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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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»Ist Mom damit gefahren?«
    Â»Nein. Mit sechzehn wollte sie ein Kabrio, also hab ich ihr eins gekauft.« Er schwieg kurz. »Wenn du etwas anderes möchtest, lässt sich das arrangieren.«
    Â»Nein«, sagte sie sofort. »Der Wagen ist schön. Er sieht aus, als hätte er ordentlich Pferdestärken.«
    Â»Ordentlich Pferdestärken? Das hätte Lily gefallen.«
    Â»Wer ist Lily?«, fragte Emily.
    Â»Lily war meine Frau«, antwortete er. »Hat deine Mutter denn nie von ihr erzählt?«
    Â»Sie hat überhaupt nie was erzählt.« Sag’s ihm. »Opa Vance, heute am See war diese Party, ein Fest von den Coffeys. Man hat mich zum Gehen aufgefordert.«
    Könnte man Entrüstung als Person sehen, hätte sie die Gestalt eines zwei Meter fünfzig großen Mannes, der sich zu seiner vollen Größe aufrichtet. »Man hat dich zum Gehen aufgefordert?«
    Â»Nicht mit diesen Worten«, erklärte sie verlegen. »Aber es war klar, dass die Coffeys mich nicht mögen. Abgesehen von Win. Glaube ich. Bei ihm kenne ich mich offen gestanden nicht aus.«
    Â»Das war das Einzige, worum ich dich gebeten hatte, Emily!«, rief er aus. »Dich von ihnen fernzuhalten.«
    Â»Du hast gesagt, ich soll mich von den Mullaby-Lichtern fernhalten, nicht von den Coffeys. Mir war nicht bewusst, dass ich etwas falsch mache.«
    Vance holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Stimmt. Du hast damit nichts zu tun.« Er betrachtete den Wagen eine ganze Weile, bevor er das Licht ausschaltete. »Ich hatte gehofft, dass die alten Wunden nach all den Jahren verheilt wären.«
    Â»Hat das mit meiner Mom zu tun?«, fragte sie vorsichtig. »Win hat mir heute unglaubliche Dinge erzählt. Er meint, sie sei grausam gewesen. Doch das kann nicht sein. Mom war ein wunderbarer Mensch. Oder nicht? Ich weiß, dass du nicht über sie reden willst. Aber bitte sag mir wenigstens das.«
    Â»Als kleines Mädchen war Dulcie ziemlich wild«, erzählte er und zog das Garagentor herunter. »Und schrecklich stur und temperamentvoll. Mit ihrer Energie konnte sie die Menschen richtig fertigmachen. Aber sie war auch intelligent und neugierig. Das hatte sie von Lily. Dulcie war zwölf, als Lily starb.« Er wandte den Blick ab und rieb sich verlegen die Augen. »Ich wusste nicht, wie ich allein mit ihr zurechtkommen sollte, und habe ihr gegeben, was ich konnte. Anfangs hat sie die Grenzen ausgelotet und die unmöglichsten Dinge verlangt, um herauszufinden, wie weit sie gehen kann. Ich habe ihr nie einen Wunsch abgeschlagen, und so hat sie immer das Beste bekommen. Als sie älter wurde, hat sie sich gern über Leute lustig gemacht, die weniger hatten als sie. Sie konnte tatsächlich ziemlich grausam sein. Oft war Julia ihr Opfer.«
    Â»Mom war grausam zu Julia?«, fragte Emily entsetzt.
    Er nickte. »Und zu anderen«, fügte er zögernd hinzu.
    Emily wehrte sich innerlich gegen diese Eröffnung. Das konnte nicht stimmen. Ihre Mutter war ein guter, selbstloser Mensch gewesen und hatte die Welt retten wollen.
    Â»Sie war der Mittelpunkt ihres kleinen Kreises, in dem ihr Wort galt. Wer vor ihren Augen Gnade fand, wurde von den anderen akzeptiert. Und diejenigen, die sie schnitt, wurden auch von den anderen geschnitten«, erzählte er. »Als sie den schüchternen Logan Coffey unter ihre Fittiche genommen und allen eingeschärft hat, ihn zu akzeptieren, haben sie das getan.«
    Â»Win sagt, er hätte Selbstmord begangen.«
    Â»Ja.«
    Emily wusste nicht, ob sie die Frage, die ihr auf den Nägeln brannte, tatsächlich stellen sollte. »Hatte meine Mom etwas damit zu tun?« Emily wartete mit angehaltenem Atem auf seine Antwort.
    Â»Ja.«
    Â»Inwiefern?«, fragte sie leise.
    Vance hob kurz den Blick zum Himmel, bevor er sagte: »Was hat Win dir erzählt?«
    Â»Dass Logan meine Mom geliebt hat und seine Familie gegen sie war. Angeblich hat er ihr zuliebe mit der Tradition gebrochen, aber meine Mom war nur darauf aus, ihm ein Familiengeheimnis der Coffeys zu entlocken.«
    Vance seufzte. »Heute sind die Coffeys viel offener als früher. Damals blieben sie für sich. Dulcie war Status wichtig. Daran war ich schuld, weil sie von mir alles bekommen hat, was sie wollte. Letztlich hing das mit ihrem Kummer über den Verlust ihrer Mutter zusammen. Wenn sie immer mehr kriegte, dachte sie, wäre sie

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