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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Avenue. Durchs Rückfenster sah der Gangster noch, wie Cesare die Frau wieder aus dem Wasser zog. Erbost warf Big Dutch die Waffe auf das Polster.
    »Haben Sie ihn erwischt, Boss?« fragte der Fahrer über die Schulter.
    »Nein«, knurrte Big Dutch.
    »Wohin jetzt, Boss?« fragte der Fahrer beinahe vergnügt.
    »Zum Gewerkschaftsbüro.«
    In diesem Moment gab es einen lauten Knall. Big Dutch griff hastig nach dem Revolver in seiner Tasche. Der schwere Wagen holperte und bumste und rutschte seitlich weg. Der Fahrer lenkte ihn an den Randstein. »Haben einen Platten«, sagte er.
    Big Dutch starrte ihn an. »Sonst noch was?« rief er bissig, stieg aus und winkte einem vorbeikommenden Taxi.
    Fünfzehntes Kapitel
    »Bist du verletzt?« fragte Cesare, als er die triefendnasse Ileana aus dem Wasserbecken des Springbrunnens hob. Der Schrecken stand ihr noch im Gesicht.
    »Cesare, haben diese Banditen auf dich geschossen?«
    Er blickte schnell nach allen Seiten. Es kamen jetzt Leute aus dem Gebäude. »Nicht sprechen.« Er führte sie rasch zum Trottoir und hielt ein Taxi an. Sie stiegen ein.
    »Hotel The Towers«, wies Cesare den Chauffeur an. Sobald sie saßen, wiederholte er seine Frage, ob sie verletzt sei.
    »Nein, es hat mir nichts geschadet.« Sie war noch wie betäubt. »Aber sie haben auf dich geschossen, nicht wahr?«
    »Ich hatte keine Zeit, mich zu erkundigen.«
    Sie fing an zu zittern. Cesare zog seinen Mantel aus und umhüllte ihre Schultern. Sein Blick war kalt und hart, als er sagte: »Kein Mensch darf davon etwas erfahren, hast du verstanden?«
    »Ja«, murmelte sie und war bemüht, das Klappern ihrer Zähne zu unterdrücken.
    Wenig später hielten sie vor dem Hotel. Cesare bezahlte den Fahrer. Er hatte eine Zwanzigdollarnote so in der Hand, daß der Mann sie sehen konnte. Er sagte: »Sie haben uns bestimmt nicht hierher gefahren, verstehen Sie?«
    Die Banknote verschwand in der Faust des Chauffeurs. »Verstanden. Habe Sie nie gesehen.«
    Cesare schloß die Tür zu Ileanas Zimmer auf und trat zurück, um sie hineinzulassen. »Vielleicht ist es besser, wenn ich erst mal mit dir nach oben gehe. Ich fürchte mich heute abend, allein zu sein«, sagte sie.
    Er überlegte einen Augenblick. Vielleicht wäre es gut, diese Nacht bei ihr zu verbringen.
    »Einverstanden. Ich werde mich aber erst umziehen«, sagte er. »Es dauert nicht lange, dann bin ich wieder bei dir.«
    Big Dutch saß in seinem leeren Büro im Gewerkschaftshaus. Er griff nach der Flasche Whisky auf seinem Schreibtisch und schenkte sich wieder ein. Von nebenan hörte er schwaches Gemurmel. Die Hafenarbeiter waren bei der Morgenzählung. Er nahm sein Glas und goß den Inhalt hinunter.
    Vielleicht hatten die anderen doch nicht ganz unrecht, wenn sie meinten, daß sich ein so bedeutender Mann wie er mit solchen Jobs nicht befassen und sie lieber den jungen Bengels überlassen sollte. Wenn die das auch nicht so gut konnten wie er - jedenfalls hatte er mehr zu verlieren als sie.
    Sehnsüchtig dachte er an seine Jugendzeit. Schöne Tage waren das doch damals! Die Prohibition und so weiter. Die Welt stand seinesgleichen offen. Man sagte den Konkurrenten auf den Kopf zu, was man von ihnen dachte, und wer einem in die Quere kam, den nahm man entsprechend aufs Korn. Man brauchte nicht zu warten, bis ein lausiges »Konsilium« zusammentrat und Beschlüsse faßte.
    Er erinnerte sich noch gut daran, wie Lep ihn und Sam Vanicola in die kleine unkonzessionierte Kneipe in Brooklyn bestellt hatte. »Sam und du, ihr beide werdet einen kleinen Ausflug nach Monticello machen und Varsity Vic umlegen«, hatte er gesagt. »Er ist mir in letzter Zeit ein bißchen zu üppig geworden. Er muß von der Bildfläche verschwinden, aber restlos. Kapiert?«
    »Okay, Lep«, hatten sie gesagt, waren an die Theke gegangen und hatten sich mit sechs Flaschen Whisky eingedeckt, damit
    ihnen die Fahrt nicht zu langweilig wurde.
    Als sie draußen waren, stritten sie sich, welches Auto sie nehmen sollten. Er konnte Sams Chevy nicht leiden, und Sam gefiel sein Jewett nicht. Sie schlossen einen Kompromiß und klauten einen großen Pierce, der vor einem der großen Gebäude in Brooklyn Heights parkte.
    Die Fahrt dauerte damals fünf Stunden, und es war fast zwei Uhr morgens geworden, als sie vor Varsity Vics Kneipe an der Landstraße hielten. Sie hatten noch drei Flaschen Whisky im Auto.
    Sie stiegen aus und reckten und dehnten sich. »Schnupper mal die Luft hier«, hatte Sam gesagt. »Riecht

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