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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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Herz an jenem Tag, als man mir auf dem kalten nassen Boden des Footballfeldes die Krone aufs Haupt drückte, gejubelt.
    Und Zeke Felcher, der Mann in meinem Autofenster, war damals mein Homecoming King gewesen.
    «Heiliger Strohsack», sagte ich. «Felcher, bist du das?»
    «Na, du bist ja wirklich ein Anblick», sagte er. Ich runzelte die Stirn, doch für Felcher war mein Anblick offenbar etwas Positives, weil er mir seinen Kautabakatem ins Gesicht hechelte und sagte: «Ich hab immer schon gewusst, dass du mal ein heißer Feger wirst, Willie. Jetzt steig schon aus, und begrüß deinen König anständig.»
    Und so kam es, dass ich an der Ecke Main und Fair Street stand, an den Bierbauch eines Mannes gedrückt, den zu ignorieren ich mir während der Highschoolzeit alle Mühe gegeben hatte. Damals war er ziemlich gut aussehend gewesen, mit seinem Fußballspielerbody, seinen grünen Augen, einem Kopf voll blonder Locken, aber auch mit dem schlechten Ruf, nichts für sich behalten zu können. Wenigstens in der Highschool war ich vernünftig genug gewesen, mich von solch verdorbenen Subjekten zu distanzieren.
    «Verdammt», sagte er, ließ mich los und fuhr mit den Fingern durch mein kurzes Haar. «Mir gefällt deine neue Frisur. Was machst du denn daheim?»
    «Oh», sagte ich und wandte den Blick ab. «Ich schreib meine Dissertation fertig. Hab einfach ein ruhiges Plätzchen gebraucht.»
    «Richtig», sagte er. «Ich hatte ganz vergessen, dass du ja immer ein Überflieger warst, mit all deinen Abschlüssen und so. Das einzige College, auf das ich gegangen bin, war die Schule des Lebens. Die Schule der Tiefschläge. Da lernt man mehr als auf irgendeiner bescheuerten Etepetete-Privatuni.»
    «Aha», sagte ich. Mir wurde ganz schwach angesichts dieser Ausgeburt von Klischee, zu der er geworden war. «Wie wahr.»
    Er fuhr fort: «Aber meine beiden Jungs, die werden mal genau wie du. Blitzgescheite kleine Kerle.»
    «Jungs?», fragte ich erstaunt. «Mensch, Felcher, bist du etwa verheiratet? Das wusste ich gar nicht.»
    «Nein», sagte er. «Ich bin nicht verheiratet. Da glaub ich nicht dran.» Es trat eine seltsame kleine Pause zwischen uns ein, in der ich mirFelcher zum ersten Mal ganz bewusst anschaute und er mich mit zusammengekniffenen Augen musterte. «Woran genau», fragte ich, «glaubst du denn nicht?»
    Er verzog ein wenig den Mund, und einen Moment lang war sein Hinterwäldlerakzent wie weggeblasen, als er sagte: «Ach, an die Hegemonie. Die Institution selbst ist ebenso korrupt wie diskriminierend.» Er schnaubte, als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah, und fügte hinzu: «Schau nicht so überrascht, Willie U. Du bist nicht die Einzige, die fünfzehnhundert Programme auf ihrem Satellitenfernsehen kriegt. Bloß weil ich hier in Templeton geblieben bin, bin ich noch lange nicht blöd.»
    «Nein», sagte ich. «Das hab ich auch überhaupt nicht gedacht.»
    «Hast du wohl», sagte er. «Aber ich verzeihe dir.»
    Wieder trat ein langes Schweigen ein, während ich auf meine Schuhe hinabschaute und er grinste. Und dann stammelte ich, um irgendetwas zu sagen: «Und mit wem bist du nun
nicht
verheiratet?»
    Jetzt war es an ihm, den Blick zu senken, und er zog die Stirn in Falten und kickte nach einem kleinen Riss im Asphalt. «Melanie», sagte er. «Erinnerst du dich? Mel Potter. Aber wir sehen uns nicht so oft. Haben nur die Kinder gemeinsam.»
    «Ach, Mel», meinte ich. Sie war immer die Anführerin seiner ganz persönlichen Truppe von Groupies gewesen, deren herausstechendste Eigenschaften Hammerbrüste und ein hübsches Teddybärgesicht gewesen waren. «Cool. Na ja», sagte ich. «Wir sollten uns mal auf ein Bier oder so treffen. Aber jetzt muss ich nach Hause, weil meine Mutter mir Frühstück macht.»
    «Schon?», sagte er, und sein Gesicht fiel ein winziges bisschen in sich zusammen. «Also gut.»
    Er nahm seine orangerote Kappe ab, lächelte wieder und kratzte sich am Kopf. Seine Locken waren verschwunden, und seine Stirn hatte sich bis zum Oberkopf ausgedehnt, wo die honigfarbenen Haare begannen, die nach all den Jahren allerdings dunkler waren. «Na ja, ichweiß nicht», meinte er. «Du hast ganz schön was angestellt, Queenie. Parkst achtundvierzig Stunden illegal hier. Ich weiß einfach nicht so recht.»
    Ich schmollte ein bisschen, und er lachte und meinte: «Ich sag dir was. Ich nehm dich beim Wort, was die Einladung zum Bier angeht, und dafür kriegst du keinen Strafzettel. Wär das ein Deal?»
    «Klingt

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