Die Mönche vom Sirius
Sirianern ebenso abriss, wie es zuvor schon mit den Wega-Kolonisten geschehen war, die die 26 Lichtjahre bis zum Wega-System im Kälteschlaf zurückgelegt hatten und dort eine Kolonie errichteten.
Unter den ersten Kolonisten war ein gewisser Saint Garran.
Seine tiefreligiösen Eltern hatten es offenbar besonders gut mit ihm gemeint und ihm den Vornamen »Saint« – »Heiliger« gegeben. Für die sehr engen Vorstellungen der reformiert evangelikal-islamischen Bewegung, der seine Eltern angehört hatten, hatte der junge Saint allerdings wenig übrig gehabt. Das Interesse an spirituellen Fragen jedoch hatte ihn von Anfang an umgetrieben.
Als Saint Garran mit den Kolonistenschiffen auf Sirius III landete, war er bereits 50 Jahre und hatte ein Leben als gescheiterter Wunderheiler und Wahrsager hinter sich.
Die erste Stadt auf dem dritten Planeten des Doppelsterns wurde gegründet. Man nannte sie einfach Sirius Town, was nicht sehr fantasievoll war. Aber die Siedler hatten wichtigeres zu tun, als sich darum zu bemühen, Namen für eine kleine Siedlung zu erfinden, die von allen sowieso nur erst das Dorf und später die Stadt genannt wurde.
Solange es sich um das einzige Dorf beziehungsweise die einzige Stadt handelte, war es vollkommen gleichgültig, wie sie hieß.
Erst die zweite Stadt auf Sirius bekam einen richtigen Namen. Sie hieß Aschere, nach dem babylonischen Namen des Sirius … Später folgte Dog Star, was darauf anspielte, dass man den Sirius früher auch als Hundsstern bezeichnet hatte.
Saint Garran blieb unter den Siedlern ein Einzelgänger.
Die Oberfläche des Planeten wies gewaltige Krater auf, von denen die meisten mit Wasser gefüllt waren und kleine Binnenmeere bildeten.
Einen richtigen Ozean gab es auf Sirius III hingegen nicht.
Das Sirius-Jahr dauerte insgesamt fast vierzig Erdjahre und da die Bahn stark elliptisch verlief gab es starke klimatische Schwankungen, deren Spannbreite die Siedler noch gar nicht zu überschauen vermochten, als sie sich ihr neues Domizil erwählten. Arktische Vereisung bis zum nördlichen und südlichen Wendekreis und jahrelanges Wüstenklima vor allem während der Hellphasen, in denen sich Sirius III zwischen Sirius A und B befand, waren die Extreme.
Aber die Vegetation hatte sich an diese Schwankungen hervorragend angepasst. Darüber hinaus bildete der Fischreichtum der Kraterseen eine wichtige Nahrungsreserve. Die Arten, die darin vorkamen, hatten sich vollkommen unabhängig voneinander entwickelt. Allenfalls unterirdische Wasserreservoirs bildeten eine Verbindung. Immerhin war so der Schaden, den die Menschen durch das Aussetzen irdischer Nutzfische und den Betrieb ihrer hydroponischen Anlagen verursachten, immer nur auf ein bestimmtes Areal begrenzt.
Über sein Erweckungserlebnis sprach Saint Garran später nie.
Angeblich bewahrte der Christophorer-Orden eine Schrift auf, in der er sie ausführlich schilderte, aber die Echtheit dieses Dokuments war selbst unter den gläubigsten Brüdern umstritten. Ja, es war tatsächlich ein Dokument , denn Saint Garran hing damals noch der Auffassung an, dass der Gebrauch von Computern den menschlichen Geist zu faul und behäbig werden lasse. Später sollte er seine Meinung dazu ändern, sodass er dann sogar die Auffassung vertrat, der Computer sei das von Gott geschenkte Instrument zum Erkennen des Universums in seiner Geheimen Gestalt …
Letztere glaubte Saint Garran während seiner Offenbarung in der Wildnis, wo er sich vorwiegend von schuppigen Flügelschlangen ernährte, zum ersten Mal für einen flüchtigen Moment erkannt zu haben.
Die Geheime Gestalt des Universums .
Das, wonach letztlich jeder Christophorer später suchen sollte. Dabei war die Geheime Gestalt nichts anderes als die immanente, göttliche Ordnung der Dinge. Ein Muster, das alles ordnete und in seinen übergeordneten, sinnvollen Zusammenhang einfügte. Abt Mboto Marewo, der Gründer des Christophorer-Ordens sollte sie später mit einem Kraftfeld vergleichen, dass in der Lage war, tote Materie zu bewegen. Ein Kraftfeld, das aus sich selbst heraus existierte, alles durchdrang und von menschlicher Erkenntnis nur teilweise erfassbar war.
Die Leute von Sirius Town und Aschere sagten über den Sonderling, dass vermutlich der zu häufige Genuss von Flügelschlangenfleisch dazu geführt hatte, dass er dermaßen wirres Zeug redete, anstatt sich am Aufbau der Kolonie zu beteiligen. Schließlich wusste man, dass das Blut der sirianischen
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