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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Hugos Tod hat mich mit zweiundzwanzig Jahren zur Witwe gemacht. Ich muss zu Hause wohnen, allein mit meiner Mutter, mit wenig Aussicht auf Änderung. «
    » Lady Selina, ich verspreche Ihnen, Sie werden eine zweite Chance auf das Glück bekommen « , sagte ich, mehr nicht, denn jetzt war nicht der richtige Moment, ihr zu prophezeien, dass eine neue Liebe auf sie wartete.
    » Glaubst du das wirklich, Anni? «
    » Ja. Und vergessen Sie nicht: Man muss nicht tagtäglich in der Kirche beten. Wir sind alle Teil Gottes. In jedem von uns steckt ein wenig von ihm. Er wird Sie hören, egal, wo Sie sind. «
    » Danke, liebste Anni. « Selina legte ihre behandschuhte Hand auf die meine, als wir zum Haus zurückgingen, um der Kälte zu entfliehen.
    Dieses Weihnachten gab es keine morgendlichen Ausritte, weil Donald ein paar Wochen zuvor eingezogen worden war und in seinem Bataillon die militärische Ausbildung absolvierte.
    Eines frostigen Dezembermorgens, als ich wieder einmal in der Küche frühstückte, erhielt ich einen an mich adressierten Brief. Überrascht öffnete ich ihn und begann zu lesen.
    Chelsea Barracks
    London
    19. Dezember 1916
    Liebste Anni,
    ich hoffe, Du hast nichts dagegen, dass ich Dir schreibe. Ich weiß niemanden sonst, dem ich meine geheimsten Gedanken anvertrauen könnte. Meine Ausbildung (besser gesagt die wenigen Wochen, in denen ich Herummarschieren und Schießen gelernt habe) ist abgeschlossen, und morgen sollen wir an einen unbekannten Ort gebracht werden, vermutlich in Frankreich. Natürlich habe ich meine Mutter und meine Schwester über meine unmittelbar bevorstehende Abreise informiert. In dem Brief klinge ich so, wie es von mir erwartet wird– mutig und stark.
    Obwohl meine Kameraden sich schon auf die fröhliche Zeit in den Schützengräben freuen, ignorieren wir alle die Tatsache, dass viele von uns nicht zurückkehren werden. Nur wenige Stunden vor meinem Aufbruch möchte ich Dir, Anni, gestehen, dass ich noch nicht sterben oder wie so viele arme Seelen als Invalide leben will.
    Verzeih mir. Nie zuvor habe ich einen solchen Brief geschrieben. Aber von dem, was die Bediensteten über Dich sagen, und von unseren Ausritten weiß ich, dass Du vermutlich gewisse Kräfte besitzt. Wenn das stimmt, Anni, dann bitte schick mir, was auchimmer nötig ist, um mich zu beschützen. Wenn Du mir sagst, dass ich durchkomme, glaube ich Dir das. Du bist mein Talisman.
    Könntest Du mir an die oben angegebene Adresse schreiben? Ichwürde mich sehr über einen Brief von Dir freuen. Hoffentlich hältst Du mich nun nicht für einen feigen Waschlappen. Ich muss immer wieder an unsere gemeinsamen Morgenstunden am Bach denken, in denen alles so friedlich war. Es mag egoistisch klingen, aber ich würde gern noch mehr solche Tage erleben.
    Ich verlasse mich darauf, dass der Inhalt dieses Briefes unter uns bleibt.
    Hoffentlich geht es Dir gut. Bitte bete für mich.
    Liebe Grüße
    Donald Astbury
    Ich las Donalds Brief viele Male, bevor ich in den Garten hinausging. Wenn Donald diese Erde bald verlassen sollte, würde ich das spüren und hören.
    Doch ich spürte nichts. Absolut nichts.
    Mir wurde leicht ums Herz, denn jetzt wusste ich, dass er die schwierige Zeit unbeschadet überstehen und nach Hause zurückkehren würde.
    So konnte ich ganz ruhig den Brief verfassen, den ich unabhängig von der Auskunft der Götter geschrieben hätte:
    Astbury Hall
    Devon
    30. Dezember 1916
    Lieber Donald,
    danke für Deinen Brief.
    Bitte hab keine Angst. Ich bin vollkommen sicher, dass Du noch nicht von dieser Erde scheiden musst, und hoffe, Dich bald zu sehen, wenn Du aus Frankreich zurückkommst.
    Beste Grüße
    Anahita Chavan
    In den Weihnachtsferien erhielt Indira keinen Besuch von ihren Freundinnen, weil die Benzinrationierung lange Fahrten aus den südlichen Countys, in denen die meisten von ihnen lebten, unmöglich machte. Angesichts der düsteren Stimmung im oberen Salon beschloss Indira an Silvester, sich zu mir und den Bediensteten zu gesellen. Unten bei uns stand ein Klavier, auf dem Mrs Thomas schwungvoll alte englische Weisen klimperte. Als aus 1916 das Jahr 1917 wurde, war dies zweifelsohne der fröhlichste Ort in Astbury Hall.
    Eines Abends kurz nach Neujahr klopfte es an der Tür meiner Dachkammer.
    » Herein. «
    Indira trat, die Augen rot vom Weinen, mit ausgestreckten Armen ein. Obwohl ich nur ungern aufstand– hier oben brannte nirgends ein Kaminfeuer–, wickelte ich mir die Bettdecke um den Leib, erhob mich

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