Die Monster von Templeton
von Kalifornien.» Ich holte Luft. «Von dir.»
«Ach, Liebling», sagte er und war eine Weile ganz still. In diesem Moment war ich damit zufrieden, nur sein Atmen an meinem Ohr zu hören; und ich stellte mir seine von der Sommersonne gerötete Wange vor, die ein hübsches Grübchen bildete. Doch als er wieder das Wort ergriff, sprach er langsamer, und seine Tenorstimme hatte sich zu einem Bass verdunkelt. «Liebling, es tut mir wirklich leid, weißt du. Mir war das einfach nicht klar. Ich dachte, na ja, du bist härter im Nehmen. Was man sich von dir für Geschichten erzählt hat, weißt du. Nicht gerade, dass du nichts anbrennen lässt, aber so ähnlich. Dass du dich nie wirklich bindest. An irgendeinen Mann, meine ich. Dass du ungebunden bist.»
«Bin ich nicht», sagte ich. «Ungebunden. Ich binde mich sehr gern. Wer hat dir denn das gesagt?»
«Dein Kommilitone John, weißt du. Nachdem du weg warst. Was ich da für Geschichten über dein Lotterleben gehört habe. Du bist ja ein ganz schön schlimmer Finger, du!»
«Ich bin kein schlimmer Finger. Ich bin überhaupt kein schlimmer Finger», sagte ich. «Ich bin nur schnell Feuer und Flamme.»
Erneut trat Schweigen ein, und dann kam seine Stimme wieder, ein wenig strenger diesmal. «Ach, Willie. Wenn ich das gewusst hätte. Dann hätte ich nicht mal … Mir war einfach nicht klar, dass du dich so an mich hängen würdest. Willie, es tut mir leid, aber wir können nicht, weißt du. Zusammen sein. Na ja, wir
können schon,
bis du deine Doktorarbeit fertig hast, aber damit fordern wir schon das Schicksal heraus, und dann werden wir uns alle paar Monate mal auf einer Konferenz treffen. Aber du kannst nicht ständig um mich herum sein,sonst wird meine Frau ernsthaft misstrauisch, und das darf nicht passieren.»
«Ach so, richtig», sagte ich.
«Ich mag dich wirklich, natürlich, ganz doll sogar.»
«Klar. Natürlich», erwiderte ich.
«Du bist toll, und, wenn ich das so sagen darf», hier senkte sich seine Stimme und wurde ganz intim, «verdammt gut im Bett. Und natürlich blitzgescheit. Ich hab keinerlei Bedenken, was deine Zukunft angeht. Nicht im Geringsten. Du kannst alles machen, was du dir wünschst.» «Hmm», sagte ich. «Danke schön.»
«Ein Schatz bist du, mein Schatz. Das weißt du sehr gut. Hör zu, ich muss jetzt los, bevor die denken, ich hab mich selber die Toilette runtergespült, und sie kommen, um nachzusehen. Ha-ha! Also, dann tschüs. Pass auf dich auf.»
«Warte», sagte ich, und meine Stimme erhob sich in die Dunkelheit und schien an den alten Deckenbalken von Averell Cottage widerzuhallen. «Ich muss dir was sagen.»
Und so kam es, dass ich den Schalter umlegte, und das genau in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor der Boden unter mir wegsackte und ich, am Nacken aufgehängt, in der Luft baumelte.
«Gewiss, Liebling. Was immer du möchtest», sagte er, doch ich spürte, wie er von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde und wie sehr er sich danach sehnte, wieder im Restaurant zu sein, an der Seite seiner Frau. Ich stellte ihn mir dort vor, in der sonnenhellen alaskischen Sommernacht, die Möwen, die seinen Kopf umkreisten, die leeren, mit verwehtem Müll bedeckten Straßen, wie er mit den Hacken seiner Wanderstiefel auf den Boden stampfte.
«Dr. Dwyer», sagte ich langsam, «ich bin schwanger.»
Hier trat eine sehr lange Pause ein, und dann sagte er: «Ach herrje. Dann kommst du also nicht nach Stanford zurück, was? Ist es das? Ist es das, was du mir sagen möchtest, dass du es behalten willst, Willie?»
«Ich weiß nicht», erwiderte ich. «Das hängt alles von dir ab.»
«Von mir?», fragte er. Die folgende Pause war noch länger, und dann hörte ich das Lächeln in seiner Stimme. «Du willst doch nicht etwa sagen, dass
ich
der Vater bin?»
«Ja. Genau das sage ich», antwortete ich.
«Nein, nein. Das kann nicht sein.»
«Es gibt niemanden sonst. Es ist unmöglich. Da war niemand.»
«Aber bist du denn vollkommen sicher?»
«Ich habe seit Dezember nur mit dir geschlafen», sagte ich. «Ja, ich bin mir verdammt sicher. Es gibt niemanden sonst.»
«Oh, Willie», sagte Primus und stieß einen langen Seufzer aus. «Aber weißt du, das kann gar nicht ich gewesen sein. Ich habe mich vor vielen, vielen Jahren sterilisieren lassen, mein armer Liebling. Meine Frau, sie wollte nie Kinder. Ich habe eine Spermienproduktion von gleich Null, Liebes. Ich kann es nicht sein. Es muss jemand anders sein.»
«Es gibt niemanden», sagte ich im
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