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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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    Am liebsten hätte ich ihr gestanden, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als von meiner wunderbaren neuen Freundin » entführt « zu werden. Doch meine Lippen weigerten sich, die Worte zu formen.
    » Aber Ma, wir sind unzertrennlich! Wenn Anni nicht mitkommt, bin ich schrecklich traurig « , beharrte Indira.
    » Wir können Anni bestimmt bitten, uns zu besuchen « , tröstete die Maharani sie. » Darf ich dich Anni nennen? « , fragte sie mich.
    » Natürlich, Hoheit « , antwortete ich hastig. » Sehr gern. «
    » Dann arrangieren wir das. Aber jetzt muss ich mich ankleiden. Wir sind zum Mittagessen beim Vizekönig eingeladen. « Die Maharani erhob sich, und ich tat es ihr gleich. Wieder bedachte sie mich mit einem Lächeln. » Es war mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen, Anni. Ich hoffe, dass du uns bald in Koch Bihar besuchen kommst. «
    Da Indira ebenfalls zu dem Mittagessen musste, trottete ich allein zu meinem Lager zurück. Dabei rügte ich mich dafür, dass ich nicht den Mund aufgemacht hatte, als Gelegenheit dazu gewesen wäre. Ich hätte sagen sollen, dass ich meiner neuen besten Freundin auch zum Mond folgen würde.
    Als die Feierlichkeiten sich ihrem Ende näherten, sah ich Indira seltener. Unser Lager wurde abgebaut, man verstaute alles für die lange Reise zurück nach Jaipur.
    » Was ist los mit dir? « , fragte Jameera. » Du siehst aus wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten ist. Hast du denn hier keine schöne Zeit gehabt? «
    » Doch, natürlich. «
    » Dann solltest du dankbar sein, dass ich dich mitgenommen habe. «
    » Ich bin dir sehr dankbar, Jameera. «
    Sie verzog den Mund und wandte sich von mir ab. Mir war klar, dass ich ihr nicht die Dankbarkeit und den Respekt erwiesen hatte, die sie erwartete, aber das war mir egal. Bei Indira und ihrer Mutter hatte ich mich willkommen und geschätzt gefühlt. Und das war ein wunderbares neues Gefühl.
    In der letzten Nacht in Delhi kroch ich in dem Zeltraum, den ich mir mit Jameera teilte, ins Bett und blinzelte die Tränen weg. Ich wusste, dass wir am folgenden Morgen früh aufbrechen würden und keine Gelegenheit mehr wäre, mich von Indira zu verabschieden. Wir hatten nicht einmal daran gedacht, die Adressen auszutauschen, und ich fragte mich, ob ein Brief mit der Anschrift » Prinzessin Indira im Palast von Koch Bihar « sie erreichen würde.
    Bestimmt würde sie mich, sobald sie wieder in ihr Leben als Prinzessin zurückkehrte, bald vergessen. Irgendwann schlief ich schließlich zum Klang von Jameeras Schnarchen ein.
    Als ich Indira meinen Namen wispern hörte, glaubte ich zu träumen.
    » Anni! Wach auf! «
    Ich öffnete die Augen und sprang, plötzlich hellwach, auf. » Wie bist du hier reingekommen? « , flüsterte ich erstaunt. Jameera drehte sich im Bett neben mir um.
    Indira legte den Finger an die Lippen und streckte mir die Hand hin. In unseren weißen Nachthemden huschten wir wie Gespenster zwischen den Schlafenden hindurch, bis wir eine lockere Zeltklappe entdeckten und hinauskrochen. Indira zog mich zwischen zwei Zelte, so dass niemand uns sehen konnte. » Ich wollte mich von dir verabschieden « , teilte sie mir mit.
    Mit einem Schlag verschwanden die düsteren Gedanken, dass sie mich vergessen könnte. Indira war vor der Abreise zu mir gekommen, und ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen meiner Zweifel an ihr. Mir kamen die Tränen. Ich breitete die Arme aus, und sie schlüpfte hinein und drückte mich.
    » Du wirst mir so fehlen « , schluchzte ich an ihrer Schulter.
    » Du mir auch. « Sie begann ebenfalls zu weinen. » Keine Sorge, Anni, ich finde eine Möglichkeit, dich zu mir nach Koch Bihar zu holen. «
    » Indy, ich wüsste nicht, wie… «
    » Vertrau mir « , flüsterte sie. » Es gibt immer einen Weg. Jetzt muss ich zurück, bevor jemand merkt, dass ich weg bin, aber… « , sie nahm den kleinen goldenen Ganesh-Anhänger von ihrem Hals und legte ihn mir an, » …der soll dich an mich erinnern. AufWiedersehen, meine Schwester, ich verspreche dir: Es wird nicht lange dauern, bis wir uns wiedersehen. «
    Mit einem letzten neckischen Blitzen ihrer Augen lief Indira in die Nacht hinaus.
    Während der langen Heimreise nach Jaipur berührte meine Hand den Kragen meines Oberteils wohl hundertmal. Darunter verbarg sich Indiras Anhänger, den ich Jameera nicht zu zeigen wagte– sie hätte bestimmt gedacht, dass ich ihn gestohlen hatte.
    Im Mondpalast schienen alle außer mir schnell wieder in den Alltag

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