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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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nicht durchgebissen.« Er hob den Deckel an. »Brot. Käse. Schinken. Ein Krug Bier. Von allem genug. Genau das, was Sie nach zwei Wochen Gefängnisfraß brauchen.«
    »Warum tun Sie das?«
    »Nicht aus Mitleid mit Ihnen, Spandrel, falls Sie darauf gehofft haben sollten. Meine Hilfe ist mit einem Preis verbunden.«
    »Ich habe kein Geld.«
    »Diesen Preis können Sie auch ohne Geld bezahlen.«
    »Wie?«
    »Essen Sie was, Mann. Sie müssen wieder zu Kräften kommen.« McIlwraith schob mit dem Fuß eine Kiste zur Bank hinüber und bedeutete Spandrel, sich zu setzen. Dann riss er ein Stück vom Brotlaib herunter und drückte es ihm zusammen mit mehreren dicken Scheiben Schinken in die Hand. Zum Schluss entkorkte er die Flasche, um sie neben Spandrels Ellbogen auf die Bank zu stellen. »Gut?«
    Das Brot war frisch und weich, der Schinken mager und saftig. Ein betörender Geschmack breitete sich in Spandrels Mund aus. Er musste husten und trank einen Schluck Bier, dann sah er zu McIlwraith auf. »Gut!«, stöhnte er.
    »Nicht so gierig, sonst kommt es Ihnen hoch, kaum dass Sie es runter geschlungen haben. Sie haben alle Zeit der Welt.« McIlwraith verstaute seine Pistolen, zündete sich dann eine Pfeife an und setzte sich auf die Bank. Spandrel aß und trank langsamer. »Ich bin Captain James McIlwraith. Ich bin hier im Auftrag von General Ross und vertrete den wegen der South Sea Company eingesetzten Geheimen Untersuchungsausschuss des Unterhauses. Der Brodrick-Ausschuss. Schon mal davon gehört?«
    »Ja. Ich glaube, ja. Aber was... ?«
    »Alles zu seiner Zeit, Spandrel. Hören Sie nur zu. So ist es recht. Ich habe ein Vollmacht des Unterhauses bei mir, die mich berechtigt, in Vertretung des Ausschusses zu handeln, und die jeden Untertan der britischen Krone verpflichtet, mich bei den Ermittlungen zu unterstützen. Betrachten Sie sich als zur Mitarbeit aufgerufen. Diese Lagerhalle hier habe ich für kurze Zeit gemietet. Soweit der Makler des Eigentümers weiß, brauche ich sie vorübergehend, um eine Schiffsladung Mohn zu löschen. Aber die Ladung sind wir. Sie und ich. Und statt anzukommen, brechen wir auf. Aertsen wird damit rechnen, dass wir uns nach Rotterdam durchschlagen. Seine Männer werden auf der Jagd nach unseren Schatten einen ganzen Stall von Pferden in Grund und Boden reiten. Keine Frage, wenn wir diese Richtung eingeschlagen hätten, hätten sie uns längst eingeholt. Bei Ihrer langsamen Gangart hätten Sie mich nur aufgehalten und mir jede Chance genommen, sie abzuschütteln. Darum reisen wir übers Meer. Die Havfrue ist ein dänisches Segelschiff und sticht heute Abend mit Kurs auf Christiana in See. Wir werden an Bord sein. Der Kapitän hat sich bereit erklärt, uns - gegen eine großzügige Vergütung, versteht sich - zum Ostufer der Zuider Zee zu bringen. In Harderwijk werden wir abgesetzt. Das ist in der Provinz Gelderland. Seien Sie den Niederländern für die Besonderheiten ihres Rechts dankbar. Außerhalb von Holland können Sie ohne einen Stapel von Befehlen und eidlichen Erklärungen nicht verhaftet werden, und um diese auszustellen, würde die Zeit nie reichen, selbst wenn Aertsen unser Ziel erraten hätte, was ich ihm allerdings nicht zutraue. In Harderwijk kaufen wir uns dann Pferde. Unser Ziel wird die Grenze sein.«
    »Aber warum? Wohin wollen wir?«
    »Himmel hilf! Kapieren Sie denn überhaupt nichts, Mann? Liegt es nicht auf der Hand?«
    »Nein. Nicht im Geringsten.«
    McIlwraith seufzte. »Sie haben de Vries das Grüne Buch überbracht, nicht wahr?«
    »Ich habe ihm etwas überbracht.«
    »Sie müssen doch gesehen haben, was es war.«
    »Nein. Es war in einer Depeschenkassette versiegelt. Ich habe die Kassette gesehen. Sonst nichts.«
    McIlwraith stieß ein dröhnendes Lachen aus, das zum Dach hochstieg und im ganzen Lager widerhallte. »Ich hatte gehofft, Sie würden es wieder erkennen, wenn Sie es sehen. Das war einer der Gründe, warum ich Sie aus dem Gefängnis geholt habe. Aber Sie werden wenigstens Zuyler und die reizende Witwe wieder erkennen, oder?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann sollte ich wohl am besten für weniges dankbar sein. Dieses Pärchen hat das Grüne Buch, Spandrel. Sie haben versucht, es der Regierung - unserer Regierung - für hunderttausend Pfund zu verkaufen.«
    »Wie viel?«
    »Hunderttausend. Und sie wären ihnen wahrscheinlich gegeben worden, wenn nicht Hornochsen in hohen Ämtern das verhindert hätten.«
    »Hunderttausend... für ein Buch?«
    »Nicht irgendein

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