Die Mönche vom Sirius
teleportierte immer häufiger an einen Ort, der uns nicht zugänglich war und von dem wir schließlich ahnten, dass er nicht auf unserem Planeten lag.
Die Überbrückung von Lichtjahren spielte für die Entität keine Rolle.
Die Zeit ebenfalls nicht. Zumindest nicht in unserem Sinne des Wortes.
Saint Garran behauptete, mit der Entität direkt kommuniziert zu haben. »Ein Gespräch von Mann zu Mann«, pflegte er scherzhaft dazu zu sagen, wobei ihm natürlich wie jedem anderen bewusst war, wie wenig die Entität mit einem Mann, einem Menschen oder überhaupt einem Lebewesen im klassischen Sinn des Wortes zu tun hatte.
Ich war auf dem Weg dahin, einen kommunikativen Zugang zu diesem Kraftfeld zu bekommen.
Aber zuvor verschwand die Entität.
Vielleicht störte sie die zunehmende Besiedlung von Sirius III. Die meisten bewohnbaren Zonen an den Kraterhängen waren inzwischen besiedelt und nach der massenhaften Verbreitung des Bergstrom-Antriebs setzte eine geradezu explosionsartige Kolonisierungswelle ein. Eine Raumkugel mit einem Radius von ungefähr fünfzig Lichtjahren mit dem Sol-System als Mittelpunkt – das beanspruchte die Menschheit für sich und erklärte all das, was innerhalb dieses Bereiches lag, kurzerhand zu ihrem Eigentum. Die Solaren Welten wurden gegründet. Ein Staat, der anfangs nur in der Fantasie existierte und in Wahrheit zunächst nichts weiter war als ein zusammenfassender Begriff für alle von Menschen besiedelten Welten.
Aber vielleicht ist das typisch für die menschliche Natur:
Ansprüche zu stellen, ohne Rücksicht darauf, ob man auch die Mittel besitzt, sie zu erfüllen.
Einige unserer Brüder waren sehr erregt, denn sie glaubten, den verstorbenen Saint Garran gesehen zu haben. Darunter auch ein junger Novize, der sich kurze Zeit später unter dem Namen Bruder Marius unserer Gemeinschaft anschloss. Es gibt verschiedene Theorien über diese Erscheinungen, aber es ist wohl ausgeschlossen, dass es sich nur um einfache Halluzinationen handelt, denn obgleich Bruder Marius den lebenden Saint Garran niemals kennen lernte, vermochte er seine Erscheinung so eindringlich und anschaulich zu schildern, dass niemand auch nur den geringsten Zweifel an den Worten unseres zukünftigen Bruders hegte.
Vielleicht war es ein Zeichen der Entität. Obgleich ich selbst in dieser Frage immer ein Skeptiker gewesen bin, hingen immer mehr, gerade auch der jüngeren Brüder, der Theorie an, dass diese Totenerscheinung ein Zeichen der Entität wäre. Ein Zeichen, das nur richtig gedeutet werden müsste. Theoretisch zumindest war es möglich, dass die Entität für Erscheinungen und Sinnestäuschungen aller Art verantwortlich sein konnte.
Später fand sich am Ufer des Kratersees ein Muster aus Muscheln und Steinen.
Ich befragte alle Christophorer-Brüder und auch deren Frauen und deren Kinder, ob sie für dieses Kunstwerk verantwortlich seien. Aber sie verneinten.
Bruder Marius erfasste intuitiv, dass es sich um eine Hinterlassenschaft der Entität handelte.
Die Analyse dieses Bildes ergab, dass es sich um eine Sternenkonstellation handelte.
Die Entität hatte gewissermaßen ihre kosmische Adresse hinterlassen. Es handelte sich um ein System ungefähr 45 Lichtjahre von Sirius entfernt. In den Sternenkatalogen der Solaren Welten wurde es unter der Bezeichnung Braden geführt. Ein Hauptreihenstern mit mehreren Planeten. Wir rüsteten ein Forschungsschiff mit dem schönen Namen ERKENNTNIS aus, um das Braden-System zu erforschen und ich konnte nur hoffen, den Tag noch zu erleben, da das Rätsel der Entität gelöst würde. Aber allzu viel Hoffnung machte ich mir nicht.
Mir war bei der bisherigen Arbeit an diesem Thema klar geworden, wie unterschiedlich die Basis war, auf der wir kommunizierten – wir und die Entität. Mag sein, dass ein besonders begabter Mensch wie Saint Garran für Augenblicke einen direkten Zugang fand. Aber ich fürchte, selbst die besonders trainierten Spiegelneuronen eines Christophorer-Meisters reichen dazu kaum aus. Oder nur nach einer langen Phase der geistigen Durchdringung.
Ob dazu ein einziges menschliches Leben ausreicht, sei dahingestellt.
Wir werden es sehen.
Schließlich sind wir Wissenschaftler und das bedeutet auch, dass man geduldig auf Resultate zu warten hat und sie nicht durch Spekulationen ersetzt.
Wir suchen in erster Linie nach Erkenntnis.
Nicht nach Trost.
Das sollte niemand von uns – wo auch immer er im Universum sich befindet und unter welch widrigen
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