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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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draußen deinen Truck gesehen. Hab mir gedacht, dass du hier bist», zischte sie.
    «Mel», sagte Felcher ganz cool vom Boden aus. «Was gibt’s? Wie geht’s den Jungs?»
    «Komm du mir nicht mit ‹was ist los›!», sagte sie. «Das ist doch alles große Kacke. Die sind bei meiner Mutter.»
    «Schön, dich zu sehen, Melanie», sagte Peter. «Komm und iss ein bisschen Nachtisch mit uns. Wir haben jede Menge.»
    «Du halt die Klappe», sagte sie, aber ihre Stimme klang ein winziges bisschen zittrig. Angeschaut hatte sie mich immer noch nicht. «Die Mädels sagen mir alle, dass diese Schlampe hier wieder zurück ist unddass du mit ihr im Dragoner warst, aber ich hab gesagt, nee, die hat er doch immer für ’ne eingebildete Ziege gehalten und würde nie ein Wort mit ihr wechseln. Weißt du noch, wie du sie in der Highschool genannt hast? Miss Etepetete? Nee, Arschgesicht hast du sie genannt. Du hast sie wirklich Arschgesicht genannt, zum Beispiel damals, als sie bei dem Homecoming Dance nicht mit dir tanzen wollte. Queenie Arschgesicht, hast du damals gesagt.»
    Ich bemerkte, dass meine Mutter mit dem Abfackeln der Desserts aufgehört hatte und die blaue Flamme gefährlich nahe in Melanies Richtung hielt.
    «Mel», begann ich, ohne meinen Satz zu beenden. Denn was hätte ich ihr eigentlich sagen können? Dass ich nicht das geringste Interesse an ihrem Macker hatte? Doch das konnte ich nicht sagen, denn obwohl ich mir gewünscht hätte, es würde stimmen, war es nicht so. Sollte ich sagen, Felcher und ich würden sowieso nie zusammenkommen? Das stimmte zwar, tat mir aber weh. Oder sollte ich sagen, dass in der Schule
meine
Freunde sie immer Tittenturbo und Schluderschlampe genannt hatten? Das jedenfalls entsprach der Wahrheit, und ich dachte kurz darüber nach, es zu sagen, bevor meine freundliche Seite die Oberhand gewann und ich schwieg.
    «Du», sagte sie, an mich gewandt, und schaute mich zum ersten Mal direkt an. Die kleinen Äuglein in ihrem Marshmallowgesicht leuchteten. «Du hältst jetzt besser dein Maul, oder du kriegst ’ne Faust in deine hübsche Fresse.»
    «Mel», sagte Felcher, der immer noch am Boden lag. «Ich hab dich, ja, über ein Jahr nicht mehr gesehen. Wie geht’s, wie steht’s? Ich weiß, dass du die Alimente gekriegt hast. Die Schecks sind immer eingelöst worden. Hast du denn endlich einen Job gefunden?»
    «Es sind genau zehn Monate, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ist aber auch egal. Steh auf. Wir gehen.» Sie machte einen Schritt zurück, damit Felcher aufstehen konnte. Das tat er auch, doch dann stellte er nur seinen Stuhl auf und setzte sich wieder hin.
    «Steh auf, du Arschgeige», schrie sie ihn an und trat nach dem Stuhlbein. Obwohl er mit dem Stuhl ein Stück zur Seite rückte, machte er keinerlei Anstalten aufzustehen.
    Dann lag Peters Hand auf meiner Schulter, und er hatte die andere ergriffen und streichelte sie. «Mel», sagte er sehr sanft, «ich glaube, du irrst dich. Willie und ich sind», und hier schenkte er mir ein liebevolles Lächeln, «zusammen. Zeke ist nur als Freund hier.»
    «Klar», sagte Melanie. «Von wegen.» Doch ihre Stimme war wieder unsicher geworden, und als ich mich traute aufzublicken, liefen schmale feuchte Spuren über ihre Wangen und schimmerten im Mondlicht. Ihre Augen huschten zwischen uns allen hin und her, von Vi zu Felcher, von Felcher zu mir, von mir zu Peter. Schließlich fuhr sie sich mit der Hand übers Gesicht und trat einen Schritt zurück.
    «Melanie», sagte Felcher. «Ich esse jetzt mit meinen Freunden hier einen Nachtisch. Du bist eingeladen mitzuessen, wenn du möchtest. Wenn nicht, werde ich dich später anrufen, und wir können darüber reden.»
    «Du», sagte Melanie und schnaufte ein bisschen, «bist der
Vater
meiner
Kinder

    «Ja», sagte Felcher. «Ich weiß, Liebes. Und das Gericht hat bestimmt, dass ich zu ihnen gehöre und nicht zu dir.»
    «Du hast Verpflichtungen», sagte sie.
    «Joey und Nicky gegenüber», sagte er. «Nicht dir gegenüber. Mel, bitte, lass mich nicht noch einmal eine einstweilige Verfügung erwirken.»
    Bei dieser Bemerkung drehte uns Melanie den Rücken zu, der zu beben schien. Sie wandte sich noch einmal um, schenkte mir einen besonders unerbittlichen Blick, und als sie sich davonmachte, fühlte ich mich auf einmal sehr schlapp und müde, noch mehr als vor dem Abendessen. Meine Mutter machte mit dem Bunsenbrenner weiter. Peter gab mir einen Kuss auf die Wange, sein dünner Schnurrbart

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