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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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waren aufeinander angewiesen.
    »Das ist alles, Sie schlaues Kerlchen.«
    »Dann werde ich tun, was ich kann. Auch wenn mir beim besten Willen nicht klar ist, wie Sie die zwei stellen wollen.«
    »Indem ich mich in ihre Lage versetze und das benutze, was Gott mir zum Denken geben hat. Zuyler hat Dalrymple - das ist der Laffe in den Haag - gesagt, dass er schon einen anderen Käufer zu finden wisse. Und dass der König es ihm und Stanhope nicht danken würde, wenn er erführe, wer dieser Käufer ist. Das waren seine Worte. Er wird vielleicht noch bedauern, sie ausgestoßen zu haben. Wer würde alles geben, um die Regierung Seiner Majestät in den Augen des eigenen Volkes zu blamieren? Wer außer demjenigen, der selbst König sein möchte - der glaubt, es von Rechts wegen her eigentlich schon zu sein?«
    »Der Prätendent?«
    »Genau, Spandrel. Sie wollen ihr Glück bei den Jakobiten versuchen, und in Paris dürften sie ein ganzes Nest davon finden. Aber nach dem Fehlschlag mit Dalrymple und Stanhope werden sie sich vor Verhandlungen durch Mittelsleute hüten. Ich schätze, dass sie zum Hof von James Edward Stuart persönlich wollen.«
    »In Rom?«
    »Aye. Aber keine Sorge.« McIlwraith grinste. »Wir holen sie ein, lange bevor sie die Ewige Stadt erreichen. Das ist ein Versprechen.«
    Wie McIlwraith sein Versprechen einzuhalten gedachte, war Spandrel auch noch am frühen Abend schleierhaft, als sie von einem nahe gelegenen Kai in das Ruderboot stiegen, das sie über das vom Mond beleuchtete Hafenbecken zu der weit draußen vor Anker liegenden Havfrue brachte. Seine Angst wie auch seine Aufregung waren größer, als er sich vor McIlwraith anmerken lassen wollte. Sein neu gefundener Gefährte konnte sein Retter sein - oder ein verkleideter Teufel, und das konnte Spandrel unmöglich beurteilen. Auch konnte Spandrel höchstens raten, wie, wo oder wann ihre Reise enden würde. Er hatte schon befürchtet, Amsterdam nie wieder verlassen zu dürfen, und allenfalls gehofft, wohlbehalten heimzukehren. Und jetzt war er auf einmal zu einer Reise ins Unbekannte aufgebrochen. Er war weiter von Zuhause entfernt als je zuvor. Und eine Umkehr war nicht möglich.

14 Kalte Verfolgung
    Die Tage unmittelbar nach der »Verschleppung des Gefangenen Spandrel«, wie Aertsen den Vorfall in Ugels' Laden in seinem amtlichen Bericht trocken beschrieb, waren für Cloisterman sehr schwer. Er musste Unterstellungen von sich weisen, wonach er Spandrels Befreiung durch McIlwraith Vorschub geleistet hätte, doch zugleich war er gezwungen, sich bei seiner Rechtfertigung mehr Zurückhaltung aufzuerlegen, als ihm lieb war, sonst hätte er womöglich den Eindruck erweckt, er wolle Aertsens Position schwächen. Um den eigenen Kopf zu retten, hätte der Holländer in diesem Fall Vogt Lanckaert wahrscheinlich dazu überredet, er solle vorschlagen, Cloisterman zur Persona non grata zu erklären und ihn in Schimpf und Schande nach England zurückzuschicken. Doch dafür gefiel es Cloisterman in Amsterdam zu gut. Außerdem hatte sein Werben um die Tochter eines wohlhabenden Tabakhändlers ein viel versprechendes Stadium erreicht. Seine Verbannung würde eine Katastrophe für all seine Pläne bedeuten und musste unbedingt verhindert werden.
    Um das zu erreichen, sah Cloisterman nur eine Möglichkeit, nämlich in allem, was die Frage nach Spandrels Schuld oder Unschuld betraf, möglichst leise aufzutreten. Für ihn stand mittlerweile fest, dass Zuyler de Vries ermordet und die Indizien dann so arrangiert hatte, dass aller Verdacht auf Spandrel fiel. Das öffentlich auszusprechen hieße jedoch, die Kompetenz des Vogtes und damit die seines Vertreters in Frage zu stellen. Darum hütete er sich vor diesbezüglichen Äußerungen und hoffte, Aertsen würde sich ähnlich zügeln.
    Wenn er es genau bedachte, war die Unfähigkeit der Behörden, Spandrel und seinen Entführer zu fangen, durchaus hilfreich, denn so blieben ihnen bestimmte unbequeme Fragen erspart. Spandrels Flucht aus der Haft war peinlich, aber nicht so peinlich wie das Eingeständnis, dass ihnen der wahre Schuldige schon lange vorher durch die Finger geglitten war. Ferner fiel auf, dass Aertsen auf McIlwraiths Status als Agent des Brodrick-Ausschusses kein Gewicht legte. Damit hätte er womöglich eine förmliche Beschwerde des holländischen Staatenbunds an das britische Unterhaus provoziert, und die hätte Folgen gehabt, an die sämtliche Betroffenen lieber erst gar nicht dachten. McIlwraith war also

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