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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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treffen, und dich bedrängt, ihm die Wahrheit zu sagen. Dabei hat er die ganze Zeit viel mehr gelogen als du! Es tut mir so leid, Süße. Kann ich irgendwas für dich tun?”
    “Nein, da muss ich ganz allein durch. Ich …”
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie verstummen. “Noelle, sind Sie da drin?”
    Es war Fridtjof Lundgren. Als Eva aufstehen und gehen wollte, hielt Noelle sie zurück. Hastig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und straffte die Schultern, bevor sie die Tür öffnete. Irgendwie schaffte sie es sogar, ein schwaches Lächeln zustande zu bringen, als sie vor ihrem Vorgesetzten stand.
    “Ja?”
    “Ich nehme an, Sie können sich bereits denken, um was es geht?”, fragte Lundgren ernst.
    Spielte er auf die peinliche Szene vorhin im Blauen Salon an? Etwas anderes konnte es doch nicht sein – es sei denn …
    “Der Hofzeremonienmeister möchte Sie sprechen. Es geht um Sie und Graf Pilkvist.”
    Fridtjof wusste es also!
    Verzweifelt suchte sie nach einer Ausflucht, bis sie erkannte, dass das vollkommen sinnlos war. Die Information konnte nur von Henrik selbst oder von jemandem stammen, der sie zusammen gesehen hatte.
    Somit war jedes Leugnen zwecklos.
    “Das wird nicht nötig sein”, erwiderte sie. “Ich bin mir meines Fehlverhaltens bewusst und werde die Konsequenzen daraus ziehen. Bitte richten Sie dem Zeremonienmeister aus, dass ich meinen Dienst am Königshof quittiere. Würden Sie das für mich tun? Ich will es rasch hinter mich bringen. In spätestens einer Stunde bin ich fort.”
    Lundgren seufzte. “Es tut mir wirklich leid, dass ich nichts für Sie tun kann, Noelle. Sie sind seit langer Zeit meine beste Mitarbeiterin, auch wenn Sie einige Schwierigkeiten haben, sich an die Regeln zu halten.”
    Überrascht schaute Noelle ihn an. “Ist das Ihr Ernst?”
    “Natürlich. Was denken Sie denn, warum ich immer besonders streng zu Ihnen war? Sie hätten hier am Königshof eine glänzende Karriere machen können, aber unter den gegebenen Umständen konnte ich leider nichts für Sie tun.” Er zuckte bedauernd mit den Schultern. “Vielleicht ist es auch meine Schuld, dass es so weit gekommen ist. Ich hätte Sie warnen sollen, damals, als ich Sie zusammen mit dem Grafen in dem Restaurant in Gamla Stan gesehen habe.”
    Damit hatte Noelle nun wirklich nicht gerechnet. “Sie … Sie haben mich dort gesehen?”
    “Nun ja, zumindest ganz kurz.” Er lächelte. “Sie hatten es verständlicherweise sehr eilig, das Lokal zu verlassen. Daher hätte ich Ihnen vielleicht hinterher sagen sollen, dass der Graf bald heiraten wird. Aber ich wusste ja nicht, wie … Nun, Sie wissen schon – wie eng Ihr Verhältnis zu ihm ist. Außerdem wollte ich niemanden in Verlegenheit bringen.”
    “Ich danke Ihnen”, sagte Noelle ehrlich. Sie konnte es noch immer kaum glauben. Wie sehr sie sich doch in ihrem Vorgesetzten getäuscht hatte! Sie war davon überzeugt gewesen, er würde sofort für ihre Entlassung sorgen, wenn er sie in dem Restaurant entdeckt hätte. Stattdessen hatte er nichts davon nach außen dringen lassen. “Vielen Dank für alles. Aber eine letzte Frage habe ich noch: War es Henrik, der mich … Hat er mich verraten?”
    Lundgren schüttelte den Kopf. “Nein, Graf Pilkvist hat nichts damit zu tun. Seine Verlobte hat sich über Sie beschwert.”
    Noelle nickte. Das hatte sie sich beinahe gedacht. Und trotz allem war sie erleichtert, das zu hören. Obwohl sie sich fragte, wie Matilda Gunvaldsson von Henrik und ihr erfahren haben konnte.
    Als Noelle nicht einmal zwei Stunde später mit einer Tasche, in der all ihre Sachen lagen, durch den Dienstboteneingang ins Freie trat, dämmerte es bereits. Der Himmel über dem Park von Kronborg Slott erglühte rotgolden, und die letzten Strahlen der sinkenden Sonne ließen die zartgelbe Fassade des Schlosses in feurigem Orange erstrahlen.
    Sie stellte die Tasche ab, trat an die Balustrade und ließ ihren Blick über die märchenhafte Gartenanlage schweifen. Fast sechs Monate hatte sie hier gearbeitet, Bekanntschaften geschlossen und Erfahrungen gesammelt. Sie konnte kaum glauben, dass dieser Abschnitt ihres Lebens nun zu Ende gehen sollte. Was war aus den Träumen geworden, mit denen sie ihre Stellung hier angetreten hatte? Allesamt zerplatzt wie Seifenblasen. Mit diesem dunklen Punkt in ihrem Lebenslauf würde Michel Lejeune sie gewiss nicht in seinen Mitarbeiterstab aufnehmen, und eine gemeinsame Zukunft mit Henrik in Schweden stand auch

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