Die Mondjägerin - Arthur, K: Mondjägerin - Full Moon Rising
zu, der mir Schauer den Rücken hinunterjagte. Da schimmerte zusätzlich noch etwas anderes in seinen dunklen Augen. So etwas wie Schmerz.
»An gebrochenem Herzen. Er ist in die Sonne gegangen und dort geblieben.« Er zögerte. »Zumindest habe ich das immer gedacht.«
Wetten, dass wieder eine verdammte Werwölfin hinter der Verletzung steckte? Mann, ich wollte ja wirklich alles versuchen, aber konnte ich gegen seine Ex und die Geschichte von seinem Freund ankommen? Ich erinnerte mich an die Magie, als wir miteinander geschlafen hatten, und dachte: Zum Teufel, ja . Ich werde es versuchen.
»Wenn jetzt Klone von ihm durch die Gegend laufen, hat man ihn offensichtlich gefunden, bevor er zu Asche verbrannte.«
»Ja.« Er zögerte wieder. »Als ich den Klon zum ersten Mal in Sydney gesehen habe, war ich überglücklich. Ich dachte, ich hätte mich geirrt, und Henri hatte gar nicht Selbstmord begangen. Aber nachdem ich kurz seine Gedanken gelesen
hatte, fand ich die Wahrheit heraus. Das Gedächtnis des Klons reichte nur siebeneinhalb Jahre zurück.«
»Bist du deshalb hier in Melbourne angegriffen worden? Weil du den Klon umgebracht hast?«
»Vielleicht – insbesondere wenn sie von meiner Vergangenheit mit Henri wissen. Dann wissen sie, dass ich nach ihm suche.«
»Wegen eurer Freundschaft?«
»Weil Henri mir so oft das Leben gerettet hat, dass ich es gar nicht mehr zählen kann.«
Ein loyaler Vampir. Interessant. »Wieso sollten sie Henri klonen? Was hat er, was nicht auch Millionen anderer Vampire haben?«
Er schüttelte sein Haupt. »Du liest nicht so häufig Zeitung, oder?«
Ich runzelte die Stirn. »Was hat das damit zu tun?«
»Henri war ein ausgezeichneter Sportler und bis vor zehn Jahren der Einzige, der von sich behaupten konnte, persönlich bei der Ursprungsolympiade mitgelaufen zu sein. Und zwar nicht nur als Hologramm.«
»Wow … das macht ihn …«
»Früher«, fiel Quinn mir ins Wort, »als die modernen olympischen Spiele begannen, nahm er halbwegs regelmäßig an ihnen teil. Als sie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder ins Leben gerufen wurden, hat er weiter mitgemacht.«
»Wie denn? Er ist ein Vampir, und die meisten Wettkämpfe finden tagsüber statt.«
»Er ist ein sehr alter Vampir. Nur die Mittagssonne würde ihn umbringen.«
»Und wie konnte er teilnehmen? Nichtmenschen waren doch damals noch nicht zugelassen.«
Er lächelte schief. »Damals hatten sie noch nicht die
Technik, um Menschen von Nichtmenschen zu unterscheiden. Er hat im Laufe der Jahre eine ganze Menge Medaillen gewonnen.«
»Und als die alternative Olympiade anfing?«
»Er war ein Star. Bis zu seinem Tod hat er auf den drei alternativen Olympiaden beinahe alle Leichtathletikwettkämpfe gewonnen. Dieses Jahr hat der Olympische Rat seine Leistungen gewürdigt, indem die berühmte Sporthalle nach ihm benannt wurde. Er ist der erste Vampir, dem eine solche Ehre zuteil wurde. Seine Geschichte war überall in den Medien.«
Ich sollte mich wirklich mehr für die Nachrichten interessieren. »Wer auch immer hinter den Klonen steckt, konnte nicht wissen, dass Henris Liebesgeschichte schieflaufen würde und er sich umbringen wollte.«
»Nicht?«
Sein sanfter irischer Singsang war einem harschen Tonfall gewichen. Ich starrte ihn einige Sekunden an. »Wieso sollten sie es sich so schwermachen, wenn es doch viel einfacher wäre, ihn zu entführen?«
»Weil auf diese Weise niemand nach ihm gesucht hat.«
In diesem Moment wusste ich, warum er so verletzt wirkte. Er hatte nicht nach seinem Freund gesucht. Ich legte meine Hand auf seinen Arm. Seine Muskeln zuckten, als wäre ihm die tröstende Geste unangenehm. »Du konntest es nicht wissen.«
»Aber ich hätte mich überzeugen können.«
»Du wärst selbst umgekommen.«
Er lächelte finster. »Vielleicht.Vielleicht aber auch nicht.« Hätte er so die Wahrheit herausgefunden, wäre ihm wahrscheinlich beides recht gewesen. »Hat er dir gesagt, dass er sich umbringen wollte?«
»Nein, aber ich kannte ihn schon ewig. Ich hätte ahnen müssen, was da eigentlich passiert ist.«
»Wie konntest du ahnen, dass ein Mann, der so viele Jahre auf der Welt war, sich wegen einer primitiven Werwölfin das Leben nimmt?«
»Genau«, knurrte er, sah mich an, und sein Blick wurde weicher. »Anwesende ausgeschlossen.«
Anwesende waren nicht ausgeschlossen, das wussten wir beide. Er begehrte mich zwar körperlich, aber er würde niemals mehr zulassen. Wegen seiner Ex. Wegen der Ex seines
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