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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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einer wohlhabenden, einflussreichen Familie war.
    » Nein, natürlich nicht « , antwortete ich hastig.
    » Doch, das seh ich doch! Mir ist nämlich auch langweilig. «
    Wir musterten einander ein paar Sekunden lang.
    » Wollen wir rausgehen, uns umschauen? « , fragte sie mich.
    » Das dürfen wir nicht! « , entgegnete ich entsetzt.
    » Warum nicht? Hier drin sind so viele Frauen, da fällt niemandem auf, wenn wir weg sind. « Ihre schönen braunen Augen mit den bernsteinfarbenen Flecken sahen mich herausfordernd an.
    Ich holte tief Luft, weil ich wusste, dass ich Schwierigkeiten bekommen würde, wenn meine Abwesenheit bemerkt wurde. Trotzdem nickte ich.
    » Wir müssen uns im Schatten halten, sonst entdecken sie uns « , flüsterte sie. » Komm. «
    Und dann nahm sie meine Hand.
    Ich erinnere mich noch gut daran, wie ihre langen, schlanken Finger nach den meinen griffen, ich den Schalk in ihren Augen sah und meine Hand in die ihre legte.
    Draußen deutete meine neue Freundin zur anderen Seite des Lagers. » Siehst du? Da drüben speisen die Maharadschas. «
    Rund um das zentrale durbar -Zelt standen Tausende von Kerzen in Glasschalen, die die Umrisse der Bäume und Pflanzen in dem exotischen Garten erhellten.
    Das Zelt zog mich magisch an; ich spürte das weiche Gras unter den Fußsohlen, als wir darauf zuliefen. Meine neue Freundin schien genau zu wissen, wohin wir mussten. Als wir das Zelt erreichten, huschte sie an der Seite entlang, kniete nieder und hob die schwere Zeltplane an, um hineinzulugen.
    » Bitte sei vorsichtig, jemand könnte dich sehen « , warnte ich sie.
    » Nach unten schaut niemand « , entgegnete sie kichernd und schob die Plane noch ein wenig höher. » Komm, ich zeig dir meinen Vater. Ich finde, er ist der attraktivste von den Maharadschas. «
    Sie machte mir Platz, so dass ich ebenfalls niederknien, die dicke Plane hochheben und hineinblicken konnte.
    Obwohl ich nur viele große geschmückte Männerfüße sah, wollte ich meine neue Freundin nicht enttäuschen.
    » Beeindruckend « , lautete mein Kommentar.
    » Links ist mein Vater. «
    » Ja, ja « , sagte ich, den Blick auf die Knöchel vor mir geheftet, » ich sehe ihn. «
    » Ich finde ihn attraktiver als deinen! « , erklärte sie mit leuchtenden Augen.
    Da wurde mir klar, dass dieses Mädchen mich für eine Prinzessin und den Maharadscha von Jaipur für meinen Vater hielt. Ich schüttelte traurig den Kopf.
    » Mein Vater ist tot. «
    Sie legte ihre warme braune Hand auf die meine. » Tut mir leid. «
    » Danke. «
    » Wie heißt du? «
    » Anahita, aber alle sagen Anni zu mir. «
    » Und ich bin Indira. Meine Familie nennt mich Indy. « Sie lächelte, streckte sich auf dem Boden aus und stützte den Kopf in die Hände. » Wer bist du nun? « , erkundigte sie sich und musterte mich eingehend. » Du bist viel hübscher als die anderen Prinzessinnen von Jaipur. «
    » Ich bin keine Prinzessin « , korrigierte ich sie. » Meine Mutter ist eine Cousine zweiten Grades der Maharani von Jaipur. Seit dem Tod meines Vaters vor zwei Jahren leben wir in der zenana des Mondpalasts. «
    » Leider « , sie hob die Augenbrauen, » bin ich eine Prinzessin, die jüngste Tochter des Maharadschas von Koch Bihar. «
    » Bist du denn nicht gern Prinzessin? « , fragte ich.
    » Nicht wirklich. « Indira drehte sich auf den Rücken, legte die Hände unter den Kopf und blickte empor zum Sternenhimmel. » Ich wäre lieber Tigerbändigerin im Zirkus. «
    Ich schmunzelte.
    » Lach nicht. Es ist mein Ernst. Ma meint, ich bin eine sehr schlechte Prinzessin. Ich mach mich die ganze Zeit schmutzig und stelle lauter Unsinn an. Sie spielt mit dem Gedanken, mich in ein englisches Internat zu stecken, damit ich Manieren lerne. Ich hab ihr gesagt, wenn sie das macht, laufe ich weg. «
    » Warum? Ich würde England sehr gern sehen. Ich bin noch nie in einem anderen Land gewesen «, erklärte ich wehmütig.
    » Du Glückliche. Wir sind immer auf Achse. Ma schleppt uns zur Saison hier und in Europa mit. Ich wünschte, ich könnte die ganze Zeit in unserem Palast bleiben und mich um unsere Tiere kümmern. Wenn nicht Tigerbändigerin, wäre ich gern ein mahout, der bei den Elefanten lebt. England würde dir nicht gefallen. Es ist grau und neblig. Dort sind wir alle permanent erkältet, besonders Pa. « Indira seufzte. » Ich mach mir Sorgen wegen seiner Gesundheit. Kannst du Englisch? «
    Da merkte ich zum ersten Mal, dass ihre Gedanken wie Schmetterlinge von einem Thema zum

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