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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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musste sie auch noch ständig an Henrik denken. Heute Abend, das hatte sie sich fest vorgenommen, würde sie ihm endlich die Wahrheit sagen. Nach allem, was geschehen war, durfte es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben.
    Als plötzlich die Tür zum Salon aufging und Matilda sie heranwinkte, schrak Noelle zusammen.
    “Kommen Sie”, rief sie mit einem Lächeln auf den Lippen, das Noelle ganz und gar nicht gefiel. Sie fand, es wirkte so echt und ehrlich wie das Lächeln eines Haifischs, doch wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein. “Ihr großer Auftritt wartet.”
    Noelle holte noch einmal tief Luft, dann schob sie den Wagen in den Salon, begleitet von den entzückten
Ohs
und
Ahs
der anwesenden Gäste, die an drei langen, u-förmig angeordneten Tischen saßen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie wagte nicht, aufzublicken, aus Angst, über die eigenen Füße zu stolpern, wenn ihre Konzentration auch nur für einen Augenblick nachließe.
    Als sie es schließlich doch tat, traf sie fast der Schlag. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht.
    Nein, nicht das!
    Henrik stand, nur ein paar Meter von ihr entfernt, am Kopf der Kaffeetafel, direkt neben Matilda Gunvaldsson. Sein ungläubiger Blick war starr auf Noelle gerichtet. Er starrte sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Ganz langsam schien er zu begreifen, und in seinen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Unverständnis, Enttäuschung und Verbitterung, die Noelle fast das Herz zerriss.
    Sie wollte zu ihm laufen, vor ihm auf die Knie fallen und ihn um Vergebung bitten. Ihr Stolz war ihr in diesem Moment vollkommen gleichgültig. Ein einziger Gedanke beherrschte ihr Denken: dass sie Henrik verlieren würde, wenn sie nichts unternahm.
    Doch bevor sie etwas tun konnte, räusperte Matilda sich und ergriff das Wort.
    “Liebe Gäste”, begann sie und ließ ihren Blick mit einem selbstgefälligen Lächeln durch den Salon schweifen. “Ihr fragt euch sicher, warum ich euch heute hergebeten habe. Nun, ich will euch nicht länger auf die Folter spannen.” Besitzergreifend hakte sie sich bei Henrik unter. Noelle runzelte irritiert die Stirn, dann sprach Matilda weiter: “Henrik Albrektson, Graf Pilkvist, und ich, Matilda Gunvaldsson, möchten heute offiziell unsere Verlobung bekannt geben.”
    Ein Raunen ging durch den Saal, doch Noelle bekam es gar nicht mit. Ungläubig starrte sie Henrik an.
    Er
war Graf Pilkvist? Ihr Henrik?
    Nein, das konnte nicht sein!
    Aber warum sagte er nichts, um dieses Missverständnis richtigzustellen? Wieso wandte er einfach den Blick ab, als würde er sie nicht mehr kennen? Was ging hier eigentlich vor?
    Was dann geschah, holte Noelle schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück: Henrik zog Matilda in seine Arme und küsste sie!
    Wie erstarrt stand Noelle noch einen Augenblick da, bevor sie herumwirbelte und davonrannte.

10. KAPITEL
    H enrik lehnte die Stirn gegen das kühle Fensterglas des Gästezimmers und zwang sich zur Ruhe. Nach einem schier endlosen Marathon aus Glückwünschen und Gratulationen – unter anderem von Matildas Vater – war es ihm gelungen, sich davonzustehlen, während die Feier im Blauen Salon weiterging. Doch er wusste, dass er nicht allzu lange fortbleiben konnte. Immerhin handelte es sich um seine eigene Verlobungsparty! Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Auf was hatte er sich da bloß eingelassen? Er erinnerte sich an den irritierten Gesichtsausdruck seiner Mutter. Ihre Verwirrung war mehr als verständlich, nachdem er ihr noch kurz zuvor mitgeteilt hatte, dass er Matilda auf gar keinen Fall heiraten wolle.
    Und nun das!
    Einerseits war er wütend auf Matilda. Wie konnte sie ihn nur derart mit der offiziellen Verkündung ihrer Verlobung überrumpeln? Vor allem aber richtete sich seine Wut gegen sich selbst: War er denn von allen guten Geistern verlassen gewesen, sich darauf einzulassen? Er hätte protestieren sollen, die Sache klarstellen – irgendetwas! Sicher wäre das peinlich und unangenehm gewesen, sowohl für Matilda als auch für ihn. Aber wenigstens hätte er dann nicht sein Leben verkauft.
    Am meisten sollte er sich jedoch über Noelle aufregen – ihretwegen hatte er die Sache mit der Verlobung nicht klargestellt. Als sie plötzlich im Saal aufgetaucht war und er begriff, dass sie ihn die ganze Zeit über angelogen hatte, war ihm alles andere egal gewesen. So hatte er sich in sein Schicksal gefügt und vor allen Gästen den glücklichen Verlobten gespielt.
    Auch jetzt konnte er

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