Die Mitternachtsprinzessin
Gabriel zu., „Komm, Zigeunermädchen. Lass uns von hier verschwinden.“
„ Zigeunermädchen?“, wiederholte Yannis.
„Hör nicht auf ihn“, erwiderte Sophia errötend. Sie umarmte Yannis noch einmal, und sagte ihm ein paar lobende und tröstende Dinge, die er an Markos weitergeben sollte.
Dann stieg sie gemeinsam mit Gabriel aufs Pferd.
19. Kapitel
Sie schwiegen, als sie den Berg hinunterritten.
Anschließend überquerten sie die kleine Brücke, die über den kalten Fluss führte, und bogen von der Straße ab. Als sie den Weg im dunklen Wald fortsetzten, spürte sie Gabriel hinter sich, seinen warmen, großen Körper, der sich so stark anfühlte, dass Sophia keine Angst mehr hatte.
Er lenkte das Pferd sicher zwischen den dichten Bäumen hindurch, und als sie an eine Flussbiegung kamen, zügelte er es, warf einen prüfenden Blick in alle Richtungen und saß dann ab.
Sie sah ihm zu, wie er zum Wasser ging und sich am Ufer niederhockte. Sophia begriff, dass er sich das Blut von den Händen wusch, das von dem heftigen Kampf stammte.
Ihr fiel wieder ein, was er in jener Nacht im Bauernhaus gesagt hatte, dass er keinen Menschen mehr töten könne, er ziemlich sicher sei, dass ihn das seine unsterbliche Seele kosten würde.
Jetzt hatte er für sie getötet. Bedeutete sein Schweigen, dass er wütend war? Wütend auf sie?
Glaubte er, dass er um ihretwillen seine Seele der ewigen Verdammnis preisgegeben hatte? Bei dem Gedanken zitterte sie. Zögernd stieg Sophia vom Pferd und ging zu Gabriel ans Ufer.
Ein Stück weiter stromaufwärts kniete sie nieder und tauchte die Fingerspitzen ins kalte Nass.
Gabriel hatte seine Hände gereinigt. Er blickte geradeaus ins Leere, holte tief Atem und stieß ihn wieder aus.
Sie sah ihn fragend an.
„Alles in Ordnung?“, meinte er gleichmütig, obwohl er bemerkt hatte, dass sie ihn ansah, auch wenn er ihrem Blick auswich.
„Ja“, murmelte Sophia. „Und bei dir?“
„Hm.“ Die eine kurze Silbe bedeutete weder Zustimmung noch Verneinung. Er nahm etwas Wasser in die hohle Hand und spritzte es sich ins Gesicht. „Es ist kalt“, sagte er schließlich.
„Ja.“ Sie erschauerte ein wenig, als er aufstand, die Hände müde in die Hüften stemmte und sich aufmachte, um das Pferd zu holen.
Anschließend gingen sie zu der Höhle, die er für sie vorbereitet hatte, vorher aber führte er den Hengst zu dem Versteck zwischen den Bäumen. Sophia folgte ihm, wobei sie aufpasste, wohin sie auf dem unebenen Boden trat.
„Unser Unterschlupf ist gleich dort.“ Er zeigte auf eine kleine Höhle ein Stück weiter vorn hinter den Pinien. „Darin sollte es warm sein. Du kannst vorgehen und dich schon ein wenig ausruhen. “
Sie schüttelte den Kopf. „Ich warte auf dich.“ Nach den Ereignissen dieses Abends wollte sie nicht mehr von der Seite ihres Beschützers weichen. Sie war so glücklich, ihm nahe sein zu können, und lehnte sich nur an einen Baum, während er das Pferd absattelte.
Als er damit fertig war, begaben sie sich gemeinsam zur Höhle. In der Ferne schrie eine Eule, als er ihr über die Steine half.
Vor ihnen schien das Mondlicht silbern auf den Felsen mit der dunklen Öffnung. Hinter ihnen wisperte der Wind in den Pinien. Gabriel ging voraus und bückte sich unter dem runden Eingang, als er eintrat. Sophia folgte ihm, wobei sie im Gegensatz zu ihrem Retter den Kopf nicht einziehen musste. Sie hielt in der Dunkelheit eine Hand an seinen Rücken, aber dann streckte er den Arm aus und schob eine große schwarze Decke beiseite, die er bei seinen Vorbereitungen wie einen Vorhang befestigt hatte, um das Lager zu verstecken.
Hinter dem Vorhang wirkte die kleine Höhle geradezu gemütlich. Zwei Laternen spendeten ein wenig Licht, glühende Kohlen in einem Ring aus Steinen verbreiteten Wärme. Auf den Schlafmatten lagen ein paar Felle, sie entdeckte Feldflaschen mit Wasser und etwas zum Essen und einige notwendige Dinge für eine erste medizinische Versorgung. An den Wänden lehnten einige Waffen. Er hielt den Vorhang zurück, ließ sie zuerst hindurchgehen, und als Sophia das tat, hob sich ihre Stimmung, denn dieser kleine, behelfsmäßige Unterschlupf erschien ihr heimeliger und sicherer als jeder Palast, in dem sie bisher gelebt hatte.
„Mein Beutel!“, rief sie aus, als sie ihn plötzlich entdeckte. Mit einem dankbaren Blick drehte sie sich zu Gabriel um.
Die Andeutung eines Lächelns ließ seine versteinerten Züge weicher wirken.
„Das würde ich doch nicht
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