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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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von einem Mann geführt. So ist nun mal die Welt.«
    »Wer hätte sie geführt, wenn wir uns nicht in Vevey wieder begegnet wären? Buckthorn? Oder Silverwood?«
    »Keiner von beiden.«
    »Aber du hast gerade gesagt...«
    »Genug.« Sie versiegelte ihm die Lippen mit einem Kuss. »Wir sind zusammen. Wir haben unseren Pakt geschlossen.« Sie berührte ihn unter der Decke mit der Hand. »Jetzt schauen wir nach vorne. Nicht zurück. Nie wieder.«

24 Das Fell des Bären
    James Edgar sah von seinem Pult auf. »Mr. Spandrel, richtig?« Es war am Spätnachmittag des folgenden Tages. Das zu Mittag so gleißende Licht Roms verblasste zusehends zu einem in zartes Lila übergehenden Rosa am Horizont und einem immer dunkler werdenden Grau im Büro des »Privatsekretärs von König James VIII. und III.«, eine Berufsbezeichnung, die Mr. Edgar zweifellos sehr gerne angab. Mit seinen hängenden Schultern wirkte dieser hagere Mann und Brillenträger weitaus älter als der zweiunddreißigjährige König im Exil, dem er diente, obwohl er es wahrscheinlich gar nicht war. Mr. Edgar war geradezu die Verkörperung des Bildes vom staubtrockenen schottischen Advokaten mit tintenverschmierten Fingern, und er war scheinbar ohne jede Veränderung in seinen Gewohnheiten in das Land der toten Cäsaren und ausschweifenden Kardinäle verpflanzt worden. Spandrel hatte viele Stunden darauf gewartet, zu Mr. Edgar vorgelassen zu werden. Die ganze Zeit hatte er verkrampft auf einem schmalen Holzstuhl in einem zugigen Durchgang nahe der Haupttreppe des Palazzo Muti ausgeharrt und sich ansehen müssen, wie von miteinander flüsternden Geistlichen bis hin zu lauthals schimpfenden Schotten und Bediensteten mit fest aufeinander gepressten Lippen alle möglichen Leute achtlos an ihm vorüberzogen. Dank Estelles Warnung, dass er mit Verzögerungen rechnen müsse, hatte er sich, so gut er konnte, in Geduld gefasst. Das Grüne Buch war mittlerweile in der Banco Calderini verwahrt, und die unendlich aufmerksamen Herren Buckthorn und Silverwood zeigten Estelle die Wunder des Pantheon und des Campidoglio. Spandrel dagegen fiel die undankbare Aufgabe zu, auf eine Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem öden Mr. Edgar zu warten und sie zu nutzen, sobald sie sich ergab.
    »Mein Name ist Spandrel. Darf ich ohne Umschweife zum Zweck meines Besuchs kommen?«
    »Ich würde darum bitten. Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Mr. Spandrel, und wir haben hier mehr ungeladene Besucher, als uns lieb sein kann. Ich kann es mir nicht leisten, meine Zeit damit zu vergeuden, mir all ihre Geschichten anzuhören.«
    »Dann ist es besonders freundlich von Ihnen, dass Sie mich empfangen.«
    »Mir wurde gesagt, dass Sie keine Anstalten machten, zu gehen.«
    »Ich komme von zu weit her, um umzukehren, ohne mit einem Vertrauten des...»
    »Des Königs?«
    Spandrel zuckte die Schultern. »Ja, des Königs.«
    Edgar bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln. »Sie klingen nicht wie ein wahrer Gläubiger, Mr. Spandrel.«
    »Mein Glaube tut nichts zur Sache.«
    »Nein? Wo kommen Sie eigentlich her?«
    »Auch das tut nichts zur Sache. Von Belang ist nur das, was ich dabei habe.«
    »Und was ist das?«
    »Das geheime Abrechnungsbuch des Kassenführers der South Sea Company.«
    Edgar zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Das Grüne Buch?«
    »Sie haben schon davon gehört?«
    »Ich habe von vielem gehört. Dafür sorgen schon die ergebenen Freunde des Königs in England. Der katastrophale Bankrott ist die gerechte Strafe für diejenigen, die zugelassen haben, dass ein deutscher Prinz und seine habgierigen Günstlinge über das Reich der Stuarts herrschen durften. Ich kenne in dieser leidigen Angelegenheit alle Wege und Stege. Allerdings wüsste ich keinen einzigen Grund für die Annahme, dass ein... Mann wie Sie... in den Besitz der schwarzen Geheimnisse dieses elenden Sünders Mr. Knight gekommen sein soll.«
    »Das ist eine lange Geschichte. In ihrem Kern läuft sie auf Zufall und Verrat hinaus.«
    »Wie so viele Geschichten.«
    »Ich habe das Buch, Mr. Edgar, glauben Sie mir.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil Sie sich etwas anderes nicht leisten können. Für Sie stellt es ein Geschenk des Himmels dar.«
    »Sie kommen mir aber nicht vor wie ein Bote des Himmels.«
    »Im Grünen Buch sind sämtliche Bestechungszahlungen aufgelistet, die letztes Jahr geleistet wurden, um das Südseegesetz sicher durch das Parlament zu bringen. Exakt wie viel. Und exakt an wen.«
    »Dann sagen Sie es mir: Wie

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