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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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sein. Ohne einen Gedanken an die möglichen Auswirkungen auf ihre Selbstbeherrschung zu verschwenden, kuschelte sie sich an ihn. Sie wagte kaum zu atmen, aus Angst, den Augenblick zu zerstören.
    Ihr Herz klopfte heftig, während sie vorgab, die wunderbare Aussicht zu genießen. Glitzernd spiegelten sich die Lichter von Gröna Lund im dunklen Wasser des Kanals, der Mälarsee und die Ostsee miteinander verband. Im Hintergrund erhob sich die Silhouette von Stockholms Altstadt aus der Dunkelheit. Doch so herrlich der Blick von hier oben auch war, Noelle konnte nur an Henrik denken. All ihre Sinne waren aufs Äußerste geschärft, und als sie ihn anschaute und in seinem Blick dasselbe Verlangen entdeckte, das auch sie empfand, wusste sie, dass es kein Zurück mehr gab.
    Zitternd hielt sie den Atem an und schloss die Augen, als Henrik mit den Fingern sanft die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete. Eine tiefe Sehnsucht, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte, erfüllte sie. Ihre Brust hob und senkte sich heftig. Und als sein Mund sich schließlich auf ihre Lippen legte, war es um sie geschehen.
    Mit einem heiseren Seufzen vertiefte sie den Kuss, umspielte seine Zunge mit der ihren und gab sich ganz dem köstlichen Gefühl hin, das er in ihr wachrief.
    Nur für ein paar Sekunden lösten sie sich voneinander, als Noelle sich auf seinen Schoß setzte und die Hände in seinem Haar vergrub, das so weich und glänzend war wie Seide. Sie konnte nicht mehr klar denken, vergaß die Welt um sich herum.
    Und dann war es plötzlich vorbei.
    Henrik schob sie von sich und rückte so weit von ihr ab, wie es die Enge der Gondel erlaubte. Als die Fahrt zu Ende war, verließ er das Riesenrad so schnell, dass sie sich beeilen musste, um zu ihm aufzuschließen.
    “Was ist los?”, fragte sie verwundert. Denn es war mehr als deutlich, dass ihn etwas bedrückte. Doch er schüttelte nur den Kopf und wirkte plötzlich sehr abweisend. “Wir sollten uns jetzt besser auf den Rückweg machen”, erklärte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. “Dieser Kuss … Wir hätten das nicht tun sollen.”
    Irritiert sah sie ihn an, doch er wandte den Blick ab.
    “Natürlich”, nickte sie dann. “Ganz wie Sie meinen.”
    Während sie mit der Fähre nach Gamla Stan übersetzten, sprach keiner von beiden ein Wort.
    Eine Stunde später stand Noelle auf dem Balkon ihres Apartments und schaute in den nächtlichen Himmel. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Henrik in diesem Moment vielleicht auch zu den Sternen emporblickte.
    Henrik. Als sie sich vorhin am Fähranleger Slussen im Süden der Gamla Stan voneinander verabschiedet hatten, war die Stimmung zwischen ihnen alles andere als unbefangen gewesen. Nicht ein Wort verloren sie über das, was vorgefallen war. Noelle spürte, dass Henrik den Kuss bereute. Darum hatte sie dankend abgelehnt, als er vorschlug, sie in seinem Taxi mitzunehmen, und sich damit herausgeredet, dass sie bei einer alten Freundin in Stockholm übernachten wolle.
    Ob sie ihn jemals wiedersehen würde?
    Seufzend fuhr sie mit der Hand durch ihr welliges dunkles Haar. Wie sollte es jetzt bloß weitergehen? Warum hatte sie ihm nicht die Wahrheit gesagt, als sich die Gelegenheit dazu bot? Jetzt war es zu spät und der geeignete Augenblick längst verstrichen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Gebilde aus Lügen, das sie um sich herum errichtet hatte, in sich selbst zusammenfiel.
    Und dann?
    Was auch immer sie unternahm, am Ende konnte sie nur verlieren. Entweder ihren Job oder Henrik, im schlimmsten Fall sogar beides. Am meisten verunsicherte sie die Tatsache, dass sie längst nicht mehr eindeutig zu sagen vermochte, wo ihre Prioritäten lagen.
    Auf der einen Seite war da ihr großer Traum, nach Frankreich zu gehen, um für Michel Lejeune zu arbeiten und es allen zu beweisen, die nicht an sie geglaubt hatten.
    Auf der anderen Seite stand Henrik.
    Die Stimme ihrer Vernunft sagte, dass sie einen Fehler beging, wenn sie ihr Herz zu sehr an ihn hängte. Sie spürte deutlich, dass er etwas vor ihr und dem Rest der Welt zu verbergen versuchte. Davon abgesehen, dass sie generell keinen Mann in ihrem Leben haben wollte, war so jemand das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnte. Aber kam diese Erkenntnis nicht längst zu spät?
    Sie sollte sich auf ihre Arbeit konzentrieren, stattdessen ließ sie sich von Henrik ablenken. Dabei wusste sie doch, wohin das führte! Da brauchte sie nur an Felix zu denken.
    Auch in ihn hatte sie sich Hals

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