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Die Monster-Strige

Die Monster-Strige

Titel: Die Monster-Strige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allein. Seine Füße drückten sich in einen weichen Boden, und er nahm einen angenehmen sommerlichen Geruch auf.
    Die mächtige Gestalt schaute sich um. Ihre Augen zwinkerten dabei, weil sich das Licht der Sonne auf der Oberfläche eines kleinen Sees spiegelte, der nicht weit entfernt lag. Wasservögel flogen über das Gewässer hinweg. Manche waren auf der Oberfläche gelandet und hockten dort in aller Ruhe, während sie selbst von den Wellen geschaukelt wurden. Jenseits des Sees breitete sich Niederwald aus.
    Rehe ästen friedlich auf den Lichtungen, die Luft war lind, und als sich die mächtige Gestalt weiterdrehte, da gerieten die Umrisse einer kleinen Ortschaft in ihr Blickfeld. Ihm fiel besonders der Kirchturm auf, der seine Spitze in den klaren Himmel reckte.
    Eine friedliche Welt, an die der Eiserne jedoch nicht glauben wollte. Er traute dem Frieden nicht, er war tückisch, denn hinter ihm verbarg sich ein böses Geheimnis.
    Es mußte einen Grund gehabt haben, daß ihn die Kraft der Steine hierher geschafft hatte, und er wußte auch, daß sich die Welt verändern und ihre Friedfertigkeit verlieren würde.
    Myxin und Kara galt nur ein flüchtiger Gedanke. Die beiden waren zurückgeblieben.
    Er glaubte auch nicht, daß sie ihm nachkommen würden, denn was hier geschah oder noch geschehen würde, ging einzig und allein ihn etwas an.
    Der kleine Ort lag friedlich in der Sonne. Insekten umsummten den Besucher. Bienen und Wespen huschten hastig von Blüte zu Blüte, um noch die letzte Kraft des Sommers in sich aufsaugen zu können, denn die Zeit der warmen Tage war nur kurz hier im Norden.
    Aber der Eindruck täuschte oder war für den einsamen Gast nur von kurzer Dauer. Noch spürte er die Veränderung nur in seinem Innern, denn nach außen hin tat sich nichts, aber er hatte so etwas wie einen Kontakt bekommen.
    Zu etwas Fremdem, aber dennoch Vertrautem…
    Er atmete die andere Luft ein. Er konnte sich nicht mehr an der Frische erfreuen. Auf seinem Rücken spürte er trotz seiner andersartigen Gestalt einen Schauder.
    Jemand war da.
    Plötzlich nahm die Unruhe in seiner Umgebung zu. Die Insekten summten und flogen zwar noch, aber in ihren Bewegungen war eine gewisse Unruhe entstanden.
    Auch die Rehe standen nicht mehr still, sondern hatten die Köpfe gehoben und äugten in verschiedene Richtungen, so schnell drehten sie sich dabei.
    Dann flohen sie.
    Es war keine geordnete Flucht. Sie rannten einfach weg. Sie jagten in verschiedene Richtungen davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Nichts und niemand konnte sie aufhalten, die nackte Angst trieb sie an, und der Eiserne schaute nicht hin, welchen Weg sie nahmen, denn er wußte, daß sein ›Freund‹ kommen würde.
    Er schaute in den Himmel.
    Klar und blank lag er über ihm, aber dort, wo der Niederwald wuchs, zeichnete sich plötzlich eine Figur am Himmel ab, die wie ein monströser Schatten wirkte, die Flügel ausgebreitet hatte und sich so langsam dem Boden entgegensenkte.
    Es war die Strige!
    Der Eiserne Engel stand da, ohne sich zu rühren. Der Monster-Vogel schwebte immer näher. Sein Flug war von einem leichten Brausen begleitet, und Wind glitt durch das Federkleid, um es an gewissen Stellen in die Höhe zu schaufeln.
    Dann streckte er seine langen Krallen aus. Beinahe sanft wie eine Feder glitt er über den kleinen See hinweg, auf dessen Oberfläche durch den Luftzug Wellen entstanden und als Muster gegen die Ufer liefen. Er ließ den See hinter sich, sein Flug nahm einen direkten Kurs auf den Eisernen Engel, der starr auf der Stelle stand und sich nicht rührte. Er erwartete seinen Gast, und er spürte genau, wie sich die Erinnerung an damals wieder aufdrängte.
    Die Monster-Strige war erschienen, um ihre Rechnung zu präsentieren.
    Und sie würde schlimm werden, das ahnte der Eiserne schon jetzt.
    Der mächtige Vogel streckte die Krallen nach vorn. Sie kratzten über den Boden, wühlten ihn an einigen Stellen auf, so daß sie einige Grasstücke hervorrissen und diese in die Luft geschleudert wurden, bis sie wieder zu Boden sanken, als sollten sie dort als Erinnerung an das Auftauchen des Vogels liegenbleiben.
    Der Eiserne hatte sich nicht gerührt. Er schaute dem monströsen Geschöpf entgegen und versuchte dabei, sich über seine Gefühle im klaren zu werden.
    Was fühlte er für ihn? Fühlte er überhaupt noch etwas? Er wußte es nicht, aber er konnte ihn jetzt auch nicht mehr als seinen Lebensretter ansehen.
    Es lag einfach zu viel Zeit

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