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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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dir Vi damals an Thanksgiving erzählt hat und nach der ich angeblich bei einer wilden Sexorgie mit drei Hippies in einer Kommune gezeugt wurde? Nun, das ist nicht ganz richtig. In Wirklichkeit bin ichdie Tochter eines einzigen Mannes. Und es ist ein Mann aus Templeton. Der selbst eine Familie hat. Und den ich kenne, und er kennt mich. Und er hat keine Ahnung, dass ich von ihm bin. Und Vi will mir nicht sagen, wer es ist, aber ich hab sie ausgequetscht und ausgequetscht, bis sie mir einen einzigen Hinweis gegeben hat, und zwar, dass er ihr offenbar beiläufig erzählt hat, er stamme von Marmaduke Temple ab, durch irgendeine außereheliche Verbindung. Und jetzt soll ich also unter den vierhundert möglichen Männern im passenden Alter in Templeton den herausklamüsern, der mein Vater ist, und zwar nur aufgrund eines winzigen kleinen Gerüchts.»
    «Warte mal. Warum sagt es dir Vi nicht einfach?»
    «Ach, das», sagte ich. «Vi hat mir explizit verboten herauszufinden, wer er ist.»
    «Warum willst du ihn dann überhaupt finden?» Ich hörte deutlich an ihrer Stimme, dass sie lächelte.
    «Weil ich erfahren will, ob ich irgendwelche genetischen Probleme von ihm geerbt habe. Und dann bring ich ihn um, weil er nicht da war, während ich aufgewachsen bin.»
    Clarissa tat ihr Bestes, ihr Lachen zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht, und so musste ich ein paar lange, quäkende Schreie äußersten Vergnügens über mich ergehen lassen. Schließlich beruhigte sie sich wieder und kam zurück ans Telefon. «Ach, Willie», sagte sie. «So hab ich schon seit Monaten nicht mehr gelacht.»
    «Freut mich zu hören, wie mein Leben dich amüsiert», sagte ich.
    «Darum geht es nicht», sagte Clarissa. «Lustig ist bloß, dass Vi komplett verrückt ist, weil sie wirklich geglaubt hat, es sei besser, dir zu erzählen, du seist ein Kind der Liebe von irgendwelchen Hippielustmolchen als die Tochter eines angesehenen Typen aus der Stadt. Sie ist echt der Hammer.»
    «Ja, ja», sagte ich. «Alles ist so lange die größte Gaudi, bis es um dein eigenes Leben geht. Aber die Frage, die ich dir stellen möchte, Clarissa, ist folgende: Was mache ich? Was soll ich jetzt bloß machen?»
    «Bezüglich was?», fragte sie.
    «Bezüglich allem», erwiderte ich.
    Eines musste man Clarissa lassen: Über diese Frage dachte sie lang und gründlich nach. Ich hörte, wie die Tür zu dem Wandschrank aufging, in dem sie beim Telefonieren saß, um Sully nicht zu stören, wenn er schlief, und dann seine schläfrige, gedämpfte Stimme. Sie gab ihm eine beschwichtigende Antwort. «Gleich, gleich», und dann kam Clarissa wieder ans Telefon.
    «Sully ist sauer, Willie», sagte sie. «Sagt, ich bräuchte meinen Schlaf mehr als alles andere, und ich hätte noch zwei Minuten, bevor er die Schnur durchschneidet. Also, jetzt will ich dir mal was sagen. Was Dwyer angeht, musst du einfach abwarten. Dasselbe gilt für Stanford, was sich, denke ich, wohl wieder klären wird, weil es immer noch ziemlich verpönt für Profs ist, mit Studentinnen zu schlafen, weshalb die Dwyers bestimmt kein Interesse an einem Skandal haben. Und was deinen Dad angeht: Gibt es denn irgendeine Möglichkeit, Vi dazu zu kriegen, dass sie dir doch verrät, wer er ist?»
    «Fehlanzeige», sagte ich.
    «Nun, hat Vi gesagt, es sei der alte Marmaduke Temple selbst gewesen, der ein uneheliches Kind hatte?»
    Ich dachte angestrengt nach. «Nein», sagte ich.
    «Dann könnte es jeder aus der Familie sein. Und um ehrlich zu sein, liegen solche Geschichten meistens nicht so weit zurück, weil Untreue im Allgemeinen mit der Zeit in Vergessenheit gerät. Außerdem gibt es bestimmt viel mehr Unterlagen über die Vorfahren der letzten Zeit als über die aus früheren Jahrhunderten. Fang einfach ein paar Generationen vor dir an, und wenn du dann nichts findest, dann arbeite dich langsam voran in die Vergangenheit. Ich würde auf deine Ururgroßeltern als die Schuldigen tippen. Oder auf diesen sexbesessenen Jacob Franklin Temple. Sieht mir ganz nach so was aus», sagte sie.
    «Na gut», sagte ich. «Das ist kein schlechter Plan.»
    «Und jetzt zu dem Baby», sagte sie, und ihre Stimme nahm einenwehmütigen Ton an, wie ihn Clarissa meiner Erinnerung nach noch nie in ihrem Leben angeschlagen hatte. Erst später, als ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf hochfuhr, fiel mir wieder das Gespräch ein, das sie mit dem genetischen Berater im Krankenhaus gehabt hatte und nach dem sie mit einem ganz blassen und

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