Die Mission
unsere neuesten Erkenntnisse deuten daraufhin, dass sie zuletzt in den Rookeries aktiv war.«
Na toll.
»Nur noch ein letzter Rat, Miss Thomas. Das Einzige, was Sie von den Dupes in der Demi-Monde unterscheidet, ist Ihr Blut. Wir werden Ihrem Körper ein Hormon spritzen, mit dem wir Ihren Menstruationszyklus in der Demi-Monde unterbrechen, aber wir können nicht verhindern, dass Sie bluten, wenn Sie sich zufällig verletzen. Daher sollten Sie darauf achten, sich in der Demi-Monde so gut wie möglich zu schützen, sonst würden die Dupes sofort wissen, dass Sie ein Dämon sind.« Er warf Ella ein Lächeln zu, das er für beruhigend hielt. »Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen alles Glück der Welt zu wünschen.« Er drehte sich der Schwester zu. »Sie können mit der TIH -Anpassung fortfahren.«
Schwester Green schob Ella ein Mundstück zwischen die Lippen. Ella spürte, wie sich die schwarze Haut der TIH über das Kinn, den Mund, die Nase und die Augen legte, und dann …
12
Demi-Monde:
40. Tag im Winter des Jahres 1004
Bekanntmachung: Ab dem 31. Tag des Jahres 1003 ist die Ausübung von Beschwörungen, Hexerei und Zauberei jeglicher Art verboten. Des Weiteren sind spiritistische Sitzungen, Wahrsagerei und Spekulationen, die auf VorWissenschaftlichen Prognosen beruhen, sowie die Verwendung von Kristallkugeln, Zauberstäben oder anderen Hilfsmitteln der Prophezeiung verboten. Zuwiderhandelnde werden zu nonNix erklärt. Ausgenommen sind Beschwörungen aller Art durch Ärzte, die zuvor vom Ministerium für Übersinnliche Angelegenheiten geprüft und zugelassen wurden.
– Erlass 8989 zur Kontrolle und Zulassung von parapsychologischen und okkulten Praktiken innerhalb des ForthRight:
FortRight Gesetzesblatt, Sommer 1003
Von allen Jahreszeiten in der Demi-Monde gefiel Vanka Maykow der Winter am besten. O ja, er hasste die bittere, beißende Kälte und den knöcheltiefen Schnee, verabscheute die frostigen Winde und fürchtete sich vor den tückischen vereisten Bürgersteigen. Aber der Winter hatte auch sein Gutes, vor allem konnte er dann mit hochgezogenem Mantelkragen, tief in die Stirn gedrückter Fuchspelz-Tschapka und einem dicken, ums Gesicht gewickelten Wollschal durch die Straßen der Rookeries spazieren, ohne dass ihn in dieser Aufmachung jemand erkannte.
Was äußerst praktisch war, wenn man wusste, dass General Mikhail Dmitriewitsch Skobelew mit seinen Gorillas gerade das ganze ForthRight nach einem durchkämmte.
Nicht dass Vanka sich allzu große Sorgen darüber machte, dass General Skobelew hinter ihm her war. Wenn es nach ihm ging, konnte der General nach ihm suchen, so lange er wollte. Beunruhigend war, dass er ihn finden könnte. Das und dieser kleine Teil seiner Anatomie, den der General versprochen hatte abzuschneiden, wenn er den Hellseher fand.
Vanka hatte den Sinn von Rachegefühlen nie richtig verstanden, und überhaupt, wie hätte er wissen sollen, dass die Dame (von wegen Dame!), um die es ging – Madam Alisha Petrowna Andrejewa – die Schwester von General Skobelew war?
Vanka hielt die Rachegelüste des Generals für lächerlich. Warum sollte jemand bloß wegen einer Frau all diese Strapazen auf sich nehmen? Zivilisiert war das nicht. Im ForthRight herrschte kein Mangel an Frauen, erst recht nicht nach den Unruhen, die so viele Männer das Leben gekostet hatten. Und obwohl die Partei nicht müde wurde zu propagieren, dass sie die Lehren des UnFunDaMentalismus befolgen und ihre Freizeit wie anständige Damen verbringen sollten, waren Frauen eben nur Frauen.
Oder wie im Fall von Madam Andrejewa ziemlich ungezogene kleine Mädchen.
Am Ende der dunklen Straße bog Vanka gedankenverloren in eine von Kot übersäte Gasse ein, die zum Prancing Pig führte. Bei dem Gedanken, so tief gesunken zu sein, dass er ausgerechnet Burlesque Bandstand um Hilfe bitten musste, fuhr er innerlich zusammen.
Doch nachdem Vanka dem General nur knapp entkommen war, indem er durch eine Geheimtür seiner Wohnung in St. Petersburg geflohen, aus dem Fenster geklettert und die Feuertreppe hinuntergestiegen war, saß er wirklich in der Patsche. Er hatte keine Wahl. Er musste so schnell wie möglich aus Rodina verschwinden, solange er sich noch auf seine Beine verlassen konnte.
Solange er überhaupt noch Beine hatte, korrigierte er sich. Die Jungs des Generals waren für ihren gekonnten Umgang mit dem Hackebeil allseits gefürchtet.
Die Entscheidung, in die Rookeries zu flüchten, war ihm nicht allzu
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