandrel nicht. Bald und ohne viel Federlesens, nahm er an. Diesmal, dessen war er sicher, würde ihm kein britischer Vizekonsul - sofern überhaupt schon ein Nachfolger für Cloisterman ernannt worden war - einen Besuch abstatten.
    Mit dieser Annahme hatte er Recht, wenn auch nur insofern, als der stutzerhaft gekleidete Besucher, den man wenige Tage nach seinem Eintreffen zu ihm in die Zelle brachte, nicht der Vizekonsul war. Evelyn Dalrymple, wie sich der Bursche mit kehliger Stimme vorstellte, betonte in gewundenen Formulierungen, dass er ein hohes Amt an der britischen Botschaft in Den Haag innehielt und unter normalen Umständen nie eine Fahrt durch halb Holland in einem Trekschuit auf sich genommen hätte, nur um das zweifelhafte Vergnügen einer Besichtigung der Zellen im Stadhuis zu genießen. Wenn er das dennoch tat, zeigte sich darin das hohe Maß an Fürsorge, mit dem die britische Regierung auf einen angemessenen und korrekten Ablauf des Verfahrens achtete.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie zu schätzen wissen, wie viel wir für Sie getan haben, Spandrel.«
    »O doch, ich weiß das sehr zu schätzen, Mr. Dalrymple, glauben Sie mir.«
    »Wir haben insbesondere darum ersucht, dass Ihnen die Folter erspart bleiben möge.«
    »Da hat es jemand gut mit mir gemeint.«
    »Allerdings. Aber es war nur eine Bitte, verstehen Sie. Stoßen Sie bei der Befragung wilde Beschuldigungen aus - werfen Sie sozusagen mit Schlamm -, kann sich der Vogt veranlasst fühlen, zur Findung dessen, was er für die Wahrheit hält, Folterbank und Daumenschrauben zu verwenden. Die Holländer sind ein stures Volk, vor allem dann, wenn man meint, sie belehren zu müssen. Sind Sie mit dem Begriff Abrechnung auf Holländisch vertraut?«
    »Ich glaube, nein.«
    »Wenn Sie sich in diesem Land über eine Gasthausrechnung beschweren, wird der Wirt sie Ihnen nur mit zusätzlichen Aufschlägen zurücksenden. Auf die gleiche Weise kann es Ihnen passieren, dass Sie umso härter bestraft werden, wenn Sie Ihre Unschuld zu heftig beteuern. Hängen kann schnell und schmerzlos sein, wenn es fachkundig gemacht wird. Und die Holländer sind ein fachkundiges Volk. An Ihrer Stelle würde ich mehr auf ihre Fachkundigkeit bauen und nicht ihre Sturheit herausfordern.« »Danke für die Warnung.«
    »Keine Ursache.« Dalrymple warf einen kurzen Blick auf die vier klammen Wände und die Decke, was freilich nicht nötig gewesen wäre, weil er mit dem Scheitel beinahe oben anstieß. »So schlecht ist es hier gar nicht, oder?«
    »Bestimmt nicht. Ein richtiges Zuhause in der Fremde. Ich kann selbst nicht verstehen, warum ich es verlassen wollte.« Dalrymple sah ihn scharf an. »Beim Verhör würde ich Ihnen Sarkasmus nicht empfehlen, Spandrel.« »Ich werde es beherzigen.«
    »Ich muss Sie fragen, ob Sie... die Dienste eines Priesters benötigen.«
    »Wird sich diese Frage nicht erst nach meiner Verurteilung stellen?«
    »Wahrscheinlich«, brummte Dalrymple schulterzuckend. »Aber es schadet nicht, im Voraus zu planen.«
    »In diesem Fall... nein.« Spandrel zwang sich zu einem Lächeln. »Ein Priester könnte Schlamm aufwühlen.«
    In London war Schlamm tonnenweise zu haben. Kaum ein Tag verging im Parlamentsgebäude, ohne dass einer oder mehrere vaterlandslose Gesellen verhört wurden. Aber wo waren die ernst zu nehmenden Verschwörer, wo die echten Verräter? Zehn Tage nach der Vertreibung der Papisten und Eidesverweigerer aus der Hauptstadt schien mit der Verhaftung von George Kelly, Sekretär des Bischofs von Rochester, in seiner Wohnung in der Little Ryder Street eine Antwort zum Greifen nahe.
    Doch binnen kurzem wusste die ganze Stadt, dass es Kelly dank seiner ausgesprochen unsekretärhaften Fähigkeiten als Schwertkämpfer gelungen war, die Häscher eine Zeit lang in Schach zu halten, während im Wohnzimmerkamin ein Großteil seiner vermutlich belastenden Korrespondenz fröhlich vor sich hin gebrannt hatte. Für solchen Pfusch, hieß es, würde Walpole jemanden büßen lassen, nicht zuletzt deshalb, weil ihm nun selbst Schwierigkeiten ins Haus standen.
    »Wir werden ihn freilassen müssen«, lautete Walpoles Schlussfolgerung, als er zwei Tage danach gemeinsam mit Townshend den Bericht der Dechiffrierer über diejenigen Unterlagen Kellys auswertete, die nicht von den Flammen verzehrt worden waren. Und es war eine Bilanz, die ihn schmerzte. »Das hier ergibt nichts.«
    »Aber wenn wir Kelly nichts anhaben

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