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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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eine Hochstaplerin.
    Als ob all ihr Mut in der vergangenen Nacht aufgebraucht worden war, wagte sie nicht, einem von ihnen in die Augen zu sehen.
    Ich habe ihnen nur vorgespielt, ein besonderer Mensch zu sein. Doch nichts davon ist wahr. Nichts.
    Lothar, der dieses Nichts so gut kannte und der diesem Nichts nachgereist war. Er kannte Marianne und liebte sie trotzdem.
    Er liebte sie. Warf man das einfach weg?
    »Warum setzen Sie sich nicht?«, fragte Geneviève.
    Marianne schluckte hart.
    Ich liebe dich. Heirate mich noch einmal.
    »Ich werde mit meinem Mann nach Deutschland zurückfahren«, sagte Marianne leise.
    Pascale warf vor Schreck ihr Glas um.
    »Bitte, setzen Sie sich sofort«, flüsterte Jeanremy. »Schnell.«
    Jetzt sahen sie alle misstrauisch, enttäuscht und fragend an.
    »Ich bin nicht die für diesen Platz«, sagte Marianne ein bisschen lauter. »Entschuldigen Sie bitte.«
    Sie drehte sich um und lief davon.

    Als Marianne ihren Koffer packte, stieß Grete die Tür auf.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden? Was sollte das denn eben?«
    Marianne presste die Lippen aufeinander und schichtete weiter.
    »Hallo! Aufwachen! Wenn Sie irgendwo da drin eingeschlossen sind, Marianne, geben Sie mir ein Zeichen!«
    Marianne hielt inne.
    »Es ist einfach so!«, schrie sie ihre Nachbarin mit tränenheiserer Stimme an. »Ich bin so, wie ich bin! Nicht mehr! Nicht diese … diese Musikerin. Keine Sexbombe für … Yann.«
    Es tat weh, seinen Namen auszusprechen. »Ich bin auch keine Heilerin und keine Meeresflüsterin und mache keine Verrückten normal! Ich hab keine Ahnung vom Leben! Ich bin nichts! Hören Sie? Nichts! Die Leute da sehen eine Illusion!«
    Sie ließ sich aufs Bett fallen und weinte.
    »Ach du liebes verkacktes Lieschen!«, entfuhr es Grete.
    »Es ist wahr«, flüsterte Marianne, nachdem die tiefen Schluchzer nachgelassen hatten. »Ich kann dieses Leben hier nicht. Ich bin nicht dafür konstruiert. Und sosehr ich es wollte … ich schaffe es nicht, die zu sein, die ich sein möchte. Die frei lebt, selbstbestimmt, die keine Angst hat vor dem Tod: Ich bin es einfach nicht. Was soll ich denn hier machen? Immer die deutsche Hexe unterm Dach sein? Ich habe Angst vor diesem Leben! Immer mehr zu sein, als ich bin! Ich kann mich nicht neu erfinden. Könnten Sie das?«
    Grete zuckte mit den Achseln. Hätte sie es gekonnt, wäre sie nicht achtundzwanzig Jahre bei dem untreuen, treuen Friseur geblieben.
    »Sie könnten alles tun, was Sie wollen«, versuchte sie es.
    »Ich will nach Hause«, murmelte Marianne.

    Das Taxi wartete mit laufendem Motor. Marianne gab den Umstehenden nacheinander die Hand. Paul. Rozenn. Simon. Pascale. Emile. Alain. Jeanremy. Und Madame Geneviève.
    »Wir ändern uns nie«, verabschiedete sie sich. »Das haben Sie gesagt, Marianne. Dass wir uns nur vergessen. Vergessen Sie sich nicht, Madame Lance.« Sie gab ihr einen Umschlag mit ihrem Lohn.
    Marianne drehte sich zu Jeanremy um und umarmte ihn. Dabei flüsterte sie ihm zu: »Laurine liebt dich, dummer triñschin. Und ich weiß genau, was im Kühlhaus lagert.«
    Jeanremy ließ sie nicht los. »Ich konnte nicht. Genau wie du es nicht kannst. Wir sind beide dumme … triñschins. «
    Emile wuchtete ihr, ohne sie anzusehen, den Akkordeonkoffer in das Taxi. Marianne nickte ihm zu und stieg in den Wagen.
    Sie sah nicht zurück. Das Atmen fiel ihr schwer und schwerer.
    Als sie an der Kreuzung nach Concarneau, an der Marianne schon einmal gestanden und den Daumen hochgehalten hatte, nach rechts Richtung Pont-Aven abbogen, ergriff Lothar das Wort.
    »Ich … hätte nicht gedacht, dass du mitkommst.«
    »Ich will es so.«
    »Weil du mich liebst?«
    »War dir das jemals wichtig?«
    »Nicht wichtig genug, nehme ich an. Sonst wärst du ja nicht gegangen.«
    Sie schwieg, bis sie in Pont-Aven waren, wo Marianne an die Tür von Colette klopfte, die über der Galerie wohnte. Als Colette verstand, warum Marianne gekommen war, verschloss sich ihr Gesicht. »Sie gehen also, wenn es schwierig wird.«
    »Es tut mir leid …«
    »Nein, tut es Ihnen nicht. Nicht genug. Sie tun sich selbst offenbar nicht genug leid. Immer noch nicht!« Und Colette schmetterte ihr die Tür vor der Nase zu.
    Marianne starrte das Holz an. Wie sollte sie das verstehen?
    Dann wurde die Tür noch mal aufgerissen.
    »Yann hat am 1. September seine Ausstellung in Paris. Galerie Rohan, mein alter Laden. Es sollte eine Überraschung sein. Für Sie. Er stellt nämlich Sie aus. Es sind

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