Die Mitternachtsprinzessin
hat. Wir wissen doch, dass sie uns in die Irre führen wollen.“
„Ich stimme zu“, erklärte Timo. „Gehen wir nachsehen.“ Gabriel nickte und trieb sein Pferd erneut an. Die übrigen folgten, manche widerstrebend. Etwa eine Viertelmeile weiter bogen sie in einen schmaleren, felsigeren Weg ab, der zum Hügel hinaufführte.
Stumm ritten sie weiter, und jeder von ihnen rang mit der je eigenen Furcht davor, dass sie entweder Sophia oder Alexa tot auf der Straße finden könnten, umgebracht und einfach liegen gelassen von den Entführern wie ein Stück Abfall.
Aber natürlich gab es noch eine andere Möglichkeit: Dass der weiße Gegenstand auf der Straße nichts von Bedeutung war und sie nur kostbare Zeit verloren.
Schließlich konnten sie ihn durch das Fernrohr besser erkennen, und auf einmal war die Erschöpfung wie weggeblasen, als sie feststellten, dass das weiße Etwas tatsächlich ein Hinweis sein musste. Sie waren sicher, dass es sich nicht um einen menschlichen Körper handelte. Es schien ein Kleidungsstück zu sein.
Durch das Fernrohr überprüfte Gabriel die Umgebungbung. Wenn dies wirklich ein Fingerzeig von Sophia war, wie er es vermutete, dann waren die Schurken sicher hier vorbeigekommen und hielten sich möglicherweise noch in der Gegend auf. Hier, so entschied er, sollten sie mit ihrer Suche beginnen.
Er befahl den Männern, sich mit äußerster Vorsicht zu nähern. Wenn der Feind in der Nähe war, würde ihre stärkste Waffe darin bestehen, sich leise zu verhalten, vor allem deshalb, weil die Entführer bereits den Vorteil einer guten Deckung hatten, sich vielleicht in einer der Höhlen aufhielten.
Sie mussten wirklich achtsam sein, wenn sie nicht gesehen oder gehört werden wollten. Soweit dies möglich war, wollte er die Chance nutzen, sie zu überrumpeln.
„Ja“, murmelte er, als er sich umsah. „Sie ist hier irgendwo auf diesem Berg. Ich spüre es.“
„Sie müssen in dieser Gegend ihr Nachtlager aufgeschlagen haben“, bestärkte Timo ihn. „Wir müssen sie aufspüren und finden, ehe sie weiterziehen.“
„Aber wie? Vor uns liegen Tausende von Hektar Wildnis mit Höhlen, Erdspalten und Schluchten“, sagte Demetrius. „Wie sollen wir sie da finden?“
„Wir müssen unseren Verstand einsetzen. Und wir werden erst Ruhe geben, wenn wir sie haben.“ Gabriel sah sich um. „Macht eine Pause, Männer. Ich werde das Stück Stoff da vorn holen, das Sophia uns hinterlassen hat, und mich ein wenig umsehen. “
„Sollen wir mitkommen?“, bot Yannis an.
„Nein, ich möchte, dass ihr alle Kraft sammelt für das, was da auf uns zukommt“, sagte Gabriel. „Und ich möchte absolute Stille, verstanden? Alle Geräusche werden in die Höhe getragen, und sie haben zweifellos Posten aufgestellt. Wir müssen sie überraschen, sie müssen verblüfft sein, so haben wir die größten Chancen. “
„Ja, Colonel.“
„Aye, Sir.“
Leise führten die Männer ihre Pferde in die Wälder seitlich der Straße, hielten sich zwischen den Bäumen verborgen. Sie fanden einen Bach und ließen die Pferde trinken, während sie sich ein wenig streckten, selbst ihren Durst löschten, ihre Waffen überprüften und sich für den Kampf bereit machten.
Gabriel stieg inzwischen zu Fuß weiter den Berg hinauf, Um den Unterrock von der Straße zu holen, ehe er die Aufmerksamkeit der Mitglieder des Skorpion-Ordens erregte. Als die Dämmerung in eine kalte Nacht überging, erreichte er die Stelle, an der Sophia das Kleidungsstück nach unten geworfen hatte. Er war erleichtert, es in dem Wissen berühren, dass sie ganz in der Nähe war. Rasch nahm er es auf und verbarg es unter seinem schwarzen Rock danach durchsuchte er gut eine Stunde lang die Gegend Schließlich entschied er sich für eine kleine Höhle abseits der Straße, in die er Sophia bringen konnte, sobald er sie sicher bei sich hatte. Er brachte Feuerholz und andere notwendige Dinge dorthin und achtete darauf, dass sie alles dahaben würde, was sie brauchte.
Mochte der Himmel sie schützen.
Ehe er zu seinen Männern zurückkehrte, blieb er außerhalb der kleinen Höhle stehen, um sich ein letztes Mal umzusehen. Auf dieser Höhe war die Luft dünner. Er merkte es sich, denn dadurch würden seine Männer schneller ermüden. Er selbst war durch die Kämpfe in Indien etwas besser daran gewöhnt.
Zahllose Erinnerungen aus jenen Tagen halfen ihm jetzt, sich auf das vorzubereiten, was ihm bevorstand.
In seinem Innern erwachten dunkle Kräfte zum
Weitere Kostenlose Bücher