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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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zu eliminieren ist nichts weiter als Ausdruck der darwinistischen Lehre, derzufolge nur die Stärksten überleben. Polen, nuJus und Shades sind es nicht wert, diese – oder irgendeine andere Welt – mit dem arischen Volk zu teilen, von daher ist es nur logisch und angebracht, sie auszumerzen.«
    »Wissen Sie was, Heydrich? Sie sind völlig wahnsinnig.«
    »Nicht wahnsinnig, Miss Williams, ich habe bloß die Gabe, Naturgesetze zu erkennen, und die Willenskraft, diese Erkenntnisse umzusetzen. Man erinnert sich an große Männer wie Dschingis Khan, Tamerlan und Alexander nicht wegen der Millionen von Menschen, die sie abschlachteten, sondern wegen ihrer grandiosen Ambitionen. Die Auslöschung von drei Millionen dummer, wertloser Polen und nuJus, die im Warschauer Ghetto hocken, wird in fünfzig Jahren höchstens eine Fußnote in der Geschichte der Demi-Monde bilden. Und wenn wir mit den Polen fertig sind, sind die degenerierten und perversen LessBiens in Coven an der Reihe.«
    »Aber mit welchem Ziel? Wozu all das Leid, wenn Sie und Ihre Übermenschen weiter hier in der Demi-Monde festsitzen? Sie wären trotzdem nur ein Dupe wie alle anderen in der Demi-Monde auch!«
    Heydrich lachte höhnisch. »Es wird Zeit, dass Sie eine Freundin treffen, besser gesagt wiedertreffen, Miss Williams.«
    Heydrich ergriff eine kleine Glocke, die auf Dashwoods Schreibtisch lag, und klingelte. Im nächsten Augenblick trat Beria in Begleitung einer Frau ins Zimmer. Sie verbarg ihre Identität unter einem dichten Schleier, der von der Haube über das Gesicht bis zu den Schultern reichte.
    Nachdem Beria unter mehreren Verbeugungen den Raum verlassen hatte, machte Heydrich die beiden miteinander bekannt. »Miss Williams, ich habe die große Ehre, Sie mit meiner Tochter Aaliz bekannt zu machen.« Das Mädchen zog den Schleier zurück, und Norma erblickte plötzlich … sich selbst.
    Sie musste zwei Mal hinsehen. Zu ihrer Verwunderung war Aaliz Heydrich ein perfekter Zwilling, eine genaue Doppelgängerin ihrer selbst, und die Ähnlichkeit beschränkte sich nicht nur auf ihren Körper. Mit Ausnahme der Haarfarbe, der fehlenden Body-Piercings und Tätowierungen war dieses Mädchen Norma. Jede Geste, jede Reaktion und jede Regung des Gesichts entsprachen dem, was Norma morgens in ihrem Badezimmerspiegel sah.
    Am beunruhigendsten war jedoch die Tatsache, dass sie dieser Aaliz Heydrich in der Realen Welt schon einmal begegnet war. Aaliz Heydrich war die Frau in dem Laden gewesen, die Norma dazu überredet hatte, das Demi-Monde-Computerspiel zu spielen.
    Und das Tragische daran war, dass Norma sie nicht erkannt hatte … sie hatte sich selbst nicht erkannt. O ja, sie hatte instinktiv geahnt, dass irgendetwas mit der jungen Frau nicht stimmte, aber sie war so geschickt verkleidet gewesen, dass Norma nicht gemerkt hatte, dass sie mit sich selbst sprach und sich selbst ansah. Was für ein Trottel sie doch gewesen war!
    »Du bist die Verkäuferin aus dem Laden.«
    Als Aaliz Heydrich antwortete, klang ihre Stimme genauso wie die von Norma, ihr schwerer New Yorker Akzent aus der Realen Welt war gänzlich verschwunden. »Ja, erstaunlich, was man alles aus sich machen kann. Man braucht nur einen neuen Haarschnitt, eine neue Haarfarbe und ein bisschen Make-up, nicht, Norma?«
    Als Heydrich Normas Verwirrung sah, kicherte er. »Scheint so, als hätten die Programmierer der Demi-Monde einen ausgesprochen morbiden Sinn von Humor gehabt, Miss Williams. Als Vorbild für die digitale Doppelgängerin meiner Tochter haben sie sich ausgerechnet die älteste Tochter des Präsidenten der Vereinigten Staaten ausgesucht. Ein äußerst glücklicher Zufall, der einem Mann mit meinem Ehrgeiz große Möglichkeiten eröffnet, Miss Williams.«
    Heydrich bedeutete seiner Tochter, Platz zu nehmen, und steckte sich eine neue Zigarette an. Na, hoffentlich raucht sich der Mistkerl bald zu Tode, dachte Norma. Da Bewohner der Demi-Monde keine Lungen hatten, war die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, allerdings gleich null.
    »Aleister Crowley ist schon lange der Ansicht, dass die Demi-Monde von der Spirituellen Welt oder der Realen Welt, wenn Sie so wollen, manipuliert wird. Obwohl Crowley dies durch die Magie beweisen will, hat er im Grunde genommen recht. Sie, die Bewohner der Realen Welt, sind Crowleys Geister, Miss Williams, und wir wissen, wie viel Spaß sie daran haben, uns arme Demi-Mondianer zu quälen. Doch es gab etwas, was den Horizont der

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