Die Monster von Templeton
Linnen, dann von dem feigen Rufmord und schließlich von dem kläglichen Zustand, in dem ich mich befand. Am Ende meiner kummervollen Schilderung weinte ich bitterlich in mein Taschentuch, und es schmeichelt mir, wenn ich sage, dass auch in seinen schönen blauen Augen eine Träne blinkte.
Nun, nun, meine liebe Mrs. Prettybones, rief er am Ende meiner Erzählung aus, so bewegt, dass er sich von seinem Stuhle erhob. Immer zu Euren Diensten, sagte er.
Seid herzlich bedankt, Mr. Temple, sage ich. Ich würde gerne Eure Haushälterin sein, solang Eure schöne und charmante Gattin noch nicht eingetroffen ist.
Ich sagte das, obwohl ich damals meine Herrin noch nicht kannte, doch konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann wie Duke keine Gemahlin haben sollte, die zumindest geistreich und hübsch anzusehen wäre. Man stelle sich meine Überraschung vor, als ich schließlich Elizabeth Temple kennenlernte! Gewiss eine gute Seele, doch was für ein braunes, kleines Spätzchen, so schlicht und leicht zu beeinflussen. Ein so sonderbares Paar wie sie und Duke hatte die Welt fürwahr noch nicht gesehen. Und obwohl ich nichts anderes war als eine einfache höhere Dienstbotin, hielt ich es für eine Schande, dass er keine Frau an seiner Seite hatte, die ihm ebenbürtig war, so tüchtig und flink, wie er war.
Doch in jenem Moment, am Tage meiner Trauer, blinzelte er und brach in ein so lautes Gelächter aus, dass sich die Balken bogen. Was für eine schlaue Idee, sagte er. Gut, meine liebe Mrs. Prettybones. So seid denn meine Haushälterin. Wann könnt Ihr denn anfangen?
Jetzt gleich, erwiderte ich, mutig wie eine Elster. Über den Lohn können wir beim Abendessen reden.
Gut, gut, sagte er und nahm wieder Platz. Ich bin begierig darauf, endlich wieder etwas zu essen, das eine Frau gekocht hat.
Und so kam es, dass ich mein gutes Auskommen hatte in jenem kleinen Städtchen am See. Duke Temple kam mir zur Hilfe in Zeiten der Not, und ich führte ihm den Haushalt, als er in jenem kleinen Haus lebte, das heute Sherman’s Hotel ist, und später in dem großen, schönen Temple Manor, das der große, grüblerische Sklave Mingo für Duke baute.
Wohlgemerkt bekümmerte es mich die ganze Zeit nur wenig, dass Master Duke die Tavernen besuchte wie ein ganz gewöhnlicher Mann, überhaupt nicht wie ein Gentleman. Einen Pilzgentleman nannte man ihn damals, einen Herrn also, der über Nacht aus dem Dung hochgewachsen war, obwohl ich immer wütend wurde, wenn ich solche Reden hörte, und der Spötter oft mit einem Dröhnen im Ohr abzog, von dem er möglicherweise nie wieder hören konnte. Und natürlich wurde auch über die jungen Dinger geredet, die Duke mit allzu begehrlichen Augen betrachtete und um die es allerlei Klatsch gab. Das Mädchen, das im Eagle putzte. Die Tochter des Flickschusters, Trixie. Selbst über Rosamond Phinney, die Schöne, waren Gerüchte im Umlauf, obwohl das Mädchen damals noch ein halbes Kind war, dabei jedoch gnadenlos in der Stadt herumschäkerte. Der einzige Trost ist die Tatsache, dass es bei einem so großen Mann einfach immer Gerede gibt.
Doch als Hetty kam, muss ich zugeben, wurde es mächtig schwierig. Fast hatte ich in Betracht gezogen, meinen Abschied bei Duke zu nehmen, als er eines Tages mit den drei Sklaven ankam, um die ich michzu kümmern hatte. Mingo war in Ordnung, auch wenn er, wie ich vermutete, nicht ganz richtig im Kopf war, doch er fischte und zimmerte ausgezeichnet und schaute mich nie an, erst recht nicht mit Blicken der Lüsternheit, vor denen ich meine Tür stets verschlossen hielt. Dann war da Cuff, ein liebenswerter kleiner Delawarenjunge, der von einem Priester und seiner Frau aufgezogen, in Lesen und Schreiben unterrichtet und nach dem Tod des Ehepaares von der Gemeinde verkauft worden war, als gewöhnlicher Sklave. Jener Junge war für mich wie mein eigenes Kind, bis zu dem Tag, als er mit einem Wanderprediger durchbrannte. Niemals hatte ich mehr um die noch unausgereiften Kinder, die ich aus meinem Leib verloren hatte, getrauert als an dem Tag, als Cuff davonlief.
Doch diese schwarze und kecke Hetty war wirklich etwas ganz anderes. Ich sah sofort, dass sie nur auf Verführung aus war mit ihrem schönen runden Gesicht und der korallenroten Kette von Narben rund um ihren Hals, und da ich einst ein ebenso hübsches Mädchen gewesen war wie Hetty, kannte ich alle Schlichen. Ich hatte immer für sie zu tun, Honig sammeln und Birnen pflücken und Obst einkochen. Und ich will
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