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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Zuversicht, dass der Ostwind sie auf ExterSteine zutreiben würde, kamen sie nur quälend langsam voran. Es war, als steckte der Ballon in einer Windhose fest und drehte sich unentschlossen über dem Rhein, wo die Reinhard-Heydrich-Brücke den Fluss überquerte. Auf diese Weise hatten die drei Passagiere einen wunderbaren Blick auf die hektischen Anstrengungen der Eisenbahner, die dabei waren, die Trümmer des Zuges zu beseitigen, den die Männer des Barons zum Entgleisen gebracht hatten.
    Am Anfang machte sich Ella keine Gedanken über die bescheidenen Fortschritte, doch als die Zeit immer rascher verging und der Ballon sich hartnäckig im Schneckentempo bewegte, wurde sie ungeduldig. Offenbar ging es Vanka ähnlich, denn er begann, mit den Fingern auf die Seite des Bastkorbes zu trommeln.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Die Hülle ist mit so viel Schnee bedeckt, dass wir kaum vorwärtskommen. Wenn wir bis zum Morgengrauen nicht landen, fürchte ich, dass der Wind auf Süd dreht und uns in die Mitte der Demi-Monde treibt.« Er reichte Ella sein Fernglas. »Rechts von dir kannst du schon das Mare Incognitum erkennen.«
    Ella blinzelte durch das nächtliche Schneetreiben und entdeckte plötzlich einen großen See, der im Mondschein schimmerte. Er musste mindestens zwei Meilen entfernt sein, schätzte sie, und lag mitten in der Demi-Monde. Sie zog PINC zu Rate, doch es konnte ihr nur sagen, dass das Zentrum des Hub eine unterentwickelte, für Demi-Mondianer gesperrte Zone war, die ABBA sich für zukünftige Cyber-Entwicklungen vorbehalten hatte. PINC bezeichnete die Gegend als Terror Incognita, was Ella nicht gerade beruhigend fand.
    »Wäre das ein Problem?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie lange sich der Ballon in der Luft halten kann. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir ein Leck, und ich würde ungern in Terror Incognita landen müssen.«
    »Wieso heißt die Gegend Terror Incognita? Was gibt es denn so Furchtbares?«
    »Da wimmelt’s nur so von Ungeheuern …«, mischte sich Rivets ein.
    »Niemand weiß es«, fiel ihm Vanka ins Wort. »Zahlreiche Forscher haben den Rad-Fluss überquert, aber keiner von ihnen ist jemals zurückgekehrt. Letzten Winter hat das ForthRight ein SS -Regiment losgeschickt, und auch das ist verloren gegangen. Alles, was wir darüber wissen, stammt aus den Zeichnungen, die Speke machte, als er die Gegend letztes Jahr mit einem Ballon überflog.«
    »Was genau wissen wir?«
    »Nicht viel. Die Region ist dicht bewaldet und beherbergt eines der Wunder der antiken Demi-Monde. Du müsstest die große Pyramide jetzt im Süden direkt vor dir sehen.«
    Ella hielt sich das Fernglas vor die Augen und suchte den Horizont ab. Zwar hatte PINC nichts von einer Pyramide erwähnt, doch entdeckte sie im Mondlicht einen Bau, der große Ähnlichkeit mit der Cheops-Pyramide hatte. Nur war dieses Monument nicht so verwittert, wie Ella es aus ihren Schulbüchern in Erinnerung hatte. Diese Pyramide war weiß und hatte makellos glatte Wände. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass sich auf der Cheops-Pyramide eine sechseckige Plattform befunden hatte.
    Seltsam.
    »Sie glüht.«
    »ManteLit glüht immer in der Dunkelheit. Es strahlt im Dunkeln etwas aus, das die Wissenschaftler LunarAtion nennen. Das ist derselbe Effekt, den du in der Kanalisation gesehen hast.«
    Ella suchte mit dem Fernglas die Mitte der Demi-Monde ab und entdeckte mehrere große Zeichnungen im Boden rings um das Mare Incognitum. Soweit sie sehen konnte, waren es eine Spinne, eine Schlange, ein Hai und etwas, was wie ein Mensch aussah. Die Zeichnungen waren etwa zwei oder drei Meilen lang und glühten im Mondschein wie die Pyramide. »Wow! Sie sehen aus wie die Nazca-Linien!«
    »Du meinst sicher Spekes Zeichnungen. Ja, bis vor einem Jahr wussten wir nicht einmal, dass sie existierten. Sie sind vom Boden aus nicht zu erkennen und wurden erst entdeckt, als Speke mit seinem Ballon darüberflog.«
    »Wer hat sie gemacht?«, fragte sie, denn laut PINC gab es sie nicht.
    »Keiner weiß es.«
    »Sie sind großartig, ich würde sie mir gern aus der Nähe ansehen.«
    Genau in diesem Augenblick hörten sie von oben ein reißendes Geräusch. Und als Ella aufsah, erkannte sie, dass ein Teil der Hülle verschwunden war.
    »Tja, Ella, sieht ganz so aus, als würde dein Wunsch erfüllt.«
    Dass der Baron und seine Männer ungehindert so weit gekommen waren, lag an den Polen. Niemals hätte er gedacht, dass sie so mutig waren und so viel Chuzpe an

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