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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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den Tag legten. An den Kontrollpunkten traten sie frech auf und hatten keine Mühe, den SS -Leuten weiszumachen, dass sie nur Verstärkung auf dem Weg zur Front waren. Dank ihrer Unverfrorenheit konnte das Regiment des Barons das Ghetto durch Southgate verlassen, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgeben zu müssen. Sie marschierten die Deribasowskajastraße in Odessa entlang und überquerten anschließend die Eisenbahnlinie. Erst da wurde es brenzlig. Cassidys Überfall auf den Militärzug hatte das ForthRight aufgeschreckt; als Folge waren die Einheiten, die die Eisenbahnstrecke bewachten, erheblich verstärkt worden.
    Leider war der Wachposten, über den Cassidy dieses Mal stolperte, jung und übereifrig, einer der wenigen Soldaten in seiner Kompanie, der sich nicht hatte volllaufen lassen. Der Junge kauerte auf der windgeschützten Seite eines Wasserturms, als Cassidy halb erfroren und nicht in bester Laune über ihn stolperte und in den Schnee fiel. Der folgende Meinungsaustausch war kurz und laut.
    »Wer da?«, rief der Junge mit klappernden Zähnen.
    »Jemand, der nicht halb so blöd ist wie du«, schnauzte ihn Cassidy an und rappelte sich aus der Schneeverwehung auf. »Bei allen Geistern! Was buddelst du dich in den Schnee ein, Junge?«
    Dem Burschen stand der Schreck ins Gesicht geschrieben, trotzdem versuchte er, Cassidy Paroli zu bieten. »I-i-ich h-h-hab gefragt, wer d-d-da?«
    »W-w-wieso«, äffte Cassidy sein Stottern nach, »sollte ich das einem … v-v-verdammten Idioten v-v-verraten?«
    »W-w-weil ich diesen W-w-wasserturm bewachen soll.«
    »N-n-nun, G-g-gefreiter, ich bin Hauptmann B-b-bob Cassidy von den Anglo Rangers, und meine F-F-Freunde und ich haben B-B-Befehl, unsere Ärsche zur Hub-Brücke Nummer 2 zu bewegen, um den dortigen Angriff zu u-u-unterstützen.«
    Ein paar fehlende Knöpfe wurden Cassidy zum Verhängnis. Hätte sein zerfetzter Soldatenmantel wenigstens einen einzigen Knopf gehabt, wäre er nicht plötzlich im Wind aufgesprungen und hätte das blaue Jackett darunter offenbart, das er während des Aufstands der Royalisten getragen hatte. Der Junge sah das Jackett, bekam einen Riesenschreck und beging einen verhängnisvollen Fehler.
    »Royalisten!«, schrie er plötzlich. »Wir werden von Königstreuen überfallen!« Und um noch eins draufzusetzen, feuerte er obendrein sein Gewehr ab. Als Cassidy ihm mit seinem Gewehrkolben den Kopf einschlug, war der Schaden bereits angerichtet. Die SS -Truppen an der Eisenbahnlinie waren alarmiert.
    »Königstreue zu mir!«, schrie der Baron. »Feldwebel Crockett! Wir marschieren im Laufschritt Richtung Süden.«
    Der Blick, den er von Crockett erhielt, sprach Bände. Er wusste genau wie der Baron, was im Süden lag.
    »In dieser Richtung werden wir auf den geringsten Widerstand stoßen«, rief der Baron als Erklärung. »Wir marschieren bis zum Rad-Fluss und dann …«
    Zum Glück für den Baron brach in diesem Moment die Schießerei los, sodass er nicht mehr dazu kam, seinem Untergebenen zu erklären, was er im Schilde führte. Hätte er es getan, so vermutete er, wäre ihm weder Crockett noch sonst jemand aus seinem Regiment gefolgt. Doch seiner Meinung nach war ein wahrscheinlicher Tod einem sicheren jederzeit vorzuziehen, und außerdem, irgendwer würde die Terror Incognita schon überleben. Insgeheim hoffte er, dass er derjenige welcher wäre.
    Zum Glück für die Ballonreisenden ließ der Schneesturm nach, dann drehte der Wind und trieb sie nach Osten. In der schneebedeckten Dunkelheit überflogen sie gänzlich unentdeckt in etwa dreißig Metern Höhe zahlreiche Lagerfeuer, die den Absperrring der SS um ExterSteine markierten. Als der kaputte Ballon schließlich seinen Geist aufgab, landeten sie nach Vankas Schätzung etwa eine halbe Meile westlich von ExterSteine. Für Ella war die Landung eher ein »weicher Absturz«. Der Korb plumpste ziemlich unsanft zu Boden, doch wurde der Aufprall durch die dicke Schneeschicht abgefedert. Glücklich, mit heilen Knochen davongekommen zu sein, krabbelten die drei aus einem Durcheinander von Tauen und Trümmerteilen. Doch ließen sie sich kaum Zeit zum Durchatmen, sondern machten sich sofort auf den Weg zu den fünf Säulen von ExterSteine, die im Zwielicht vor ihnen glänzten.
    Morgengrauen.
    Als Ella Richtung Osten blickte, entdeckte sie am Horizont bereits einen rötlichen Schimmer, der den anbrechenden Tag ankündigte.
    »Wie lange ist es noch bis zum Sonnenaufgang, Vanka?«, flüsterte sie,

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