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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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jetzt mit einer Fackel in der Hand auf der Schwelle stehen blieb. Sein Mund öffnete sich immer weiter, während er die Szene zu erfassen suchte. Neben ihm tauchte Zuyler auf. In der linken Hand hielt er eine Lampe und in der rechten eine - Pistole. Mit ausdruckslosem Gesicht und erhobener Waffe bewegte er sich langsam auf Spandrel zu.
    »Sie haben ihn umgebracht, Spandrel. Sie haben Mijnheer de Vries ermordet!«
    »Was ? Nein. Was reden Sie...«
    Spandrel verstummte jäh. Mit einem Schlag hatte er begriffen. Die unerwartete Freundschaft; der raffinierte Plan; das unbewachte Haus - das alles war Teil einer Intrige mit de Vries und ihm als den Opfern. Er war erneut in eine Falle gelockt worden. Nur würde ihn diesmal niemand retten.
    Er machte einen Satz zur Tür - zu spät. Mitten in der Bewegung traf ihn der Lauf von Zuylers Pistole am Kopf, und er hielt abrupt inne.
    »Sie bleiben, wo Sie sind«, zischte Zuyler und spannte den Hahn.
    »Aber, um Himmels...«
    »Mund halten!«
    Die Mündung der Pistole presste sich gegen Spandrels Schläfe und zwang ihn, bis zur Tischkante zurückzuweichen. Zuylers Augen waren im Schatten verborgen, doch Spandrel spürte, dass auch sie sich in ihn hineinbohrten.
    Auf Holländisch bellte Zuyler irgendetwas über die Schulter. Das alte Faktotum nickte und trippelte eilig die Treppe hinunter. »Ich habe ihm aufgetragen, einen Wachmann zu rufen«, sagte Zuyler. Nun, da sie allein waren, änderte sich sein Ton. »Man wird den Landrat, der das Richteramt innehat, holen. Die Ermordung eines angesehenen Bürgers in seinem eigenen Haus ist eine entsetzliche Tat. Aber es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens ist der Mörder nicht geflohen. Natürlich kann er das immer noch versuchen. In diesem Fall hätte ich keine andere Wahl als... ihn zu erschießen.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Im Gegenteil! Ich bin zutiefst erschüttert und empört über diese Bluttat an meinem geliebten Dienstherrn. So, jetzt die Laterne auf den Schreibtisch stellen.« Spandrel gehorchte. »Und Hammer und Meißel fallen lassen.« Erneut tat Spandrel, was von ihm verlangt wurde, und beide Werkzeuge polterten auf den Läufer. »Und rüber zum Toten gehen.«
    Der Druck der Pistole gegen seine Schläfe ließ nur so weit nach, dass Spandrel sich in Bewegung setzen konnte. Dicht gefolgt von Zuyler machte er drei unsichere Schritte, dann standen sie über de Vries.
    »Hinknien.« Spandrel ließ sich auf die Knie sinken. Schon spürte er, wie das Blut durch den Stoff seiner Hose drang und seine Haut feucht wurde. »Hände ins Blut legen.« Spandrel zögerte höchstens eine Sekunde, doch das genügte, um wieder die Pistole an der Schläfe zu spüren. »Tun Sie, was ich Ihnen sage.« Zuylers ruhiger Ton machte Spandrel deutlich, dass jeder Widerstand zwecklos war. Mit einem Schauder breitete er die Hände vor sich aus. »Und jetzt damit über die Brust fahren.«
    Spandrel tat, was von ihm verlangt wurde. Während er sich das Blut über Hemd und Rock schmierte, sah er zu Zuyler auf. »Warum haben Sie ihn umgebracht?«, fragte er in fast flehendem Ton.
    »Die Frage ist doch vielmehr, Spandrel, warum haben Sie ihn umgebracht? Aufstehen.«
    Spandrel begann sich aufzurichten. Fieberhaft überlegte er, ob das vielleicht seine beste Chance war, sich auf Zuyler zu werfen. Er musste etwas tun, bevor die Polizei eintraf und sich von seiner Schuld überzeugte. Er wäre in der Lage, Zuyler zu überwältigen und vielleicht sogar die Wahrheit von ihm zu erzwingen. Auf einem Knie stehend, sammelte er all seine Kräfte und warf sich gegen Zuylers Unterleib.
    Die Pistole ging mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen an Spandrels rechtem Ohr los, doch die Kugel ging daneben. Tatsächlich konnte Spandrel Zuyler von den Füßen reißen. Beide Männer fielen zu Boden. Dabei rollte die Lampe über den Boden und verlieh den ineinander verknäuelt Ringenden gespenstische Schatten. Beim Aufprall auf den Boden war Zuyler die Pistole aus der Hand gefallen. Spandrel sah sie davon schlittern und streckte sich blitzschnell danach. Er wollte sie als Keule verwenden. Zu spät. Zwar bekam er den Lauf zu fassen, aber als er zu Zuyler herumwirbelte, sah er den Hammer in der Hand des Holländers auf sich zuschießen.

8 Der Arm des Gesetzes
    Als Spandrel wieder zu sich kam, glaubte er einen Moment lang, erneut im Fleet Prison eingesperrt zu sein. Alle Merkmale waren vorhanden: das von oben durch ein vergittertes Fenster herab sickernde, düstere Licht; die raue

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