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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Berlin
    Offensichtlich hatte Beria unter unauffälliger Bewachung des Dämons auf Dashwood Manor etwas völlig anderes als Trixies Vater verstanden. Andererseits ist Beria nicht gerade für seine Unauffälligkeit berühmt, dachte Trixie, während sie den fünfzig Mann starken Checkya-Trupp beobachtete, der am Nachmittag angekommen war. Die Checkyas hatten ihr gemütliches Zuhause mit tatkräftiger Unterstützung von Zwangsarbeitern in kürzester Zeit in ein Gefängnis verwandelt. Vor sämtlichen Fenstern der Räume, in denen die Dämonin sich aufhalten würde, waren Eisengitter angebracht und die Schlösser der Türen, die nach draußen führten, gegen neue, erheblich sicherere ausgetauscht worden.
    Den Dashwoods blieb nichts anderes übrig, als fünf Stunden lautes Hämmern und Klopfen über sich ergehen zu lassen. Trixies Gouvernante war über das Durcheinander im Haus und die Unmengen von Dreck und Staub auf den teuren Teppichen aus Coven so entsetzt, dass sie einen hysterischen Anfall bekam und sich auf ihr Zimmer zurückzog. Mit gutem Grund: Was die Checkya im Vorgarten des Anwesens anrichtete reichte, um einem Tränen in die Augen zu treiben. Offensichtlich aus Angst, das Haus könne Ziel eines Überfalls in großem Stil werden – durch wen, war Trixie völlig schleierhaft –, hub und grub, sägte und stach die stumme Meute der Zwangsarbeiter, bis sie ein Labyrinth aus Gräben, Unterständen und ein Gewirr von Stacheldraht rund um das Haus errichtet hatte. Der Rasen, auf dem Trixie im Sommer Krocket spielte, existierte nicht mehr. An seiner Stelle befand sich nun eine befestigte militärische Stellung.
    Der Kommandeur des SS -Ordo Templis Aryanis, Standartenführer Archie Clement, kam am späten Nachmittag vorbei, um die Arbeiten zu inspizieren. Während Dabrowski höflich gewesen war und obendrein die Güte gehabt hatte, ein wenig verlegen zu wirken, als er Trixie vorgestellt wurde, ließ sich das von Archie nicht behaupten. Trixie kam zu dem Schluss, dass Clement ein äußerst unangenehmer Geselle war. Andererseits, was konnte man von einem Ami schon erwarten?
    Clement stolzierte ums Haus und bellte Befehle, trieb die Sklaven an und legte alles in allem ein äußerst vulgäres Gebaren an den Tag. Obendrein war es unmöglich, ihm zu widersprechen: Die SS war schließlich dazu auserkoren worden, Seine Heiligkeit Kamerad Aleister Crowley zu beschützen und damit auch das spirituelle Wohlbefinden des ForthRight. Die SS war die Speerspitze des UnFunDaMentalismus.
    Ein Glück, dass ihr Vater dank seiner Herkunft und Erziehung derart geschickt mit arroganten Lackaffen wie diesem Clement umgehen konnte. Als Kommissar waren ihm der raue Ton und die schlechten Manieren einiger Männer, die sich in den höheren Rängen der Partei tummelten, nicht fremd.
    »Kaffee, Standartenführer Clement?«, hatte ihr Vater ihm angeboten. »Ich könnte ihn in meinem Arbeitszimmer servieren lassen, das von den Umbaumaßnahmen Hauptmann Dabrowskis zum größten Teil verschont geblieben ist.«
    Clement fiel sein Sarkasmus gar nicht auf. »Das wär verdammt nett von Ihnen, Kamerad Kommissar. Ich habe nichts einzuwenden gegen eine Tasse Kaffee au gore nach einem harten Arbeitstag.«
    »Wäre es nicht vielleicht angebracht, wenn meine Tochter, Lady Trixiebell, uns Gesellschaft leistete?«, fragte Dashwood und nickte zu Trixie hinüber, die daraufhin einen höflichen Knicks machte. »Schließlich wird sie eine wichtige Rolle in dem Schauspiel übernehmen, das in diesem Haus aufgeführt werden soll.«
    Ohne auf Clements mürrischen Blick zu achten – der UnFunDaMentalismus lehrte, dass Frauen sich auf Küche, Kinder und Kuschen vor den Männern beschränken sollten –, führte ihr Vater die drei – Dabrowski war zu Trixies Verdruss ebenfalls mit von der Partie – in sein Arbeitszimmer, wo Davy Crockett ihnen den Kaffee servierte.
    Kaum hatte er seine Tasse ausgetrunken, legte Clement los. »Sie sind sich darüber im Klaren, dass in der Zeit, in der der Dämon Ihrer Obhut unterliegt, Sie voll verantwortlich für sie … für ihn … sind, Kamerad Kommissar?«
    Dies war ein gutes Beispiel für ein Phänomen, das mit dem Aufstieg der Partei zusammenhing, wie Trixie ihren Vater oft hatte klagen hören. Heydrich war ein kompromissloser Führer, der Erfolg umgehend belohnte, Versagen aber genauso rasch bestrafte. Und da die Strafen im ForthRight ziemlich drakonisch ausfielen, vermieden es Offiziere und Politiker gleichermaßen, für egal

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