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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Sir.«
    Sunderlands Augenbrauen wölbten sich. »Wir?«
    »Meine Behörde«, sagte Townshend gleichmütig.
    »Wobei Ihnen zweifellos Ihr Schwager mit Rat und Tat zur Seite steht.«
    »Der Oberzahlmeister tut sein Bestes.«
    »Allerdings. Aber hüten Sie sich. Bestimmte Vögel sind von Natur aus Einzelgänger.«
    »Angesichts der gegenwärtigen Umstände, Spencer, sollte man meinen, dass Sie eher Grund zur Vorsicht haben als ich.«
    »Der Bericht?« Sunderland machte eine wegwerfende Geste. »Das ist doch nichts! Mich können die nicht berühren.«
    »Ohne das Grüne Buch, meinen Sie?«
    »Ich meine...« Sunderland unterbrach sich. Anscheinend hielt er es für ratsam, nicht zu offenbaren, was er wirklich meinte. »Sie würden es nicht wagen«, fügte er nach einer Pause hinzu. »Die meisten sind meine Geschöpfe. Und den Rest kann ich vernichten.«
    »Vernichten.« In den König kam plötzlich wieder Leben, nachdem er während des Geplänkels seiner zwei Minister vor sich hin geträumt hatte. »Ja, das müssen Sie tun.«
    »Mit Verlaub, Sir«, sagte Townshend, »die Abgeordneten kann man nicht vernichten. Aber sie lassen sich kontrollieren. Da nun der junge Craggs so krank ist und sein Vater und Mr. Aislabie schwerer Vergehen bezichtigt werden, ist es für uns alle ein Segen, dass Mr. Walpole zur Verteidigung Ihrer Regierung bereit ist. Und dafür, das kann ich Ihnen versichern, setzt er sich unermüdlich ein.« Sunderland stieß ein höhnisches Schnauben aus. Townshend, den Blick weiter fest auf die Augen des Königs gerichtet, fuhr fort: »Lord Sunderland und ich können im Oberhaus nur so und so viel bewirken. Diese Angelegenheit wird vom Unterhaus geregelt. Mr. Walpole tut sein Möglichstes, um sie klein zu halten. Wenn jemand dazu in der Lage ist, dann er.«
    »Walpole«, murmelte der König nachdenklich. »Können wir ihm trauen?«
    »Ich traue ihm«, antwortete Townshend.
    »Wie es aussieht«, seufzte Sunderland, »werden wir alle das wohl müssen.«
    In Wahrheit war es weit schwieriger, Walpole zu trauen, als Townshend sich eingestehen wollte, dabei war er so warmherzig, liebenswürdig und ungemein vertrauensvoll. Townshend hatte mit ihm die Schule von Eton besucht und in Cambridge studiert, er hatte seine Schwester geheiratet, in all den Jahren immer wieder mit ihm gespeist, gejagt, debattiert und gezecht - und dennoch wusste er die meiste Zeit nicht, was Walpole wirklich dachte. Außer dem, was Walpole einem erzählte, verfolgte er stets noch andere Ziele, die er für sich behielt.
    Eines davon hatte ihn in dieser Nacht vom Unterhaus zum Tower von London geführt, ein Gang, von dem Townshend nichts wusste und auch nie etwas erfahren sollte. Walpole war dort selbst einmal eingesperrt gewesen und mied Erinnerungen an diesen Tiefpunkt seiner politischen Laufbahn. Andererseits war es nicht möglich, Sir Theodore Janssen nach Westminster zu zitieren. Doch ein Gespräch mit ihm war unumgänglich.
    »Das ist allerdings eine Überraschung«, gab der betagte Financier zu, als sein Besucher zu ihm geführt wurde. »Und wohl auch eine Ehre.«
    »Wir müssen miteinander reden, Janssen«, erklärte Walpole knapp, »und ohne Umschweife zum Gegenstand kommen. Wenn ich stechen und parieren will, brauche ich einen Fechtlehrer.«
    »Und was ist der Gegenstand, Mister Walpole?«
    »Sie wissen, dass der Brodrick-Ausschuss dem Unterhaus heute seinen Bericht vorgelegt hat?«
    »Selbstverständlich. Zweifellos ein hübsches Schauspiel. Und ein erschreckendes für einige Ihrer Kollegen, könnte ich mir vorstellen. Dem Gouverneur werden hier bald die Zimmer ausgehen.«
    »Mir geht es nicht um meine Kollegen, Janssen. Mir geht es um mich. Ich nehme an, Ihnen geht es um sich selbst.«
    »Natürlich.«
    »Das hier ist doch kein Zustand für einen Mann Ihres Alters und Ansehens.« Walpole sah sich kurz um. »Oder?«
    »Da kann ich Ihnen nicht widersprechen.«
    Walpole lächelte. »Nun gut, ich will das Grüne Buch. Und für Gerede um den heißen Brei habe ich keine Zeit.«
    »Das hat ganz den Anschein.«
    »Und was wollen Sie, Sir Theodore?«
    »Die mir noch verbleibenden Jahre in Freiheit und Bequemlichkeit verbringen.«
    »Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge ist das unwahrscheinlich.«
    »Leider ja.«
    »Wo ist übrigens Ihr Diener? Mir wurde gesagt, er würde nicht mehr kommen. Wer Sie jetzt rasiert, weiß ich nicht, aber so wie Ihr Kinn aussieht, ist er kein Barbier.«
    »Das Kommen und Gehen von Bediensteten ist doch gewiss

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