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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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zwei Daumen hochgab. Und neben Grete Simon. Er hatte allerdings den Blick mehr auf Grete geheftet als auf die Bühne.
    Paul war mit Rozenn in die Mitte des Tanzbodens getreten, als spielten die Musiker nur für sie. Die Nonnen sahen voller Güte und Freundlichkeit zu Marianne auf. Père Ballack grinste mit seiner Zahnruine. Marianne spürte, wie sie sich unter den wohlwollenden Blicken entspannte, und sie sah das Leuchten in Genevièves Augen und das Verlangen in Yanns Blick; sie sah Pascale und Emile, der mit gefalteten Händen dastand, als bete er, dass diesem Ungetüm von Akkordeon ein anständiger Laut zu entlocken war; und sie sah Colette, wie sie mit Pauls Enkelinnen an beiden Händen dastand – und Marianne dankte den Göttinnen der vergangenen Zeit für diesen Augenblick, so voller Zuneigung angesehen zu werden.
    Das Schlagzeug gab den drängenden, intensiven Rhythmus vor. Dann schloss Marianne die Augen, stellte sich vor, am Meer zu sein, und begann die ersten Akkorde des Libertango anzustimmen. Der Bass nahm ihre Töne auf, und Marianne öffnete die Augen; das Schlagzeug nahm Fahrt auf, Piazzollas berühmtester Tango wurde immer kraftvoller und volltönender; wie Wellen, die sich nach und nach höher bäumten, wie Feuer, das von Herz zu Herz sprang und eins nach dem anderen entzündete, wie eine Lawine aus singenden Steinen.
    Schon war der Tanzboden gefüllt mit wirbelnden Paaren, und als die Geige die Melodie übernahm, erfassten die Wellen jene, die an den Tischen über Muscheln und Wein saßen; sie wiegten sich, als das Bandoneon die leidenschaftlichen Akzente und Synkopen eroberte.
    Paul und Rozenn durchkreuzten den Saal mit erhobenen Köpfen und exakten Tangoschritten. Mariannes Finger flogen mit Präzision und Leichtigkeit über die Tasten, und vor ihr wogte das Meer.
    Ein Meer aus Leibern, es gab keinen, der sich nicht bewegte; und unter den roten Lichtern sah es aus, als ob Feen und Kobolde tanzten, um ihren Aufbruch nach Avalon zu feiern. Alles war wie ein rauschender Fluss, sogar Claudine schwang träumend ihren Bauch. Alles tanzte und feierte das Glück, zur selben Zeit am Leben zu sein.
    Bis auf einen einzigen Mann, der sich nicht rühren konnte.

43
    L aurine warf sich die Jacke von Alain von den Schultern. »Ich muss dahin«, sagte sie. Sie trat an die Mole, holte tief Luft, schwang die Arme zurück, und nur mit einem langen Satz konnte Alain Laurine davon abhalten, kopfüber ins Wasser zu springen und den Aven zu durchschwimmen, um auf die andere Seite zu gelangen.
    Poitier riss die Kellnerin zurück. »Laurine!«, flüsterte er eindringlich. »Er! Er muss zu dir kommen! Lass ihm den ersten Schritt, wenn er den nicht macht, braucht ihr keinen weiteren zusammen zu unternehmen!«
    Er hielt sie fest, bis sie aufhörte zu strampeln und ganz ruhig in seinen Armen wurde.
    »Das sagt der, der selber stehen bleibt?« In Laurines Stimme war kein Zaudern mehr.
    Alain sah sie an. Dann ließ er Laurine los und rannte die hohe Quaitreppe hinunter zu den Booten.
    Der Applaus riss Marianne fast von den Füßen, und er brandete noch lauter auf, als der Gavotte-Meister sie bei der Hand nahm und nach vorn an die Bühne führte, um sich zusammen mit ihr zu verbeugen.
    Er nahm das Mikrophon. »Und das, sehr verehrtes, verzaubertes Publikum, das war Marie-Anne, die Priesterin des Tango, die Meeresflüsterin, die sie mit ihrer Zärtlichkeit auch weiterhin ermutigen wird, sich unzüchtig zu benehmen.«
    Er drehte sich. Der Schlagzeuger atmete tief ein und spielte einen neuen Tangorhythmus an, begleitet vom Bass, der jeden dritten Schlag ausließ.
    Der Gavotte-Meister spielte auf seinem Bandoneon die ersten Grundtakte von Hijo de la luna an, d-Moll, g-Moll, und die Menge schrie begeistert auf. Marianne fühlte, wann der Moment gekommen war, dass sie den zweiten Akkordeonstrang über den Rhythmus legte und die Melodie andeutete.
    Die Geige neigte sich ihnen zärtlich zu und ließ die Melodie vom Lied der Mondin durch die Nacht schallen.
    Der Vollmond schwebte über ihnen. Die Paare drehten sich, und Marianne sah zu dem Bandoneonspieler. Ihre Blicke verschränkten sich, und mit jedem Nicken seines Kopfes, mit dem er den Taktschlag anzeigte, verschwammen alle Konturen um sie, und Marianne war nur noch Musik.
    Er führte, sie folgte, nun waren es nur noch ihre Instrumente, die miteinander flirteten, so wie das Meer sich auf das Land warf und wieder zurückzog, so wechselten sich ekstatische Leidenschaft und zärtliche

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