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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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ihm; mein eigentlicher Name Anahita bedeutet » voller Anmut « . Ich hatte immer das Gefühl, dass er nicht zu mir passte. Möglicherweise besaß ich einen scharfen Verstand und war in der Lage, mit dem Pferd Gleichaltrigen davonzugaloppieren, aber an mädchenhafter » Anmut « mangelte es mir. In der zenana warfen sich die Frauen vor dem Spiegel in Pose und brachten Stunden damit zu, farblich passende Kleidung auszuwählen.
    Alle Prinzessinnen und viele ihrer Cousinen waren bereits einem Mann versprochen, den ihre Eltern für geeignet hielten. Ich hingegen kam aus einer Familie, die zwar einer hohen Kaste angehörte, aber arm war. Mein Vater hatte mir nur wenige Besitztümer hinterlassen, und mir war klar, dass meine Mutter mir keine Mitgift würde mitgeben können. Ich war keine gute Partie für begehrte Männer, und meine Mutter suchte in unserem Stammbaum nach jemandem, der sich für mich interessieren könnte. Mich bekümmerte das nicht, weil ich mich an die Worte meines Vaters an die Eltern meiner Mutter erinnerte, als er um ihre Hand angehalten hatte.
    Ich glaubte an die Liebe.
    Ich war elf und lebte seit über einem Jahr in der zenana, als meine Bildung und meine Fähigkeiten als Reiterin sich auszuzahlen begannen: Die Maharani wählte mich als Gefährtin für ihre älteste Tochter, Prinzessin Jameera.
    Obwohl mein Status als Spielgefährtin der Prinzessin mir eine Reihe neuer Privilegien verschaffte und die Tür zu aufregenden Aktivitäten öffnete– zum Beispiel durfte ich sie zu einer der zahlreichen Jagden begleiten oder mich in Teilen des Palasts aufhalten, die mir bis dahin verschlossen gewesen waren–, empfand ich diese Zeit nicht als glücklich.
    Jameera war ein verwöhntes, schwieriges Mädchen. Wenn wir ein Spiel spielten und sie verlor, lief sie weinend zu ihrer Mutter und beklagte sich, ich habe gemogelt. Wenn ich Englisch mit ihr sprach, worum ihre Mutter mich gebeten hatte, hielt sie sich die Ohren zu. Und wenn ich es bei unseren morgendlichen Ausritten einmal wagte, ihr davonzugaloppieren, kreischte sie vor Wut auf und ignorierte mich den Rest des Tages.
    Wir wussten beide, wo das Problem lag: Sie war zwar die Prinzessin, aber ich besaß natürliche Begabungen und Fähigkeiten, die ihr fehlten. Zu allem Überfluss bekam ich, obwohl ich keine Lust hatte, besonders auf mein Äußeres zu achten, immer wieder Komplimente für meine schlanke Figur und meinen guten Wuchs. Jameera hatte weder das eine noch das andere.
    » Maaji « , weinte ich mich in den Armen meiner Mutter aus. » Jameera hasst mich! «
    » Sie ist tatsächlich ein schwieriges Mädchen. Aber dagegen lässt sich nichts tun, pyari. Wir können ihrer Mutter, der Maharani, ja wohl kaum sagen, dass du ihre älteste Tochter nicht magst, oder? Du musst dir Mühe geben « , bat meine Mutter mich. » Du kannst dich glücklich schätzen, von ihr ausgewählt worden zu sein. Das wird sich sicher eines Tages auszahlen. «
    Wie üblich hatte meine Mutter recht. 1911 herrschte in den indischen Prinzen- oder Fürstenstaaten Aufregung. Edward VII ., der Kaiser von Indien, war im Jahr zuvor gestorben, und die Krönungszeremonie seines Sohnes George V. sollte im Juni in England stattfinden. Danach, im Dezember, wollte man ein großes Krönungstreffen in Delhi abhalten, und zu diesem durbar waren alle Prinzen Indiens eingeladen. Als Prinzessin Jameeras Gefährtin gehörte ich zum riesigen Gefolge ihres Vaters, des Maharadschas von Jaipur.
    » Anni « , sagte meine Mutter, wölbte die Hände um mein Gesicht und sah mir in die Augen, » nach deiner Geburt habe ich der Tradition gemäß einen Astrologen konsultiert. Und weißt du, was er dir vorhergesagt hat? «
    Ich schüttelte den Kopf. » Nein, Maaji, was? «
    » Dass dir im Alter von elf Jahren etwas Außergewöhnliches widerfahren würde. Du würdest jemandem begegnen, der dein Leben verändert. «
    Erst jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist mir klar, wie recht der Astrologe gehabt hatte.

7
    Pracht und Prunk des durbar lassen sich kaum mit Worten beschreiben. Als wir uns der Ebene näherten, in der der Coronation Park– eine Zeltstadt außerhalb von Delhi– errichtet worden war, hatte man das Gefühl, als wäre ganz Indien auf den Beinen.
    Jameera, die jüngeren Prinzessinnen und ich lugten aus unserem parda howdah auf einem der großen Elefanten im Gefolge der Maharani durch die Vorhänge hinaus. Auf den staubigen Straßen drängten sich alle nur erdenklichen Transportmittel: Fahrräder,

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