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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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Aufräumen fertig und die Lichter in der Bibliothek ausgeschaltet. Sie stand in der Tür und klapperte mit ihren Schlüsseln. «Soll ich Sie mitnehmen?», fragte sie.
    «Nein danke», erwiderte ich und lächelte sie an. «Danke. Ist ein schöner Abend. Ich gehe zu Fuß.»
    Hazel tätschelte mir die Wange. «Sie sollten mehr lächeln», meinte sie. «Das steht Ihnen.» Und dann taperte sie hinaus zu ihrem Kahn von Wagen und fuhr mit dröhnendem Motor und inmitten einer gewaltigen Wolke Dieselrauch die Zufahrt hinab und davon.
    Es war spät und dunkel genug, sodass ich es wagen konnte, die Abkürzung über den Golfplatz zu nehmen, ohne Gefahr zu laufen, von einem abtrünnigen Ball abgeschossen zu werden, weshalb ich den Rasen von Franklin House hinabging und mir einen Weg am Ufer entlang und dann quer über das weiche, grüne Gras des Golfplatzes suchte. Ich nahm die Abkürzung über den Parkplatz des Country Clubs und hinter dem Restaurant entlang, wo hawaiianische Musik spielte und der unverwechselbare, fettige Geruch nach gegrilltem Schwein in der Luft hing. Oben auf der Veranda tummelten sich lachend die Erwachsenen, und ich stieg den Hügel hinab und ging mitten durch die kleineren Kinder, die am Strand Fangen spielten und mit ihren pummeligen kleinen Körpern an mir vorbeisausten. Zwei alte Männer lieferten sich ein spätes Duell auf dem Tennisplatz, obwohl der Ball nur als blasser grüner Schatten zu erkennen war, der zwischen ihnen hin und her sprang. Der Golfplatz war glatt und gepflegt.
    Ich hörte meine eigene Stimme, und mir wurde bewusst, dass ich laut mit dem Klümpchen redete. «Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ständig existenzielle Krisen durchleben», sagte ich. «Aber ich weiß nicht, was ich machen werde, wenn ich dich losgeworden bin.»
    In diesem Moment kam mir der Gedanke, einfach aufzugeben. Ich würde das Klümpchen größer und größer werden lassen, bis mein Bauch sich der Welt regelrecht aufdrängte. Ich würde mir von Ezekiel Felcher den Hof machen lassen und eines Tages in einem kleinen Kolonialhaus in der billigeren Gegend von Templeton aufwachen, mit drei Babys und einem De-facto-Ehemann, der ein ausgezeichneter Griller war, jede zweite Woche unsere Freunde zu Bierpartys einludund mich dazu überredete, dem Bowling-Team beizutreten. Ich würde einen Laden auf der Main Street aufmachen, der nichts mit Baseball zu tun hatte, und ihn mit so schönen Dingen anfüllen, dass unsere Familie ein angenehmes Mittelklasseleben führen konnte. Wenn meine Mutter nicht mehr lebte, würden wir nach Averell Cottage ziehen und den kaputten Pool durch ein neueres, hübsch gefliestes Modell austauschen. Meine Kinder würden auf gute, halbwegs angesehene Colleges gehen – Bates, Skidmore, Boston College – und Arbeit bei guten Firmen finden. Wenn ich alt und Zeke im Ruhestand war, würde ich so genervt sein, dass ich wieder zu der Leseratte würde, die ich in der Zeit vor meiner Rückkehr nach Templeton gewesen war. Meine alten Tage würde ich mit Studieren verbringen, ohne jegliche Hoffnung, auf die Welt mehr Eindruck zu machen als meine drei relativ erfolgreichen Kinder.
    Obwohl in diesem Tagtraum durchaus ein gewisses Maß an Trost steckte, fühlte sich allein der Gedanke so an, als wäre eine ganze Meute Ameisen dabei, sich langsam einen Weg durch meine Haut nach draußen zu fressen.
    Ich durchquerte das Gelände des Otesaga-Hotels und ging über die weiten Rasenflächen der Nachbarn, die an den See grenzten. Als ich unser Grundstück mit dem schritthohen Gras erreichte, hielt ich den Kopf gesenkt und nahm einen Anlauf den Hügel hoch, vorbei am üppig wuchernden Gemüsegarten meiner Mutter. Vorbei an den Himbeersträuchern. Vorbei an meiner alten, abblätternden Holzschaukel, ohne mir etwas dabei zu denken. Erst als ich die Staudenbeete meiner Großmutter erreichte, die ebenfalls üppig mit den vernünftigen Produkten meiner gärtnernden Mutter bewachsen waren, schaute ich auf.
    Und dann blieb ich schlagartig stehen. Zuerst sah ich die vielen Teelichter, die knisternd rund um den Froschpool verteilt waren, sowie die drei Kickboards, deren dreckige Oberfläche mit flackernden Kerzen vollgestellt war, wie lauter kleine brennende Inseln. Erst danachentdeckte ich den Tisch unter den Linden, einen weißen Kreis, dort, wo das Kerzenlicht die Tischdecke erleuchtete. Schließlich drei schattenhafte Personen, die rund um den Tisch saßen. Ein misstönendes Zupfen war zu hören, und ich blieb unter dem

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