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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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welche Tat die Verantwortung zu übernehmen. Wenn man im ForthRight eine Aufgabe zugeteilt bekam, suchte man instinktiv nach einem anderen, der den Kopf hinhielt, falls etwas schiefging, um nur ja nicht selbst auf Nimmerwiedersehen in den dunklen Verliesen des Lubjanka-Gefängnisses zu verschwinden.
    Dashwood war ein alter Hase und viel zu erfahren, um sich von einem plumpen Versuch, ihm die Verantwortung unterzuschieben, überrumpeln zu lassen. »Keineswegs, Kamerad Standartenführer Clement. Ich habe es so verstanden, dass die Verantwortung für sämtliche Sicherheitsmaßnahmen allein bei Kamerad Hauptmann Dabrowski liegt. Und daher ist er ebenfalls dafür verantwortlich, dass der Dämon, solange er bei uns weilt, tatsächlich hierbleibt. Das gilt vermutlich auch für Sie, Kamerad Standartenführer Clement, da Sie die Sicherheitsmaßnahmen überprüfen und genehmigen. Somit ruht auf Ihren Schultern zumindest ein Teil dieser ehrenvollen Verantwortung.«
    Clement schüttelte den Kopf. »Nein. Kamerad Hauptmann Dabrowski … leistet nur Hilfestellung dabei, Ihr Haus so zu sichern, dass der Dämon nicht entkommen kann. Die endgültige Verantwortung, sie … ihn … hier festzuhalten, liegt also bei Ihnen.«
    Dass weder ihr Vater noch Clement in der Lage schienen, sich darüber einig zu werden, ob es sich bei dem Dämon um eine »sie« oder um einen »er« handelte, fand Trixie irgendwie beunruhigend. Hätte sie jemand nach ihrer Meinung gefragt, waren Dämonen – sie hielt sie für Hirngespinste, übernatürliche Phantasiegebilde – per definitionem Ungeheuer und müssten daher mit dem Pronomen »es« bedacht werden.
    Ihr Vater blieb vernünftig. »Die Aufgabe, die mir der Stellvertretende Führer Beria übertragen hat, war sehr klar. Ich sollte für ein Ambiente sorgen, in dem sich der Dämon weniger bedroht fühlt und daher möglicherweise auftauen und redseliger würde. Um seine Mitteilsamkeit zu fördern, soll meine Tochter Freundschaft mit ihm schließen. Der Stellvertretende Führer Beria erwähnte mit keinem Wort, dass ich die Verantwortung für Sicherheitsfragen trage.« Er zog die Schultern hoch, um seine Ratlosigkeit in dieser Angelegenheit kundzutun. »Und wie hätte ich sie auch übernehmen sollen? Unser guter Hauptmann …«
    Gut, huh!
    »… untersteht nicht meinem Befehl, Kamerad Clement. Wenn überhaupt, dann dem Ihren.«
    Dieses verbale Ping-Pong-Spiel war in Trixies Augen der Beweis dafür, wie wichtig die oberen Parteibonzen diesen Dämon nahmen. Dass sich zwei ranghohe Beamte wie ihr Vater und Archie Clement darüber stritten, wer die Verantwortung zu tragen hatte, falls der Dämon tatsächlich entwischte, zeugte vom Ausmaß ihrer Angst. Was eine neue Frage aufwarf: Mit welchen Konsequenzen müsste sie selbst rechnen, falls sie versagte und den Dämon nicht dazu bringen konnte, seine Geheimnisse preiszugeben?
    Clements pausbäckiges Kindergesicht lief vor Zorn rot an. Er sprang auf, doch ehe er antworten konnte, ging eine autoritäre, kultivierte Stimme dazwischen.
    »Kamerad Kommissar Dashwood hat völlig recht, Standartenführer Clement. Seine einzige Pflicht bei diesem Unternehmen größter Tragweite besteht darin, den Dämon zum Reden zu bringen: Alle andere Angelegenheiten ruhen in Ihren kompetenten Händen.«
    Wie der Betreffende den Raum betreten hatte, ohne dass einer der vier Anwesenden es bemerkte, lag außerhalb von Trixies Vorstellungsvermögen. Er schien sich aus dem Nichts materialisiert zu haben, und Trixie wusste sofort, wenn überhaupt jemand fähig war, ein derartiges Zauberkunststück aufzuführen, dann nur Seine Heiligkeit Aleister Crowley.
    Trixie war Aleister Crowley noch nie von Angesicht zu Angesicht begegnet. Trotzdem wusste sie sofort, dass er es war, obwohl er von Dunkelheit eingehüllt in einer Ecke des Zimmers stand. Schließlich war er der Mann, der zur Linken von Kamerad Führer Heydrich saß und bei allen Zeremonien und Riten der Partei den Vorsitz innehatte. Der geistige Führer des UnFunDaMentalismus und seine eingefleischten Anhänger hatten geschworen, dem arischen Volk jene Reinheit zurückzugeben, die das UrVolk einst an Liliths Charme verloren hatte.
    Doch es war eine Sache, aus der Ferne in Angst und Schrecken versetzt zu werden, und ganz was anderes, sich plötzlich mit dem Mann im selben Raum zu befinden. Aus einer Entfernung von drei Metern wirkte er enttäuschend: ein stinknormaler Mann mittleren Alters mit einem Bäuchlein.
    Trotz der Überheblichkeit,

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