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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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in einem Haus, das später zu Sherman’s Hotel and Tavern wurde. Er hatte seine Füße mit den großen schlammverkrusteten Stiefeln auf den Schreibtisch gelegt, mitten auf all seine Papiere, und die Männer standen bis fast zum See hinab Schlange, um ihn aufzusuchen, doch da ich eine Dame war, drängte ich mich nach vorne durch und bekam die Urkunde für das Land sofort. Obwohl er schrecklich schartige und schwielige Hände vom vielen Arbeiten hatte, überhaupt nicht wie ein Gentleman, fand ich Marmaduke Temple ausgesprochen schneidig mit seinen vorstehenden blauen Augen und seinem roten Haar, mit seiner tiefen Stimme und seiner freundlichen Quäkerart zu reden. Captain Prettybones zog mich später damit auf, dass ich offenbar einen Verehrer hätte, doch ich sagte, nein, er ist ein Mann, der weiß, wie er sich Damen gegenüber zu benehmen hat, und schaute dabei den Captain böse an, und da sagte er nichts mehr zu dem Thema. Innerhalb von zwei Monaten stand unser kleines Haus an der neuen Second Street, und Captain Prettybones wollte Schuster werden, obwohl er nie die Gelegenheit haben sollte, auch nur einen einzigen Stiefel anzufertigen. Beim Hausbau hatte er sich nämlich einen Nagel durch den Daumen geschlagen und mir nichts davon gesagt. Als ich den Daumen schließlich sah, war er groß und rot und hatte eine gezackte schwarze Wunde, aus der Eiter tropfte. Rote Streifen liefen an seinem ganzen Arm hoch, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich lief los und holte Aristabulus Mudge aus seiner neuen Apotheke. Mudge machte den Verband auf und sah die roten Streifen, die in Richtung Herz liefen. Da schloss er die Tür, sagte, ich solle es dem armen Captain bequem machen, es gebe nichts mehr zu tun. Und er hatte recht, denn binnen einer Nacht hatte mich Captain Prettybones zur Witwe gemacht, ohne Geld und mit einer Schusterwerkstatt, die zu nichts mehr nutze war, eine Frau, die nur wusste, wie man eine Dame ist und einen Haushalt führt und mit dem Schlüsselbund am Rock im Haus herumläuft.
    Remarkable Prettybones
Diese Kohlezeichnung aus dem Jahre 1814 ist so genau, dass sie praktisch nicht von einer Fotografie zu unterscheiden ist. Remarkable war offenbar sehr stolz auf das Bild, denn sie habe nie mehr so hübsch ausgesehen, «seit ich ein kleines Mädchen war, das bei allen Herren auf dem Schoß schaukeln durfte».
(Die – bemerkenswert – hübschen Knochen, die in Remarkables Nachnamen anklingen, kann man hier zwar durchaus erahnen; doch hat Remarkable ihren sprechenden Nachnamen erstens von ihrem Gemahl, Captain Prettybones, über dessen Knochenbau nichts überliefert ist, und zweitens rührt der Name ursprünglich – bei James Fenimore Cooper, wo die Dame noch Pettybones heißt – vom französischen petit bonne – und das heißt nichts anderes als Dienstmädchen. Anm. d. Übersetzerin)
    So wachte ich in jener Nacht über dem erkalteten Körper meines Captains und überlegte, wohin ich Arme mich wohl wenden könne. Duke Temple, das wusste ich, aß nur das, was sein Kammerdiener ihm zubereitete, und der verbrachte den ganzen Tag bei den Pferden und schnäuzte sich in seinen Ärmel. Dukes kleines Haus war schmutzig, weil die Männer die Spucknäpfe nicht trafen und den ganzen Schlamm und Ungeziefer und schmutzige Hände hereinbrachten. Allein von dem Geruch wurde die Milch sauer. Und so ging ich, kaum hatte ich meinen Mann auf dem neuen Friedhof zur letzten Ruhe gebettet, direkt zu Dukes Haus und drängte mich wieder durch die langen Schlangen bis nach vorne. Damals gab es keine Frauen in der Stadt außer der Witwe Crogan, der das Eagle-Hotel gehörte, und die Männer ließen sich gerne ein wenig von mir beiseiteschubsen, denn allein die Berührung einer Frauenhand war ihnen fremd geworden, und sie sehnten sich danach, selbst wenn es eine Frau war wie ich, deren Zauber längstverblichen war. Ich marschierte schnurstracks zu Duke, der über seinen Schreibtisch gebeugt saß wie ein Junge über einer Zündholzschachtel, und sagte: Master Duke, mein Gemahl, er ist dahin. Erst heute Morgen, sagte ich, habe ich meinen Captain Prettybones zu Grabe getragen.
    Duke schaute von seiner Landkarte auf und rieb sich die Schläfe. Oh, Mrs. Prettybones, sagte er, heute Morgen habe ich die traurige Nachricht vernommen. Mein tiefstes Beileid sei Euch gewiss.
    Ja, erwiderte ich. Es ist eine Tragödie. Und dann schilderte ich ihm alles, was mir widerfahren war, erzählte von dem schönen Haus mit dem Tafelsilber und dem

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