Die Mondscheinbaeckerin
Baum. D S + L C .
Dulcie Shelby und Logan Coffey.
»Sie waren ineinander verliebt«, erklärte Win. »Oder besser gesagt: Er hat sie geliebt. Seine Familie wollte nicht, dass er mit ihr zusammen ist, aber er hat sich gegen sie gestellt, gegen Jahre der Tradition. Deine Mutter hat ihm das Herz gebrochen, als wäre das, was er für sie aufgab, nichts wert.«
Emily versuchte verzweifelt, dem, was er erzählte, Sinn abzugewinnen. »HeiÃt das, dass du meiner Mutter die Schuld für seinen Tod gibst?«
»Das tun alle, Emily.«
»Alle?« Sie ertappte sich dabei, wie sie lauter wurde.
Win zupfte den Bund seiner Badehose zurecht und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Tut mir leid. Ich hätte dir das ein bisschen diplomatischer beibringen sollen. Es ist doch schwieriger, als ich dachte.«
»Was? Mich davon zu überzeugen, dass meine Mutter für den Selbstmord deines Onkels verantwortlich war? Ich sag dir jetzt mal was: Meine Mutter war ein wunderbarer Mensch. Sie hätte nie wissentlich jemandem geschadet. Nie.«
Win wandte sich um. »Mein Dad sucht immer noch nach mir. Komm mit.« Er nahm ihre Hand und führte sie vom Wasser weg zu den Bäumen.
Ihre nackten FüÃe wirbelten Sand auf, als sie ihm hinterherhastete. »Wo willst du hin?«
»An einen Ort, wo uns niemand sieht«, antwortete er in dem Moment, als sie den kühlen, mit Kiefernnadeln bedeckten Waldboden betraten. Der Geruch von Baumharz, der ihr in die Nase stieg, erinnerte sie an Weihnachtsschmuck und Christbaumkugeln. Das hier war eine völlig andere Welt und Jahreszeit als am See.
»Ich hab keine Schuhe an«, sagte sie.
Er wandte sich ihr zu. »Du scheinst oft ohne Schuhe im Wald herumzulaufen.«
Sie fand das nicht lustig. »Warum tust du das?«
»Ob duâs glaubst oder nicht: Ich versuche, dir zu helfen.«
»Wobei?« Sie hob frustriert die Hände.
»Dabei, dich hier einzugewöhnen.«
Sie verzog die Mundwinkel. Wenn Eingewöhnung bedeutete, dass sie glauben musste, was er von ihrer Mutter behauptete, würde sie sich niemals eingewöhnen.
Bevor sie sich zurück zum Strand aufmachen konnte, sagte er: »Okay, hier ist die Geschichte. Deine Mutter war allgemein als verwöhntes, grausames Kind bekannt. Mein Onkel hingegen war blauäugig und schüchtern. Sie hat seine Gefühle für sie ausgenutzt, um dem Ort ein lange gehütetes Familiengeheimnis der Coffeys zu enthüllen. AnschlieÃend hat sie ihn fallen lassen wie eine heiÃe Kartoffel. Am Boden zerstört darüber, dass er sie verloren und seine Familie verletzt hatte, hat er sich umgebracht. Sie hat Mullaby ohne ein Wort des Bedauerns verlassen. Vielleicht begreifst du jetzt, warum die Leute hier sich dir gegenüber ⦠auf eine gewisse Weise verhalten.«
»Auf was für eine Weise?«
Er hob die dunklen Augenbrauen. »Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
Emily zögerte.
»Also doch.«
Sie schüttelte wütend den Kopf. »Du hast meine Mutter anders als ich nicht gekannt. Sie hätte niemals jemanden im Stich gelassen.«
Win tat es leid, dass er sie verletzt hatte, das war deutlich zu sehen. Allerdings schien er das Gespräch über dieses Thema nicht zu bedauern. Hatte er das mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit gemeint?
»Warum sollte ich dir das alles glauben?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich solltest du das nicht. Wahrscheinlich solltest du dich überhaupt nicht mit mir abgeben. Es wundert mich, dass dein GroÃvater dir nicht geraten hat, dich von mir fernzuhalten. Aber das tut er bestimmt noch.«
Da lieà der Wind grüne und braune Kiefernnadeln auf sie herabregnen. Emily musterte Win und fragte sich: Wer war dieser seltsame Junge? Was wollte er von ihr?
»Was für ein Geheimnis hat dein Onkel enthüllt?«, erkundigte sie sich.
Er zögerte ziemlich lange. Am Ende verzogen sich seine Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. »Das glaubst du mir doch nicht.«
Er wollte ihr also wieder nichts über sich verraten. Das ärgerte sie.
Emily wandte sich ab und ging zum See zurück. Zurück zum Sommer.
Zu der Stelle, wo Julia im Schneidersitz auf ihrem Handtuch saà und ein Buch las, Sawyer wie eine groÃe Katze zu ihren FüÃen ausgestreckt.
Julia hob den Blick, als Emilys Schatten auf sie fiel. »Emily? Was ist los?«, fragte sie
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