Die Mission des Zeichners
ohne Belang für Sie.«
»Nichts ist für mich ohne Belang.« Walpole senkte die Stimme. »Wo ist Jupe?«
»Ich wünschte, ich wüsste es. Wie Sie die Freundlichkeit hatten zu erwähnen, habe ich seine Dienste nötig.«
»Ich habe den Verdacht, dass er diese Dienste weiterhin leistet. Selbst wenn Sie seinen Aufenthalt nicht kennen. Ich mache es Ihnen leichter: Knight hat Ihnen das Grüne Buch zur sicheren Verwahrung gegeben. Aber Sie haben es verloren. Und jetzt hat sich Jupe auf die Suche danach begeben.«
»Das ist die...«
»Leugnen Sie es nicht. Sie würden damit nur Ihre und auch meine Zeit verschwenden. In wenigen Wochen werden die Abgeordneten darüber befinden, wie Sie für Ihren Anteil an dieser Katastrophe bestraft werden sollen. Dann werden Sie mächtige Freunde benötigen, um Gefängnis und Verarmung oder beidem zu entgehen. Sie sind alle tot, geflohen oder sitzen mit Ihnen in einem Boot. Ich bin Ihre einzige Hoffnung. Ich kann Ihnen helfen, Sir Theodore. Und das werde ich auch, wenn Sie mir helfen.«
Schweigen trat ein. Einen langen Moment sahen die zwei Männer einander nur an, bis Sir Theodore schließlich sagte: »Was wollen Sie?«
»Ich habe es Ihnen gesagt. Das Grüne Buch.«
»Ich habe es nicht. Und ich weiß auch nicht, wo es ist.«
»Aber das kann sich ändern. Sollte dem so sein, möchte ich der Erste sein, der davon hört.«
»Gut. Einverstanden.«
»Wirklich?«
»Welche Wahl habe ich denn schon?«
»Sie haben die Wahl zu glauben, dass es Ihnen gelingen könnte, mich zu täuschen. Knight hat Ihnen das Buch gegeben, damit es an einen sicheren Ort gebracht und als Faustpfand beim Handel um Gnade benutzt werden könnte. Einen anderen Grund kann es nicht gegeben haben. Vielleicht glauben Sie, das wäre immer noch möglich. Aber dann sind Sie im Irrtum. Ich lasse mich nicht dazu zwingen, Ihnen zu helfen. Ich lasse mich höchstens dazu überreden.«
»Dann muss ich versuchen, Sie zu überreden.«
»Sehr richtig.«
»Die Überredungskunst ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Ich habe das Buch aufgeschlagen und kenne seinen Inhalt.«
»Davon war ich ausgegangen.«
»Tatsächlich?«
»Wie denn nicht?«
»Wie wahr. Aber eines ist höchst merkwürdig. Ich habe den Eindruck - den fast untrüglichen Eindruck -, dass Sie bereits genau wissen, was in dem Buch steht. Und wenn das der Fall ist, wissen Sie auch, dass die Erwirkung von Gnade mir gegenüber im Unterhaus ein geringer Preis für die Geheimhaltung seines Inhalts wäre.«
»Gering vielleicht für mich.« Walpole zwinkerte ihm zu. »Aber alles für Sie.«
»Alles ist vielleicht genau das, was auf dem Spiel steht.« Sir Theodore rieb sich das stoppelige Kinn. »Wenn das Buch in... die falschen Hände gerät.«
»Es ist wirklich ein Jammer, dass Sie nicht besser darauf aufgepasst haben.«
»Ein Jammer, sagen Sie?« Sir Theodore brachte ein trotziges Lächeln zustande. »Was das betrifft, Mr. Walpole, ist es ein Jammer, dass sehr viele Menschen - sehr viele bedeutende Menschen - nicht besser aufgepasst haben.«
Während das eine Gespräch im Londoner Tower dem Ende zuging, begann im Goude Hoft in Den Haag ein anderes, das sich um denselben Gegenstand drehte. Cloisterman hatte Colonel Wagemaker auf einem Balkon über der Schankstube angetroffen und auf Anhieb einen noch unvorteilhafteren Eindruck von Lord Townshends Gesandtem gewonnen, als ihn Dalrymple vermittelt hatte. »Zuverlässiger als McIlwraith, aber nicht minder rau. « Das war schon richtig, soweit man jemanden mit Worten beschreiben konnte, aber es traf überhaupt nicht das Böse an diesem Mann, das einen erschauern ließ. Er hatte die Härte eines Steins und nicht einen Funken Gefühl. Zu seiner eigenen Überraschung ertappte sich Cloisterman bei sehnsüchtigen Gedanken an McIlwraith, als er sich bange Wagemakers eisigem Blick stellte. »Sie reisen mit leichtem Gepäck, Mr. Cloisterman«, brummte Wagemaker. »Das ist gut.«
»Eigentlich nicht, Colonel, denn eine Fahrt von Amsterdam nach Den Haag mit einer Übernachtung ist nicht gerade eine Weltreise.«
»Die Reise, die Sie jetzt antreten, auch nicht. Aber sie könnte ebenso lange dauern.«
»Mr. Dalrymple hat etwas in dieser Art angedeutet. Ich wäre Ihnen dankbar...« »Sie wissen, worum es geht?« »Knights Hauptbuch. Ja, das weiß ich.« »Und Sie verstehen die Kunst der Diplomatie, habe ich mir sagen lassen.«
»Das halte ich mir gerne zugute.«
»Ich kann mir keinen Zeitverlust leisten. Ich bin Soldat,
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