Die Monster von Templeton
einfach nur krank vor Sorge sind. Heute bin ich zu Ihrem Haus gegangen und habe Marie-Claude aufgelauert, um sie nach Ihnen zu befragen. Ich weiß nicht, worüber Sie sich bei ihr beklagen; sie ist ein liebes Mädchen, eigentlich sogar recht hübsch mit ihrem dunklen Haar und ihren rosa Wangen. Sie plapperte ganz aufgeregt über Sie, und ich muss sagen, ihr Französisch ist so verstümmelt, kanadisch, dass ich Schwierigkeiten hatte, sie zu verstehen. Was ich dennoch verstand, war, dass Sie sehr krank sind, dass Sie nicht schlafen, kaum essen, dass Sie so viel abgenommen haben, dass Ihre Kleidung
nur an Ihnen herunterhängt und sie Ihre Knochen sehen kann. Sie sagt, Sie hätten alle Spiegel und Fenster verhängt und brennen zwanzig Kerzen pro Nacht ab. Sie weinte, Cinnamon; Sie haben in ihr eine gute Dienerin. So sehr hat sie mich geängstigt, dass ich, am helllichten Tage, fast zu Ihnen ins Haus gelaufen wäre, Anstand hin oder her!
Natürlich meine ich das nicht so. Mir liegt sehr viel an Ihrem Ruf in der Stadt, und deshalb werde ich die Schicklichkeit wahren, so wie es sein soll; aber ich muss zugeben, dass mir Ihre Gesundheit mehr am Herzen liegt.
Folgendes werde ich unternehmen: Wenn Sie mir innerhalb der nächsten zwei Tage nicht geantwortet haben, werde ich heimlich über den vereisten See zu Ihnen kommen, so wie ich es auch an jenem Tag getan habe, als ich Sie wegen der Rückkehr Ihrer Schwester getröstet habe. Und ich werde Sie jeden Tag gesundpflegen, bis Sie wieder auf die Beine kommen. Wir brauchen Sie in der Stadt, Cinnamon; ich hörte, Nat Pomeroy sucht nach einer reichen Frau. Na bitte! Ich war mir doch sicher, dass ich Sie zum Lachen bringen kann.
Was Ihre Schwester angeht, so habe ich nicht viel erfahren. Natürlich fällt bei all den Truppen, die in die Stadt kommen, nicht sehr viel Aufmerksamkeit für seltsame Frauen ab. Und was für einen schrecklichen Lärm die jungen Soldaten machen! Sie würden Templeton nicht wiedererkennen; überall auf den Straßen wird in der Öffentlichkeit getrunken und gespielt, und den dummen Mädchen von Templeton verdreht es den Kopf bei all den gut aussehenden Offizieren, die ihnen den Hof machen. Tausende von jungen Männern hacken das Eis auf, um im kalten See zu baden; sie finden es lustig, aber es ist ein Skandal, weil sich überall in der Öffentlichkeit Menschen nackt zeigen, mitten im Winter! Bald werden sie jedoch weg sein, nach Süden abgezogen, und manche werden wohl nie wieder nach Hause zurückkehren. Ich vermute, bis dahin sollten wir ein wenig Nachsicht üben.
Nun jedoch werde ich Ihnen eine Neuigkeit berichten, bei der Sie in
Ohnmacht fallen werden. Bei unseren Spaziergängen hat Monsieur Le Quoi begonnen, mich an Bäume zu drücken und mich so leidenschaftlich zu küssen, dass mir die Beine nachgeben. Und soll zur Abwechslung einmal
ich Sie
schockieren? Er hat begonnen, mich zu mehr zu drängen. Hier ist eine Nachricht, die er mir geschrieben hat, in ihrer ganzen Länge (ich habe sie übersetzt, da ich nicht weiß, wie Ihr Französisch nach all den Jahren ist):
Mein herzallerliebstes Veilchen,
ich bin in meine schäbigen Gemächer an der Akademie zurückgekehrt, nachdem ich mir auf einem matschigen Stück Rasen vor Ihrem Haus die Füße abgefroren haben, während ich auf ein Zeichen von Ihnen am Fenster des Arbeitszimmers Ihres Herrn Vaters wartete. Ich hatte Sie bedrängt, meinem Vorhaben zu folgen, damit wir gemeinsame Wonnen erleben können, doch ach, mein Warten war vergebens. Warum quälen Sie mich so? Es gibt andere in der Stadt, die mir einiges Interesse entgegengebracht haben, doch immer noch warte ich auf Sie, meine keusche kleine Meise. Wie ich Ihnen bereits versicherte, geht es mir nicht um Ihr Geld; wenn ich endlich an mein Erbe herankomme, werde ich genug für zehn Ehefrauen haben; ich brauche nur Sie. Ihr hübsches Gesicht! Ihre schöne Seele! Sagen Sie nur das eine Wort, und wir werden Mann und Frau. Ich erwarte jede Nacht ein Zeichen von Ihnen, bis Sie mir nicht mehr länger widerstehen können.
In tiefer Zuneigung
Ihr Bewunderer
Cinnamon, es kostete mich die ganze Kraft meines Körpers, meine Hände davon abzuhalten, jene Lampe im Arbeitszimmer meines Vaters anzuzünden. Ihre kleine Schülerin ist so gelehrig! Anscheinend werde ich bald wirklich einen Ehemann haben. Soll ich mich ihm denn nun hingeben, bevor unser Verlöbnis bekannt gemacht wird? Ach, das ist eine allzu indiskrete Frage. Aber Sie werden meine Geheimnisse
für
Weitere Kostenlose Bücher