Die Mitternachtsrose
von Originalkleidern aus den zwanziger Jahren befindet, die einer längst verstorbenen Verwandten des gegenwärtigen Lord Astbury gehörten und all die Jahre nicht getragen wurden. Ich habe gefragt, ob ich sie mir ansehen darf, aus historischem Interesse, aber natürlich auch… « , sie zwinkerte Rebecca zu, » …um festzustellen, ob was Passendes für Sie dabei ist. Ich fänd’s super, wenn wir was im Film verwenden könnten. «
» Gute Idee! «
Jean zog mit großer Geste ein Seidentuch von einem Kleiderständer. » Schauen Sie. «
Rebecca verschlug es beim Anblick der eleganten Roben die Sprache. » Wow, toll. «
» Sie sind in hervorragendem Zustand. Man sieht ihnen nicht an, dass sie neunzig Jahre alt sind. Viele stammen von den französischen Topdesignern der damaligen Zeit, von Lanvin, Vionnet oder Schiaparelli. Die reinste Fundgrube « , seufzte Jean, als sie die Kleider vom Ständer nahmen und genauer begutachteten. » Bei einer Auktion könnte man damit ein Vermögen erzielen. Ich kann’s kaum erwarten, dass Sie sie anprobieren. Wenn ich mir Ihre Maße so anschaue, müssten sie eigentlich passen. Die ursprüngliche Eigentümerin scheint in etwa so groß wie Sie gewesen zu sein und eine ähnliche Figur gehabt zu haben. «
» Werde ich sie überhaupt tragen dürfen? « , gab Rebecca zu bedenken.
» Wer weiß? Die Haushälterin klang skeptisch. Sie sagt, sie müsste Lord Astbury fragen. Schlüpfen Sie erst mal rein, alles Weitere sehen wir dann. « Jean nahm ein Kleid vom Ständer. » Wie wär’s mit dem hier für Ihre erste Szene mit James Waugh morgen? «
Zehn Minuten später betrachtete Rebecca sich im Spiegel. Seit ihrer Zeit an der Juilliard School hatte sie keine historischen Kostüme mehr getragen; in Hollywood hatte sie ausschließlich moderne junge Frauen gespielt, meist in Jeans und T-Shirt. Das Lanvin-Kleid, das sie gerade anhatte, war aus Seide, darüber Chiffon, mit feinen Perlenapplikationen handbestickt. Bei jeder Bewegung umspielte der Saum sanft ihre Knöchel.
» Und wenn ich Lord Astbury auf den Knien anbetteln muss: Ich werde ihn überreden, uns ein paar von diesen Kleidern zu überlassen « , erklärte Jean entschlossen. » Probieren wir das nächste. «
Nachdem Rebecca ihr eine ganze Reihe prächtiger Gewänder vorgeführt hatte, die ihr alle wie angegossen passten, meinte Jean zufrieden grinsend: » Okay, ich glaub, wir sind fertig. Ich rede mit der Haushälterin. Sie werden fabelhaft aussehen. « Sie halfRebecca aus dem letzten Kleid. » Mit der richtigen Frisur und Schminke wird aus Ihnen eine echte Zwanziger-Jahre-Schönheit! Die Maske ist den Flur runter auf der rechten Seite. «
» Allmählich habe ich das Gefühl, in diesem Haus ein Navi zu brauchen « , bemerkte Rebecca schmunzelnd auf dem Weg zur Tür. » Ich verlaufe mich ständig. «
Sie verließ die Garderobe und ging in die Maske, wo sie sich vor den Spiegel setzte und eine Friseurin prüfend eine Strähne von Rebeccas dichten dunklen Locken in die Hand nahm.
» Macht es Ihnen was aus, wenn Ihre Haare morgen geschnitten und gefärbt werden? «
Das war ein Streitpunkt gewesen. Der Vertrag forderte, dass Rebeccas lange Haare zu einem Bubikopf im Stil der zwanziger Jahre geschnitten und blond gefärbt wurden, damit die Farbe zu den Haaren der Schauspielerin passte, die ihre Mutter spielte.
» Schon in Ordnung. « Rebecca zuckte mit den Achseln. » Sie wachsen ja wieder. «
» Ja. Und sobald die Dreharbeiten vorbei sind, können wir sie ganz leicht wieder zurückfärben. Gut, dass Sie das nicht so eng sehen « , bemerkte die Hairstylistin anerkennend. » Da hab ich mit Kolleginnen von Ihnen schon ganz anderes erlebt. Am Ende gefällt Ihnen der Stil vielleicht sogar; Ihr zartes Gesicht eignet sich gut für einen Bubikopf. «
» Und möglicherweise werde ich als Blondine nicht erkannt. «
» Da würd ich mir keine Hoffnungen machen. Ihr Gesicht ist zu prägnant.« Sie nahm Rebecca gegenüber Platz. »Darf ich Sie was fragen? Wie ist Jack Heyward privat? Im Film find ich ihn zum Anbeißen. Schaut er nach dem Aufstehen auch so süß aus? «, erkundigte sie sich.
Rebecca überlegte. » Doch, schon irgendwie. «
» Hab ich mir gedacht. « Die Friseurin schmunzelte. » Ist bestimmt wie ein Sechser im Lotto, so jemanden zu heiraten. «
» Allerdings. « Rebecca stand auf und verabschiedete sich mit einem Winken. » Bis morgen früh. « Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr bis zum Termin mit dem Sprachcoach
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