Die Monster von Templeton
verkniffenen Gesicht wieder herausgekommen war. Als ich sie damals fragte, was er gesagt habe, hatte sie mir keine Antwort gegeben, bis nach Hause, wo sie sich ein Kissen übers Gesicht legte, murmelte:
Kein Baby für mich. Wenn es mich nicht umbringt, dann werden meine Gene es umbringen,
und nichts weiter sagen wollte. Nun meinte sie: «Bist du sicher? Ich meine, was das Baby angeht? Hast du einen Test gemacht?»
Ich erinnerte mich daran, wie ich mich auf einem knochenharten Seitenstreifen an einer Straße in Nebraska übergeben hatte. Und ich dachte an das Pulsieren in meinem Bauch an diesem Abend beim Essen zurück. «Ich bin mir sicher», sagte ich.
«Willst du es?», fragte sie.
«Oh, Clarissa», erwiderte ich. «Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Warum soll ich denn noch ein weiteres Kind in diese chaotische Welt …»
Sie seufzte in den Hörer und sagte: «Verschon mich, Willie. Sag mir einfach nur die Wahrheit. Willst du es?»
«Ich weiß es nicht», sagte ich. Ich dachte an das Klümpchen, das auch in diesem Moment, während wir sprachen, weiterwuchs.
«Nun, das ist etwas, das ich momentan nicht in Ordnung bringen kann», sagte sie. «Tut mir leid, Willie. Ich hab am Morgen eine Verabredung, und ich bin so entsetzlich müde, Liebes. Und da ist auch noch Sully. Er steht neben mir, bereit, mir das Telefon aus den Händen zu reißen.»
«Ach, Gott», sagte ich. «Es tut mir so leid. Ich bin die schlechteste Freundin, die man haben kann. Wie geht es dir denn? Ich kann es gar nicht glauben, dass ich nicht gefragt habe.»
«Oh, ganz gut, ganz gut», sagte sie. «Alles läuft bestens, mach dirkeine Sorgen. Ich muss jetzt auflegen», sagte sie. «Ich hab dich lieb, Kleines. Am Morgen sieht alles schon besser aus.» Und dann war sie weg.
Remarkable Prettybones
Nach Templeton kam ich in frühen Zeiten, 1786, als das Leben dort noch schrecklich wüst und hart war. Einst war ich eine wunderhübsche Person gewesen, mit meinen schwarzen Augen und einem schönen Busen, doch das alles war dahingewelkt, als ich dreißig wurde, lange vor unseren Schwierigkeiten und vor unserer Reise nach Amerika. Früher hatte ich auch Silber besessen und ein schönes Haus mit großen Fenstern und Tischwäsche aus feinstem Leinen, o ja, das hatte ich; und in meiner Stadt war ich eine Dame gewesen, zumindest beinahe. Doch dann hatten wir alles verloren und kamen von Irland herüber, der Captain und ich, als er Schwierigkeiten mit seinen Schiffen hatte, weil es hieß, er habe gestohlen. Nicht mein Captain Prettybones. Alles nur Unsinn und üble Nachrede.
Dennoch war sein Ruf ziemlich ruiniert, und so stachen wir auf einem Segelschiff in See, das in die Neue Welt unterwegs war. Doch Boston war nicht die Stadt, die ich mir vorgestellt hatte, alles andere als ein luftiger, sonniger Ort; und es war schmutzig, kniehoch stand allerorten der Unrat, ein schrecklicher Rauch hing in der Luft, und kleine irische Straßenjungen lagen sterbend auf den Straßen mit ihren aufgeblähten Bäuchen, als hätten sie nicht genauso gut auf den grünen Wiesen Irlands sterben können. Wenn mein Captain des Nachts nach Hause getorkelt kam, waren seine Taschen leer; bestohlen sei er worden, von den schlimmen Frauen auf den Straßen mit den grabschendenHänden, obwohl ich ihren Geruch an seiner Kleidung roch, auf seiner Haut, unter dem Rum und dem Schmutz. So kam es, dass ich an dem Tag, als ich von diesem neuen Ort, Templeton, hörte, wo sie Land praktisch verschenkten, und obwohl es hieß, es liege mitten im Herzen des Landes der Wilden, rasch nach Hause lief und unsere Siebensachen packte, und als mein Captain des Nachts stinkend nach Hause getorkelt kam, schlug ich ihm mit einem Kaminbock über den Schädel. Als er wieder zu sich kam, lag er, dreißig Meilen außerhalb von Boston, über dem Rücken eines Maultiers und brüllte.
Die Reise in die Wildnis war hart, der Bootsmann, der uns den Mohawk hochfuhr, ein Betrüger, doch bis Cherry Valley hatte der Captain das Brüllen aufgegeben und sich in sein Schicksal ergeben. Schließlich kamen wir nach Templeton, und mir brach es fast das Herz mit seiner Frömmigkeit, mit seinen ärmlichen Fachwerkhäusern und dem Mist und den Schweinen, die sich im Dreck suhlten, und dem Rauch, der über der Stadt hing, weil die Männer draußen große Feuer machten, um Pottasche zu gewinnen, indem sie riesige alte Bäume zu kleinen Klötzen verbrannten. Unverzüglich suchten wir den großen Marmaduke Temple auf. Er wohnte
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