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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Wand prangten jetzt acht Striche. Dem Falschmünzer in der Nachbarszelle, dem am selben Tag wie Spandrel der Tod durch den Strick beschieden war, blieb die beruhigende Wirkung des Jenever verwehrt, und oft hallten seine grässlichen Angstschreie durch das Gefängnis.
    Es gab einfach keinen richtigen oder edlen Weg, sich dem Tod zu stellen, sagte sich Spandrel in einer der langen Perioden betrunkener Klarsicht. Er betraf jeden Menschen gleichermaßen. Die mal trappelnden, mal schlurfenden Füße, die draußen auf der Straße zu hören waren, führten ihre Besitzer genauso sicher zum Tod, wie Spandrels Aufenthalt in dieser Zelle mit dem Strick beendet würde. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er wusste, wann seine Reise zu Ende war. Und dieses Ende stand nun nahe bevor, so nahe, dass er es beinahe riechen konnte. Er griff nach der Flasche Jenever und führte sie an seine Lippen. Und schon wich der Tod in den Schatten zurück. Aber nur ein wenig, ein klein wenig.
    Allein in seinem Büro im Orford House, warf Robert Walpole ein weiteres Holzscheit ins Feuer und sah zu, wie die Flammen flackerten. Es war eigentlich kein kalter Abend, aber er brauchte Licht und Wärme. Er ging zum Schreibtisch, nahm das darauf liegende Hauptbuch mit dem grünen Umschlag in die Hand und durchblätterte es aufs Geratewohl. So viele Namen. So viel Geld. So viele erhabene Geheimnisse. Es ging ihm gegen den Strich, sich davon zu verabschieden. Damit handelte er jedem seiner politischen Instinkte zuwider. Doch die letzte Wendung der Ereignisse hatte ihm vor Augen geführt, wie gefährlich das Grüne Buch war - für ihn wie für alle anderen. Selbst wenn Horatio die jüngste Krise in den Griff bekam, ließ sich nicht sagen, ob nicht bald eine andere auflodern würde. Schließlich war er zum großen Teil selbst an der Spandrel-Affäre schuld. Das Grüne Buch war einfach zu verlockend. Letztlich gab es nur eine Möglichkeit, die Probleme, die es aufwarf, zu lösen. Mit einem Seufzer des Bedauerns kehrte Walpole zum Feuer zurück und setzte sich davor in den Stuhl. Dann riss er eine Seite nach der anderen heraus und fütterte damit die Flammen.
    Inzwischen waren es neun Kratzer an der Wand. In der Welt jenseits des Fensters von Spandrels Zelle verblasste das Licht. Morgen war der letzte Tag, den er in der Zelle verbrachte, ja, der letzte Tag, den er überhaupt irgendwo auf der Welt verbrachte, es sei denn, es gab auch nach dem Leben irgendwo einen Platz für ihn.
    Seine Träumerei wurde jäh durch das Aufsperren der Tür beendet. Überrascht fuhr er herum und sah die zottelige Gestalt des Großen Janus im Türrahmen stehen. Bisher war das Kommen und Gehen der Wärter regelmäßig und berechenbar gewesen.
    »Opstaan, mijnvreind. Opstaan.«
    »Was ist los?«
    »Mijnheer Aertsen. Er will dich.«
    »Wofür?«
    Der Große Janus zuckte die Schultern. »Ik weet hat niet. Du kommst mit. Jetzt.«

44 Die Launen des Schicksals
    Aertsen wartete im Verhörzimmer auf Spandrel, aber er war nicht allein. Neben ihm, an der Längsseite des Tisches unter dem Kronleuchter, saß Dalrymple, dessen geschürzte Lippen ahnen ließen, dass ihm diese zweite Reise nach Den Haag kein bisschen besser als die erste gefallen hatte. Auf der anderen Seite saß ein schmalschultriger Bursche mit schwarzer Perücke und einem Gesicht von der Farbe und Maserung eines alten Sattels. Am langen Ende des Tisches lümmelte ein vierter Mann auf seinem Stuhl. Eine Hand hatte er in die Westentasche gesteckt, wohl um damit ein Zucken in der Schulter besser zu verbergen. Er war nicht so gut gekleidet wie die anderen, aber irgendwie vermittelte er den Eindruck, im Rang über ihnen zu stehen. Vogt Lanckaert war nirgendwo zu sehen.
    Aertsen ratterte einige Befehle herunter, woraufhin der Große Janus Spandrel zu einem Stuhl gegenüber dem Tisch führte und auf die Sitzfläche drückte, um dann sogleich zu gehen, ohne sich die Mühe zu machen, den Gefangenen an den Steinblock zu ketten. Das kam Spandrel nun wirklich merkwürdig vor, fast so merkwürdig wie das Fehlen von Federn und Papier auf dem Tisch. Etwas stimmte an dieser Versammlung nicht, so viel stand für ihn fest, noch bevor das erste Wort an ihn gerichtet wurde.
    »Mr. Dalrymple kennen Sie bereits«, begann Aertsen, nachdem er Spandrel einen Augenblick lang in seiner unverhohlenen Art mit zusammengekniffenen Augen gemustert hatte. »Und der andere Herr ist Mijnheer Gerrit de Vries.« Er nickte der mit entschlossener Miene rechts

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