Die Mondjägerin - Arthur, K: Mondjägerin - Full Moon Rising
parken.«
»Wer ist das?«, fragte Misha in mein Ohr.
»Niemand Wichtiges«, erwiderte ich und hätte schwören können, dass Quinns Miene sich etwas verspannte. Das war lächerlich. Er bekam, was er wollte, und mehr wollte
er doch nicht. »Hör zu, ich muss Schluss machen. Ich rufe dich wieder an.«
»Warte, Riley …«
Ich wartete nicht und legte auf. Ich würde mich später dafür entschuldigen, jetzt musste ich arbeiten.
Ich schaltete das Telefon ab, stieg aus dem Wagen und steckte meine Nase in die Luft. Der Wind war kalt und roch nach Regen. Über uns verdeckten dunkle Wolken die Sterne, und der Mond war nicht zu sehen. Doch ich spürte seine Kraft, die erneut das Feuer in mir entfachte. Bis zu einem gewissen Grad hatte mich das Metall des Wagens geschützt, hier im Freien gab es kein Entrinnen mehr. Das Fieber brannte und musste bald beruhigt werden.
Doch es waren immer noch zwei Nächte bis Vollmond, und der Vampir in mir half mir, das Fieber bis auf weiteres unter Kontrolle zu halten. Zugleich wütete der Wolf in mir und hasste es, durch so viel Kleidung beengt zu sein. Wenn ich die Kontrolle behalten wollte, musste ich ihm wenigstens ein bisschen entgegenkommen. Ich zog meinen Mantel aus und warf ihn auf den Rücksitz des Wagens. Meine Stöckelschuhe flogen gleich hinterher.
»Was machst du?« Quinns Stimme klang ein bisschen scharf, als er um den Wagen herumging.
»Der Mond ist schon ziemlich voll, und das Fieber brennt. Ich muss den Boden unter meinen Füßen und den Wind auf meiner Haut spüren.« Außerdem konnte ich mit hohen Absätzen nur schwer herumschleichen, und da ich nicht zu Hause gewesen war, hatte ich nichts anderes dabei.
Sein Blick brannte auf meiner Haut, als er mich von oben bis unten musterte und kurz an meinen Brüsten und an Hüften und Oberschenkeln hängenblieb. Ich war zwar
nicht nackt, sondern trug eine schwarze Baumwollbluse und einen Rock, aber beides ließ wenig Raum für Fantasie.
Als er den Blick wieder zu mir hob und mich ansah, schien sich das Fieber, das in meinem Blut brannte, in seinen dunklen Augen wiederzufinden. »Brauchst du Linderung?«
»Linderung?« Ich hob eine Braue. »Das klingt, als hätte ich eine Krankheit.« Und das nervte mich.
»Du weißt, was ich meine.«
»Ja. Und nein, brauche ich nicht.« Ich zögerte und sah ihn völlig unschuldig an, während sich meine zickige Seite durchsetzte. »Außerdem ist ja vielleicht einer der Wachmänner ein Wolf, und wir könnten Vollmond zusammen feiern.«
Er kniff die Augen zusammen. »Wir wollten unbemerkt hinein- und herauskommen.«
»Das kannst du doch, wenn ich für Ablenkung sorge.«
»Wir halten uns an den Plan«, knurrte er, packte meinen Arm und trieb mich den Fußweg entlang.
Er war nur wenig größer als ich, aber ich musste quasi rennen, um mit ihm Schritt zu halten. Ich hätte mich leicht von ihm losreißen können, aber in Wahrheit genoss ich seine Berührung. Und wenn der Mond in meinem Körper brannte, war mir egal, ob sie grob oder zärtlich war.
Wir stiegen über den kleinen Zaun und liefen über den Friedhof. Er war von dunklen Kiefern umsäumt, in denen der Wind rauschte. Es hörte sich an wie das Flüstern der Toten. Doch selbst wenn die Toten dort einst gelebt hatten, waren sie bereits vor langer Zeit ausgezogen. Die Grabsteine waren verwittert und ihre Inschriften kaum noch zu entziffern, die meisten Gräber waren überwuchert und vernachlässigt. Die Toten hatten auch ihren Stolz, und wenn
irgendeiner von ihnen noch hier wäre, würde der Ort nicht so verkommen aussehen.
Der Zaun, von dem das alte Armeegelände umgeben war, war genauso heruntergekommen. Er stand nicht unter Strom. Er war noch nicht einmal gespannt. »Ich glaube kaum, dass hinter diesem Zaun etwas anderes als Reinigungsprodukte hergestellt werden.«
»Nein, aber wir müssen dennoch nachsehen.«
Ich blickte forschend in die Dunkelheit um uns herum, konnte außer Schatten jedoch nichts erkennen. Ich stellte auf Infrarot um. Das Einzige, was ich vor uns entdeckte, waren kleine verschwommene Wärmeflecken, die durch die Mülltonnen an der Rückseite des Gebäudes huschten.
»Ratten«, murmelte ich. Mir drehte sich der Magen um, als ich mich daran erinnerte, wie ich als betrunkene Jugendliche gewagt hatte, eine zu essen, und mir in der Folge tagelang schlecht gewesen war.
»Ich bin froh, wenn wir nur Ratten finden.«
Er hielt den Draht hoch, und ich tauchte darunter hindurch. »Ich dachte, du wolltest deinen
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