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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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glücklich. Und als die Coffeys sie nicht in ihren Kreis aufnehmen wollten und wegen ihrer Beziehung zu Logan skeptisch waren, ist sie ausgerastet. Nach dem Tod von Lily hat sich ihr Jähzorn oft bemerkbar gemacht. Die Coffeys haben eine Eigenheit: Sie gehen niemals nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus. Logan hat sich wegen Dulcie nicht an diese Regel gehalten. Eines Abends hat sie halb Mullaby mit dem Versprechen zu singen zum Musikpavillon im Park gelockt. Sie hatte eine wunderschöne Stimme. Aber am Ende hat sie Logan auf die Bühne geholt.«
    Â»Was soll das für einen Sinn ergeben?«, fragte Emily. »Er hat Selbstmord begangen, weil sie ihn dazu brachte, in der Nacht aus dem Haus zu gehen? Das ist das große Geheimnis? So ein Quatsch.«
    Â»Den Coffeys ist Tradition sehr wichtig«, erklärte Vance. »Und Logan war ein sensibler junger Mann mit vielen Problemen. Sein Selbstmord hätte die Coffeys fast von hier vertrieben. Wenn sie gegangen wären und ihr Geld mitgenommen hätten, wäre Mullaby ruiniert gewesen. Nach allem, was Dulcie den Coffeys und dem Ort angetan hatte, wollte niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben. Sie hat sich etwas Unverzeihliches geleistet, etwas, das nicht einmal mehr ich für sie geradebiegen konnte. Darüber habe ich zwanzig Jahre lang nicht gesprochen«, gestand Vance. »Und ich wollte es dir auch nicht verraten, weil es besser gewesen wäre, wenn du es nicht erfahren hättest. Die Coffeys sind da offenbar anderer Meinung. Tut mir leid.«
    Emily wandte sich wortlos ab und ging zurück ins Haus.
    In ihrem Zimmer wurde ihr klar, dass es ein Fehler gewesen war, nach Mullaby zu kommen. Sie hätte ahnen müssen, dass ihre Mutter gute Gründe gehabt hatte, Emily nichts von diesem Ort zu erzählen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das hatte sie gleich gespürt. In Mullaby brachte man sich um, weil jemand gegen die Tradition verstoßen hatte. Weil jemand in der Nacht aus dem Haus gegangen war. Und die Dulcie Shelby, an die sich alle erinnerten, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Mutter.
    Da hörte sie ein leises Flattern, als befände sich etwas bei ihr im Zimmer.
    Als sie den Blick hob, hätte sie fast ihren Augen nicht getraut.
    Nun waren keine Fliederblüten mehr auf der Tapete, sondern winzige Schmetterlinge in allen nur erdenklichen Farben.
    Sie hätte schwören mögen, dass ein paar von ihnen flatterten. Es handelte sich um kein Muster; sie waren überall . »Statische Hektik« war wohl die beste Bezeichnung dafür, denn sie schienen unbedingt wegzuwollen. Aus diesem Zimmer und dem Ort hinaus.
    Emily trat an die Wand beim Bett und legte die Hand auf die Tapete.
    Und spürte sie.
    Sie senkte die Hand, entfernte sich rückwärts aus dem Raum und rannte die Treppe hinunter.
    Vance kam gerade von draußen in die Küche.
    Â»Die Tapete in meinem Zimmer«, keuchte Emily. »Wann hast du die neu gemacht?«
    Er lächelte. »Das erste Mal ist es immer am eindrucksvollsten. Keine Sorge, du gewöhnst dich daran.«
    Â»Die Tapete sieht alt aus. Wie ist das möglich? Wie hast du es geschafft, das Zimmer so schnell zu tapezieren? Und wie bringst du die Tapete dazu, sich zu … bewegen?«
    Â»Damit habe ich nichts zu tun. Das passiert einfach.« Er machte eine Geste, die an einen Zauberer erinnerte. »Es hat bei meiner Schwester angefangen. Keiner weiß, warum. Es ist das einzige Zimmer im Haus, in dem das geschieht. Du kannst gern ein anderes haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. Das war zu viel verrücktes Zeug für einen Tag.
    Â»Ich bin kein Kind mehr, Opa Vance. Tapeten verändern sich nicht einfach so.«
    Â»Wie sieht sie denn jetzt aus?«, erkundigte er sich.
    Als hätte er das nicht gewusst! »Es sind Schmetterlinge drauf. Flatternde Schmetterlinge.«
    Â»Stell dir das Zimmer einfach als universelle Wahrheit vor«, riet Opa Vance ihr. »Unsere Sicht auf die Welt ändert sich ständig. Alles hängt von der eigenen Stimmung ab.«
    Sie holte tief Luft. »Schön, dass du es mir als etwas Magisches verkaufen möchtest, und bestimmt war das viel Arbeit, aber das Muster gefällt mir nicht. Darf ich es übermalen?«
    Â»Das wird dir nicht gelingen«, erklärte er mit einem Achselzucken. »Deine Mutter hat’s probiert. Farbe hält auf dieser Tapete nicht. Und ablösen lässt sie sich auch nicht.«
    Sie

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