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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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begriffenen Gebäude auf beiden Seiten der Straße verstaubte lilafarbene Denkmäler einer Welt, von der er nie gedacht hätte, dass er sie je erleben würde: antik, exotisch, geheimnisumwittert. Er hätte eigentlich aufgeregt sein müssen - stattdessen verdarben ihm schlechtes Gewissen und unbändige Wut die Stimmung. Die Gewissensbisse rührten von seinem Versprechen an McIlwraith, das er nun nach Kräften brach; die Wut galt Buckthorn und Silverwood, weil sie Estelle zwangen, weiterhin züchtige Distanz zu ihm zu wahren. Sein einziger Trost bestand darin, dass sie endlich dort angekommen waren, wo sie den kühnen Plan zu ihrer Bereicherung in die Tat umsetzen konnten. Hatten sie das Buch, das gegenwärtig in Estelles Reisekoffer ruhte, erst einmal verkauft, konnten sie Buckthorn und Silverwood und alles andere, was ihnen die Vergangenheit vergällt hatte, getrost vergessen. Dann würde nur noch die Zukunft zählen. Und die Zukunft schien auch in Estelles Augen zu schimmern, als er einen Blick von ihr auffing. Bald würde ihm nichts mehr verweigert werden.
    Der Palazzo Muti, die Residenz des selbst ernannten Königs James III. von England und James des VIII. von Schottland, war ein mit prächtigen Säulen, Giebeln und vergoldeter Stuckarbeit geschmücktes Schloss am nördlichen Ende der Piazza dei Santi Apostoli, ganz in der Nähe des Herzens der antiken Stadt. Der Prätendent hatte bis auf die ersten sechs Monate nach seiner Geburt sein ganzes Leben in der Verbannung verbracht, fern des Landes, auf dessen Thron er Anspruch erhob. Nach der kläglich gescheiterte Invasion von 1815 hatte er unter tiefen Demütigungen sein französisches Exil verlassen und in Rom Zuflucht suchen müssen. Vier Jahre war das nun her, in denen er geographisch wie symbolisch weiter denn je von dem Ziel seiner Wünsche entfernt war. Doch in diese vier Jahre war auch seine Hochzeit mit der schönen polnischen Prinzessin Clementina Sobieski gefallen, die sehr bald ihre Pflicht erfüllt und ihm einen gesunden Sohn geboren hatte. Und da die britische Regierung in einem Sumpf der Unbeliebtheit versank und ihre Minister entweder unter Anklage standen oder um ihre Posten kämpften, schienen die Aussichten des Prätendenten gegenwärtig gar nicht mehr so schlecht zu stehen.
    Vom Trottoir am anderen Ende der Piazza aus betrachtete Cloisterman den Palazzo Muti, wo soeben mit Hereinbrechen der Dämmerung die Laternen zu beiden Seiten des Tores angezündet worden waren. So erhaben das Gebäude auch war, sinnierte er, für einen König war es bei weitem nicht prächtig genug. Genauso wenig ließ sich behaupten, dass die Umgebung - enge, mit Unrat, Schlamm und Merda bedeckte Gassen - dem würdevollen Bild entsprach, das James Edward Stuart von sich hatte. Alles in allem sah der Hof fern der Heimat des Prätendenten nach dem aus, was er in Wahrheit war: ein Denkmal für seine Fehlschläge. Diese würden aber nicht mehr ins Gewicht fallen, sollte ihm tatsächlich der eine, seine Bemühungen krönende Erfolg gelingen. Und dazu, vermutete Cloisterman, könnte ihm das Grüne Buch verhelfen.
    Er setzte sich in Bewegung und schlenderte über den Platz. Kurz vor dem Palazzo lenkte er seine Schritte nach rechts zum Corso, der mittleren und längsten der drei von der Piazza del Populo südwärts führenden Straßen. Er überquerte den Corso, ging kurz geradeaus und bog dann links in eine zwischen den nicht beleuchteten Häusern kaum auszumachende, enge Gasse ab. Durch einen niedrigen Torbogen trat er in einen feuchten Innenhof, wo er sich an den Mauern vorantasten musste, bis er schließlich auf eine Haustür stieß. Er fand die Glocke und klingelte dreimal.
    Eine gute Minute verstrich, dann näherten sich schlurfende Schritte, und der flackernde Lichtschein einer Kerze sickerte unter der Tür hindurch. Schließlich ging sie mit einem Knarzen auf. Eine winzige alte Frau, die kaum mehr Fleisch am Leib hatte als ein Sperling, beäugte ihn. »Si?«
    »Für Colonel Drummond.« Cloisterman drückte ihr einen Brief in die eiskalte Hand. »Sie verstehen?«
    »Colonel Drummond«, wiederholte sie. »Si, si.« »Es ist wichtig.« Er hob die Stimme. »Importante!« Das Kerzenlicht offenbarte den schwarzen Abgrund hinter einem zahnlosen Grinsen. Sie gab ein Rasseln von sich, das vielleicht so etwas wie ein Lachen sein sollte. »Si, si. Sempre importante.« Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    Mittlerweile lächelte das Glück William Spandrel zu. Zumindest fügten

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