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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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hatte die Wahrheit gesagt, aber das hatte ihm nichts geholfen. Früher oder später würde die Folter - oder ihre Androhung - ihn zwingen, seine Geschichte zu ändern. Dann wäre seine Schuld scheinbar bewiesen, und die Strafe würde auf dem Fuß folgen. Das war die grausame Logik des Rechts in jedem Land. Er würde bekennen, dass er der Agent eines Mannes sei, von dem er noch nie gehört hatte. Er würde einen Mord gestehen, den er nicht begangen hatte. Und danach wären sie mit ihm fertig.
    Warum hatte Estelle de Vries gelogen? Nur eine einzige Antwort ergab einen Sinn: Sie musste Zuylers Geliebte sein. Jetzt konnte sie de Vries' Vermögen erben und den jüngeren Mann heiraten. Richtig, es konnte gar nicht anders sein. Spandrel war der arglose Schmied ihres Glückes gewesen.
    Und die drei Männer, die versucht hatten, ihn zu töten? Waren sie wirklich Agenten von de Vries? Oder war all das nur ein Teil der von Zuyler ersonnenen Charade gewesen? Wenn ja, dann hatte Sir Theodore am Ende doch beabsichtigt, ihren Handel einzuhalten. In diesem Fall hätte er nur Amsterdam zu verlassen brauchen und eine von Schulden freie und an Möglichkeiten reiche Zukunft vor sich gehabt.
    Und was hatte er stattdessen vor sich? Vier feuchte Wände, eine verlauste Strohmatte und seinen vorzeitigen Tod. Er hatte genügend Hinrichtungen in Tyburn gesehen und wusste, wie es sein würde. Ob Männer sich tapfer dem Galgen stellten oder vor Angst zitterten, änderte nichts. Der Tod durch den Strick war nie schön. Er bedeutete zuckende Glieder, entleerte Gedärme, hervorquellende Augen und Schaum vor dem Mund. Er war etwas, das viele gerne anschauten, aber keiner am eigenen Leib spüren wollte, eine gerechte Strafe für Schuldige -und gelegentlich auch gegen Unschuldige verhängt.
    Der Montag - er war nicht sicher, ob Morgen oder Nachmittag - brachte einen Besucher. Zuerst dachte Spandrel, sein Verhör würde fortgesetzt, aber die Wärter machten keine Anstalten, ihn abzuführen. Stattdessen legten sie ihm Fesseln an und ketteten ihn an einen Haken in der Wand, ehe sie einen Fremden hereinließen.
    Es war ein gepflegter junger Mann mit blonder Perücke und beigefarbenem Rock, den er an sich raffte, entweder wegen der Kälte oder aus der nicht unbegründeten Sorge, er könnte ihn beschmutzen, wenn er gegen etwas streifte. In einer Hand hielt er ein Tuch, und es kostete ihn offenbar einige Mühe, es sich nicht vor die Nase zu halten. Seine ängstlich verkniffene Miene vervollständigte schließlich den Eindruck eines Mannes, der sich an einem Ort befand, den er auf keinen Fall freiwillig aufgesucht hatte und wo er nicht eine Minute länger als notwendig zu bleiben beabsichtigte.
    »Sie sind Spandrel?«, fragte er in lupenreinem Englisch.
    »Ja.«
    »Cloisterman. Britischer Vizekonsul.«
    »Sind Sie gekommen, um mir zu helfen?«
    »Die einzige Hilfe, die ich Ihnen geben kann, ist, Sie eindringlich zu bitten, dem Landrat, der das Richteramt innehat, alles zu sagen.«
    »Das habe ich doch getan.«
    »Er scheint anderer Meinung zu sein. Warum, zum Beispiel, waren Sie in Brüssel?«
    »Dort war ich nie. Mrs. de Vries lügt.«
    »Ein unseliger Vorwurf, den Sie gegen eine trauernde Witwe erheben. Sie trägt heute ihren Mann zu Grabe. Der Konsul wird auch an der Beerdigung teilnehmen und versuchen, wenigstens eine gewisse Wiedergutmachung der Schande zu leisten, in die Sie die britische Gemeinde in Amsterdam gestürzt haben.«
    »De Vries ist von seinem Sekretär ermordet worden, Mr. Cloisterman: Pieter Zuyler. Mrs. de Vries weiß das ganz genau. Wahrscheinlich hat sie ihm geholfen.«
    »Weshalb sollte sie das tun?«
    »Wohl wegen des Geldes, das sie erben wird. Geld, das sie jetzt teilen werden.«
    »Aber sie wird nicht erben, Spandrel. Jedenfalls nicht viel. De Vries hatte einen Sohn aus einer früheren Ehe, der zurzeit Direktor bei der V. O.C. in Java ist.« Mit V O.C. meinte Cloisterman die holländische Ostindien-Gesellschaft - Verenigde Oostindiscbe Compagnie -, wie Spandrel zuvor bereits von Zuyler erfahren hatte. »Der jüngere de Vries, nicht die reizende Witwe«, fuhr Cloisterman fort, »ist durch Ihre Tat reich gemacht worden.«
    »Aber ich habe es nicht getan! Ich habe überhaupt nichts getan. Der Richter beschuldigt mich, Komplize irgendeines Marquis zu sein...«
    »Des Marquis de Prie.
    »Ja. Aber ich habe den Namen in meinem ganzen Leben noch nicht gehört, geschweige denn den Mann getroffen. Können Sie mir wenigstens sagen... wer das

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