Die Mondjägerin - Arthur, K: Mondjägerin - Full Moon Rising
ich überhaupt bemerkt
hatte, dass sie da war. Ich taumelte zurück und rang nach Luft, die mein Körper so dringend brauchte. Das Straßenschild tanzte vor meinen Augen und verschwamm. Ich blinzelte, was keine Besserung brachte. Mit zitternder Hand wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und versuchte, mich zu konzentrieren. Bakers Road. Gott wusste, wo das war. Ich blickte mich in der staubigen Gegend um und konnte nirgends ein Zeichen von Zivilisation entdecken. Ich witterte. Ein schwacher Frühlingsduft lag in der Luft, es roch nach Jasmin. Der wuchs normalerweise nicht in der freien Natur. Irgendwo in der Nähe musste ein Haus sein.
Ich ging zurück zu den Bäumen und lief parallel zur Straße weiter. In der Nähe muhten Kühe, und ich trat zurück auf die Straße. Dort entdeckte ich nun ein Gebäude. Es sah nicht wie ein Haus, sondern eher wie eine zweistöckige Blechhütte aus, auf die Stromleitungen zuliefen. Vielleicht – hoffentlich, ein Wochenenddomizil. Ein unbewohntes.
Ich blieb stehen und stellte meinen Blick auf Infrarot um. Keine roten Flecken, die abgesehen von den Kühen auf irgendwelches Leben hindeuteten.
Ich entspannte mich ein bisschen, zitterte dadurch allerdings noch stärker und fühlte mich ganz schwach. Ich zwang mich weiterzugehen und lauschte aufmerksam auf jedes Geräusch. Außer den Grillen und den Kühen konnte ich nichts hören. Der Duft von Jasmin wurde stärker, und ich nieste. Die halbe Hütte war mit den Ranken bewachsen. Die Besitzer litten offensichtlich nicht unter Heuschnupfen.
Die Tür war verschlossen. Ich nahm etwas Anlauf und trat mit voller Wucht dagegen, wobei ich beinahe hinfiel.
Die Tür sprang auf, und die Kuh, die am nächsten stand, schnaubte und machte einen Satz zur Seite.
Aus der Hütte strömte mir der Geruch von Vanille, rotem Eukalyptus und Moder entgegen, wurde jedoch schnell von dem Jasminduft überdeckt. Ich ging hinein und schloss die Tür. Obwohl es dort drinnen pechschwarz war, konnte ich dank Infrarot sehen, dass der Raum eine Kombination aus Küche, Ess- und Wohnzimmer war. Im hinteren Bereich befand sich eine Treppe, die vermutlich nach oben ins Schlafzimmer führte. Und daneben stand ein Telefon.
Ich war erleichtert und stolperte hinüber. Ich ließ mich auf eine Stufe plumpsen und griff nach dem Hörer. Freizeichen. Ich hätte vor Freude getanzt, wenn ich gekonnt hätte.
Die Zahlen waren kleine Flecken, die ich nicht entziffern konnte, und so wählte ich mehr tastend als sehend. Ich rief lieber Jack als Rhoan an, weil mein Bruder mein Unglück spüren und mich zweifellos suchen würde. Wundsein hin oder her. Liander war zwar bei ihm, ich konnte mich aber mit meinem vernebelten Hirn nicht an seine Nummer erinnern. Als das Telefon klingelte, lehnte ich mich gegen das Geländer und versuchte das Pochen in meinem Kopf und meinem Arm zu ignorieren und nicht ohnmächtig zu werden.
»Parnell.«
Ich schloss die Augen und hatte mich noch nie so gefreut, die Stimme meines Chefs zu hören. »Jack, hier ist Riley.«
»Gott, Mädchen, wo bist du? Wir haben dein Auto gefunden …«
Die Welt drehte sich, brannte und wurde dunkel. Ich hatte nicht viel Zeit. Jedenfalls nicht bis ich bewusstlos wurde. Ich unterbrach ihn. »Ich bin irgendwo in der Wildnis
hinter Seymour. In einer Hütte auf der Bakers Road. Hier sind Kühe … und Jasmin.«
»Riley? Bleib in der Leitung, damit wir dich orten können.«
»Die anderen orten mich bereits«, sagte ich. »Beeilt euch …«
Meine Stimme wurde schwächer, und ich wurde ohnmächtig.
Wieder wachte ich durch Schmerzen auf. In meinem Arm, meinen Handgelenken und meinen Knöcheln, überall spürte ich ein heftiges Brennen.
Ich bewegte mich, stöhnte leise und versuchte mir Erleichterung zu verschaffen, indem ich meine Lage veränderte, was mir aber nicht gelang. Als kühle Baumwolle meine Haut streichelte, merkte ich, dass ich nicht länger auf der Treppe saß, sondern irgendwo lag, wo es weich und warm war. Wasser berührte meine Stirn und fühlte sich eisig auf meiner fieberigen Haut an.
»Es ist alles okay«, versicherte mir eine samtige volle Stimme, »du bist okay.« Wie konnte ich okay sein, wenn ich mich fühlte, als läge ich in einem Ofen? »Quinn?«
»Ja. Du bist in Sicherheit, Riley.«
Ich befeuchtete meine Lippen und zwang mich, die Augen zu öffnen. Sein attraktives Gesicht schwebte über mir. Seine Augen blitzten wütend, ansonsten war seine Miene wie versteinert.
»Es tut mir leid«,
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