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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Ergriffenheit ab. Die Luft war erfüllt vom Knistern der seidigen Strümpfe der Frauen, vom Atmen der Männer, von den Schritten auf dem Holzboden. Niemand sprach, alles tanzte, die Körper folgten ihrem Willen und ihrer Sehnsucht.
    Mariannes Seele erhob sich und war frei.
    Die, die an diesem Abend dabei gewesen waren, schworen noch Jahre später, sie hätten einen weißen Lichtschimmer um Mariannes Gestalt wahrgenommen. Das Blau ihres Kleides schien in weiß-blaue Flammen aufzugehen, um sie herum hätte ein Rot sich erhoben, und es war, als ob eine Priesterin vor ihnen stand und die Mondin mit ihrem Lied anrief.
    Sie alle tanzten sich in einen Rausch, den die wenigsten von ihnen je gekannt hatten. Sie liebten das Leben mehr als je zuvor und wussten, dass es niemals enden würde.

    Am Ende des Stücks verbeugte sich Marianne. Wieder und wieder, der Applaus wollte nicht enden, und in Marianne sprudelte das Glück empor und entzündete ihre Augen wie zwei blaue Gasflammen. Sie fühlte sich, als ob sie schwebte, als sie von der Bühne durch die Menge schritt.
    Marianne suchte Yann.
    Doch stattdessen sah sie Geneviève am Rande der Mole, abseits von Licht und Wärme. Sie sah in die kalte, stumme Schwärze von Rozbras.
    »Wie ich dich liebe«, flüsterte sie dem Wind zu.

    Alain löste die Taue mit fliegenden Fingern. Er würde sich nicht von dieser … Göre nachsagen lassen, sich nicht zu bewegen! Er hielt inne. Da war etwas gewesen, nah an seinem Ohr. Etwas Warmes, eine Stimme? Alain richtete sich irritiert auf. Genoveva?!
    Und wieder.
    … liebe …
    Laurine verharrte am Steinwall, ihr blondes Haar loderte im Nachtwind wie eine helle Flamme. »Wieso schwimmen Sie nicht?«, rief sie zu ihm hinunter.
    »Weil ich nicht schwimmen kann! «, schrie Alain wütend zurück.
    Er wandte sich um, nach Kerdruc, die Musik zerrte an seinen Nerven, seinen Lenden, seinem Herz, riss es ihm aus der Brust; sein Herz wollte Flügel bekommen und zu ihr; zu Geneviève.
    … liebe …
    Endlich war der Knoten gelöst, Alain griff nach den Rudern. Während es auf den Fluss glitt, stellte Alain sich in die Mitte des Bootes, versuchte, das heftige Schaukeln zu ignorieren, und formte seine Hände zu Trichtern. »Genoveva!« Und noch lauter: »Genoveva!«
    Nichts bewegte sich, nur der Wind ließ das Kleid winken.
    »Ich! Liebe! Dich!«
    Alain setzte das Boot in Bewegung. Bei jedem Ruderschlag schrie er. »Genoveva. Ich. Liebe. Dich!«
    Liebe! Mich! Ich erbitte deine Liebe!
    Der rote Schatten verschmolz mit dem wirbelnden Schwarz und Grau, und Alain blieb allein auf dem Strom zurück. In der Mitte des Flusses hielt er inne.
    Jetzt war auch er zum Schatten geworden und rief immer wieder dasselbe. Heiser. Verzweifelt.
    »Genoveva. Je t’aime. Je t’aime, Genoveva! Liebe mich!«
    Madame Geneviève rührte sich nicht, starrte sprachlos auf den Fluss. Als Marianne sie am Arm berührte, wandte sie sich kaum um, ihr Blick voll verzweifelter Angst.
    Marianne wandte sich an den Pater aus Auray, der neben sie getreten war. Père Ballack.
    »Vater … können Sie rudern?«
    Verdattert sah er Marianne an. »Selbstverständlich.«
    »Bringen Sie Madame bitte zu ihrem Geliebten. Sie wartet seit fünfunddreißig Jahren darauf, ihm ihre Liebe wiederzugeben.«
    Der Priester deutete eine Verbeugung an, die seine schockierte Überraschung verbarg.
    Marianne legte sacht ihre linke Hand auf Genevièves Schulter.
    »Es ist Zeit.«
    Geführt an der Hand des Priesters, ging Geneviève zu einem kleinen roten Boot mit Segeln, die sich blähen würden, wenn sie dürften. Die Mariann.
    Madame Geneviève blieb stehen, während der Geistliche begann, sie in die Mitte des Flusses zu rudern, dorthin, wo Alain wartete. Ihr Körper eine aufrechte Flamme, über das Wasser gleitend.
    Alain hatte seit achtundzwanzig Jahren vor ihrer Tür ausgeharrt und fünfunddreißig auf ein Wort gewartet. Es war tatsächlich an der Zeit. Unbemerkt von den Tanzenden auf der Mole, glitten die Boote aufeinander zu.
    Alain verstärkte seinen Ruderschlag. Geneviève ließ ihn nicht aus den Augen, während er Zug um Zug auf sie zuglitt. Sacht trafen Bug und Bug aufeinander. Geneviève streckte ihre Hand nach Alain aus.
    Yann war hinter Marianne getreten und hatte sie umarmt. Sie drückte sich an ihn. »Sieh nur«, sagte Marianne zärtlich – in dem Augenblick beugte sich Alain nach vorn –, Genevièves und seine Fingerspitzen berührten sich.
    Dann der Stoß. Eine Unterströmung riss das Boot

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