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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Kopfseite mit Kerzen beleuchtet war. Am hinteren Ende glaubte Spandrel, im Zwielicht die Konturen einer Folterbank auszumachen.
    Vor dem leeren Kamin stand unterhalb eines Kronleuchters ein langer Tisch. Es war kälter als in der Zelle; Spandrels Atem verdunstete an der Luft zu Wolken. Am Tisch saßen drei Männer, einer davon war mit Papier und Feder ausgestattet. Ein vierter Mann stand vor dem verdunkelten Fenster und rauchte Pfeife. Er war älter als die anderen und schien keinerlei Interesse an Spandrels Ankunft zu zeigen. Die Wärter führten Spandrel zu einem Stuhl gegenüber dem Tisch und forderten ihn mit Gesten auf, sich darauf zu setzen. Dann ketteten sie eines seiner Beine an einen im Steinboden verankerten schweren Holzblock und gingen.
    Die zwei ohne Stifte und Papier am Tisch sitzenden Männer wechselten kurz ein paar Worte auf Holländisch, ehe einer - ein spindeldürrer Bursche mit bleichem Gesicht und einem Schielen, das seine schmale, knochige Nase noch hervorzuheben schien - langsam auf Englisch zu ihm sagte: »Ihr Name ist William Spandrel?«
    »Ja. «
    »Das ist ein Verhör. Sie werden der Ermordung von Ysbrand de Vries beschuldigt. Gestehen Sie das Verbrechen?«
    »Nein.«
    »Sie wurden auf frischer Tat ertappt, Spandrel. Leugnen ist zwecklos.«
    »Ich kann es erklären.«
    »Bitte.«
    Spandrel war längst zu dem Schluss gekommen, dass seine einzige Chance - wenn sie auch noch so gering war -, um der Falle zu entkommen, in die ihn Zuyler gelockt hatte, darin bestand, seinen Inquisitoren die Wahrheit zu sagen und darauf zu hoffen, dass sie Zuylers Version in Zweifel zogen. Wie diese Version genau lautete, wusste er natürlich nicht, aber er konnte sich denken, dass der andere ihn in den schwärzesten Farben geschildert hatte. So erzählte er seine Geschichte von Anfang an, ohne etwas zurückzuhalten. Wie überzeugend sie wirkte, vermochte er allerdings nicht zu beurteilen. Die Männer nahmen seine Aussage mit ausdrucksloser Miene zur Kenntnis, und als er geendet hatte, gab es eine kurze Diskussion auf Holländisch, gefolgt von kurzem Schweigen, das durch eine Frage gebrochen wurde, von der er glaubte, sie bereits beantwortet zu haben.
    »Was enthielt die Depeschenkassette?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich weiß es nicht.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Wenn sie nicht in Mijnheer de Vries' Truhe ist, dann muss Zuyler sie herausgenommen haben.«
    »Was hätte er davon?«
    »Das weiß ich nicht. «
    Plötzlich bellte der Mann am Fenster etwas dazwischen. Der andere, der des Englischen mächtig war, zog daraufhin nur die Augenbrauen hoch, dann sagte er: »Sie sind ein Agent des Marquis de Prie, Spandrel. Das ist eine bekannte Tatsache.«
    »Von wem?«
    »Sie hatten Mevrouw de Vries gesagt, dass Sie über Brüssel gekommen sind. Wozu hätten Sie Brüssel besuchen sollen, außer um vom Marquis Ihre Instruktionen zu bekommen?«
    »Ich... war im ganzen Leben noch nie in Brüssel.« Eine jähe Erkenntnis traf Spandrel bis ins Mark. Estelle de Vries hatte gelogen. Und das konnte nur bedeuten, dass sie und Zuyler unter einer Decke steckten. »Sie müssen mir glauben.«
    »Wie könnten wir? Das Spionagenetz des Marquis ist lückenhaft. Cornelis Hondslager ist vor mehreren Wochen bei einer Schlägerei in einer Taverne umgebracht worden.«
    »Dann hat mich Zuyler auch über ihn belogen.«
    »Sie sind der Lügner, Spandrel. Gestehen Sie. Und ersparen Sie sich schreckliches Leiden.«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.«
    »Wir geben Ihnen eine Bedenkzeit. Danach werden Sie noch einmal verhört.« Der Mann erhob sich, ging zur Tür und rief etwas auf Holländisch. Sogleich erschien ein Wärter, und es folgte ein kurzes gemurmeltes Zwiegespräch auf Holländisch.
    »Zuyler hat ihn ermordet!«, schrie Spandrel verzweifelt. »Verstehen Sie das nicht?«
    »Wir bringen Sie in eine Einzelzelle«, antwortete der andere ungerührt. »Vielleicht fällt Ihnen dort das Denken leichter. Hoffentlich - um Ihrer selbst willen.«
    Die Einzelhaft bewirkte, dass Spandrel sich bald nach der Gesellschaft des geschwätzigen Taschendiebs Dirk sehnte. Eine Verzweiflung, schwärzer als die Nacht jenseits der kleinen vergitterten Fenster hoch oben in der Wand, schloss sich um ihn und löste sich auch bei Tagesanbruch nicht auf. Die Schmerzen im Kopf hatten nachgelassen, und die Rippen schienen zu heilen, doch das raubte ihm eine willkommene Ablenkung vom Grübeln über die Ausweglosigkeit seiner Lage. Er

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